Warmes Blut im Schnee, kalte Asche im Gedächtnis
Was immer die Slow Horses treiben, es kommen nicht alle zurück nach Slough House, wo Jackson Lamb, ungewaschen und unfreundlich, doch überaus besorgt, auf seine Joes wartet. Gemächlich fängt der sechste Fall für Jackson Lamb in der Reihe der Spionageromane von Mick Herron an. Doch wenn sich Louisa Guy aufmacht, den Sohn ihres toten Geliebten zu suchen, fallen sämtliche Pferde in Galopp, und auch der Schnee in Wales kann sie nicht aufhalten. In Joe Country herrscht nicht nur Düsternis und Todesangst, auch Liebe und , und der beißende Witz des Autors haben Platz.
Getanzte Gefühle, bis der Schmerz vergeht.
Fünf Tänzer:innen wuseln über die Bühne im Kasino am Schwarzenbergplatz, bringen die Leuchtkörper in Positionen, schaffen sich Raum und beginnen ihn gemeinsam zu erobern. Ausatmen, einatmen, den Atem anhalten, Stillstand, ausatmen, den Körper in Bewegung bringen. Michèle Anne de Mey hat sich für ihre Choreografie Blue Smile von den herzzerreißenden Songs Janis Joplins inspirieren lassen und das poetische, mitreißende Stück im Rahmen von ImPulsTanz gezeigt.
Der Name Lampe muss nun völlig vergessen werden
Der Lampe, Martin Lampe, muss von unsereins nicht vergessen, sondern erst ins Gedächtnis geholt werden. Zu seinen Lebzeiten allerdings war der Mann in ganz Königsberg und darüber hinaus bekannt. Noch bekannter als der Dienstbote Lampe war allerdings sein Herr und Meister, Immanuel Kant. Alles klar? Martin Lampe war vierzig Jahre des Philosophen Diener und, so will es der Autor Felix Heidenreich, sein Quälgeist. Der Diener des Philosophen ist der jüngste Roman Heidenreichs, in dem er sich mit Sachkenntnis und Humor mit dem Verhältnis zwischen Herrn und Diener, konkret mit der Beziehung Martin Lampes zu Immanuel Kant und vice versa beschäftigt.
Was der Körper erbt und was ihn prägt
Auch der Körper spricht, Wörter sind nicht notwendig. Mitunter beginnt ein Tanzstück doch mit Wörtern, langen Gesprächen, Erkenntnissen und Bekenntnissen. Dann werden die Wörter wieder weggelassen, in Bewegung, in Tanz umgewandelt. Adél Juhász, Karin Pauer und Sasha Portyannikova erzählen in der Choreografie Delicate von Anna Biczók ohne Wörter, was sie unterscheidet und was sie eint. Die Wien-Premiere von Delicate am 21. Juli hat im Rahmen von ImPulsTanzFestival / [8:tension] stattgefunden.
Am Strand mit Blick ins unendliche Nichts
Miramar – so werden in Urlaubsländern romanischer Zunge Zimmer mit Meerblick angepriesen, auch wenn man sich mitunter aus dem Fenster hängen muss, um den Schaum der Wellen zu sehen. Wenn Choreograf Christian Rizzo in seinem Ballett miramar diesen Blick verspricht, dann nützt kein akrobatisches Kunststück: Das Meer ist nicht zu sehen. Zehn Tänzer:innen plus eine Tänzerin (das Programmh nennt 10+1) blicken ins Nichts. Das Publikum sieht nur deren Rücken. Ein beklemmendes, geheimnisvolles, magisches Tanzstück. Am 21. Juli war Rizzos Compagnie aus Montpellier im Rahmen des ImPulsTanzFestival im Volkstheater zu Gast. Die Beklommenheit hat anfangs auch den verdienten Applaus gedämpft.
Lemonismus – ein neuer -ismus setzt sich durch
Es ist eine junge Kunstrichtung, die im Körper einer Japanerin, der in Wien agiert, ihren Anfang genommen hat und sich, wenn schon nicht über die ganze Welt, so doch über die Jahre hinweg ausgebreitet hat. Die Tänzerin, Choreografin, Sängerin, Pianistin, Dichterin und Performerin Akemi Takeya, geboren in Japan und seit 1991 in Wien zu Hause, hat den Lemonismus begründet. Vermutlich, damit sie die vielen -ismen, womit in Europa Kunstbewegungen kategorisiert werden, besser versteht. Jetzt hat sie Frieden mit der künstlerischen Buchhaltung geschlossen: Der Zitronismus befreundet sich mit dem Dadaismus und der Nonsens feiert ein Fest: The Act of Lemodada, im Rahmen von ImPulsTanz im mumok, uraufgeführt am 20. Juli.