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brut: Emotionen +Transformationen

Pierre: Giorgia Scisciola knieend, Laureen Drexler schwebend.

Der Balletttänzer François-Eloi Lavignac gibt auf und wendet sich dem Freien Tanz und der Performance zu. Mutig zeigt er sein erstes Solo, Fifth position im Studio brut. Im Rahmen der Huggy Bears Days wird am selben Abend auch ein Duo gezeigt. Laureen Drexler und Giorgia Scisciola nennen ihre Performance Pierre / Stein und denken dabei an den Marmor, der hart scheint, doch unter Druck bearbeitbar und wandlungsfähig ist. Premiere dieses interessanten Doppelabends war am 12. November. 

François-Eloi Lavignac: Noch einmal auf Spitze tanzen.Tapfer stürzt sich der ehemalige Tänzer im Wiener Staatsballett François-Eloi Lavignac auf die freie Wildbahn, erinnert sich an die Jahre auf Spitze und bemüht sich, den Abschied zu verkraften. Mühelos steht er in der schwierigen Fünften Position, arbeitet zur Musik von Chopin an der imaginären Stange, zeigt Drehungen und Sprünge und träumt davon, an die Spitze zu tanzen, in die Reihe der Étoiles, wie die Ersten Solisten in seiner Heimat Frankreich genannt werden, aufgenommen zu werden. François-Eloi Lavignac:  Ein Mann am Scheideweg, muss die Erinnerungen abschütteln.Doch der Traum zerfällt zu Schaum, er wird als nicht gut genug eingestuft, „Du bist kein Prinz“, sagt der Ballettmeister. Das schmerzt mehr, als die Verletzungen, die das Avancement verhindern. François will den Spitzentanz aufgeben und kommt doch nicht los davon.Auch wenn er nicht mehr auf der Sitze tanzt, er bleibt ein Balletttänzer. Das Verhältnis des Tänzers zu seiner Kunst ist emotional, körperlich, erotisch. Wie die Liebe. Françis schreit trauer und wut heraus: „Fifrh position“Und auch davon erzählt Lavignac. Der Körper als Ausdrucksmittel genügt ihm nicht, er braucht auch Wörter, hervor gesprudelte Sätze. Dass ihm dabei so manche Passage dieses neuen Werks am Beginn eines neuen Lebens zu lang gerät, fällt ihm nicht auf. Nicht nur seine Freunde und seine Familie spenden reichlich Applaus, auch das Publikum, das möglicherweise zum ersten Mal einen Tänzer an der Stange, eine Pirouette und einen Port de bras zu sehen bekommen hat, Laureen Drexler, Giorgio Sciscola , noch haben sie nicht zusammengefunden.zeigt sich ergriffen und begeistert. 
Nach der Pause sind die beiden Tänzerinnen Laureen Drexler und Giorgia Scisciola auf der Bühne. Pierre ist der Titel ihrer Performance und Steinen gleich liegen sie, auf dem Boden, sitzen auf den Objekten, wechseln im Black-out die Positionen und die Orte. Allmählich nähern sich die beiden einander an, versuchen unterschiedliche Stellung, bewegen sich tänzerisch und akrobatisch, sind aggressiv und zärtlich und schonend sich nicht, wenn sie hart auf den Boden knallen. Es geht nicht mehr um die Vormachtstellung. Giorgia  hält Laureen im Arm.Das Kämpferische wandelt sich im Fluss der Bewegungen in Sanftheit, ein Gleichlang zwischen Bewegung und Stillstand entsteht.  Die Tänzerinnen finden einander in einem spielerischen Pas de deux.Es ist spannend und auch vergnüglich den Beiden zuzusehen, wie sie eine gemeinsame Körpersprache finden und doch Individuen bleiben. Zwei im geichen Schritt.Längst ist die Metapher vom Marmor vergessen, die Widersprüche sind beseitigt, Laureen Drexler und Giorgia Scisciola sind sich einig. Eine großartige Performance, die zu Recht bejubelt worden ist.
Sowohl François-Eloi Lavignac als auch Laureen Drexler und Giorgia Scisciola haben neun Monate am Unterstützungsprogramm von Huggy Bears teilgenommen.

François-Eloi Lavignac: Fifth position, ein Solo
Konzept & Performance: François-Eloi Lavignac; Sounddesign / Komposition: Giorgio Fourés.
Fotos: © Iris Writze
Laureen Drexler, Giorgia Scisciola: Pierre, ein Duo
Konzept; Choreografie & Performance: Laureen Drexler, Giorgia Scisciola
Musikarrangement: Bene Meschik, Mac McManus / OSZILLATOR; Sitzobjekte: Markus Töll / SUPERSEDIA; Licht: Theresia Hausner
Fotos: © Doron Nadav
Aufführungen: 12., 13., 14. November 2026, brut studio
Der Doppelabend ist eine Koproduktion von Huggy Bears, brut Wien und Wuk performing arts.