Jungautor Russell Franklin verblüfft mit einem fulminanten Debüt. © Kein&Aber

Großartig! Kaum zu glauben, dass dieser Roman ein Erstling ist. Doch Russell Franklin, ein unbekannter junger Mann Anfang dreißig aus der kleinen Stadt Solihull in England, hat es geschafft. The Broken Places ist ein perfekter Roman, basierend auf dem schwierigen Leben von Gregory Hemingway, dem jüngsten Sohn von Ernest Hemingway. Auf Deutsch heißt diese fiktionale Biografie Hemingways Kind, was überhaupt nichts aussagt. Greg und /oder Gloria wäre passend oder einfach, angelehnt an den englischen Originaltitel: Kaputte / beschädigte Orte, auch Der Schatten des Vaters, ein Mühlstein könnte mir gefallen. Doch Buchtitel werden von der Marketingabteilung diktiert, da haben nicht einmal die Autor:innen etwas zu sagen und rezensierende Leserinnen schon gar nicht.

Ditta Rudle
Ausschnitt aus der Tabula  Peutingeriana, aufbewahrt in der ÖNB. © gemeinfrei

Um die Gegenwart zu verstehen, müssen wir die Vergangenheit kennenlernen. Dabei helfen Bücher, in ihnen ist die Geschichte, sind auch Geschichten aufgezeichnet. Die Buchrestauratorin und Antiquarin Sarah und ihr Begleiter, der Bibliothekar Benjamin Ballantyne, sind sich darüber einig. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einer alten Landkarte. Elisabeth Beer erzählt mit ihrem Roman, Die Bücherjägerin, eine bezaubernde Geschichte, die nicht allein ein Reisebericht ist, sondern auch von einer Zeit der Trauer und einer Zeit der Liebe berichet.

Ditta Rudle
Andrej Kurkow: Autor mit Humor.

Der ukrainische Autor Andrej Kurkow schreibt über den Krieg. Es ist nicht der aktuelle Krieg, ein von Russland ausgelöster Angriffskrieg, von dem er erzählt, sondern von einem Krieg, der vor mehr als hundert Jahren in der Ukraine stattgefunden hat, als 1917 nach der sogenannten Oktoberrevolution das große Chaos ausgebrochen ist. Mittendrin versucht der Polizist Samson seine Nadja zu finden und zu überleben. Samson und das gestohlene Herz (сердце не мясо / Das Herz ist kein Fleisch) ist die Fortsetzung des Romans Samson und Nadjeschda von Andrej Kurkow und ebenso herzzerreißend wie herzerwärmend.

Ditta Rudle
Mick Herron kennt die Geheimnisse des Geheimdienstes. © AP Photoː Matt Dunham, seattletimes.co

Was immer die Slow Horses treiben, es kommen nicht alle zurück nach Slough House, wo Jackson Lamb, ungewaschen und unfreundlich, doch überaus besorgt, auf seine Joes wartet. Gemächlich fängt der sechste Fall für Jackson Lamb in der Reihe der Spionageromane von Mick Herron an. Doch wenn sich Louisa Guy aufmacht, den Sohn ihres toten Geliebten zu suchen, fallen sämtliche Pferde in Galopp, und auch der Schnee in Wales kann sie nicht aufhalten. In Joe Country herrscht nicht nur Düsternis und Todesangst, auch Liebe und , und der beißende Witz des Autors haben Platz.

Ditta Rudle
Felix Heidenreich, Autor, Politikwissenschaftler und Philosoph. @ Julia Ochs

Der Lampe, Martin Lampe, muss von unsereins nicht vergessen, sondern erst ins Gedächtnis geholt werden. Zu seinen Lebzeiten allerdings war der Mann in ganz Königsberg und darüber hinaus bekannt. Noch bekannter als der Dienstbote Lampe war allerdings sein Herr und Meister, Immanuel Kant. Alles klar? Martin Lampe war vierzig Jahre des Philosophen Diener und, so will es der Autor Felix Heidenreich, sein Quälgeist. Der Diener des Philosophen ist der jüngste Roman Heidenreichs, in dem er sich mit Sachkenntnis und Humor mit dem Verhältnis zwischen Herrn und Diener, konkret mit der Beziehung Martin Lampes zu Immanuel Kant und vice versa beschäftigt.

Ditta Rudle
Armin Strohmeyr, Autor von Biografien und Porträts. © privat

Der Germanist Armin Strohmeyr spürt mit Leidenschaft und Akribie Lebenslinien nach und formt daraus leicht zu lesende Porträts, vornehmlich von bekannten oder interessanten Frauen. Angetan hat es ihm aber auch die Münchener Familie Mann. Die Geschwister Klaus und Erika Mann sind bereits mehrfach durchleuchtet worden und nun sind alle sechs dran, die drei männlichen und drei weiblichen Kinder von Thomas Mann, dem in Lübeck aufgewachsenen Nobelpreisträger. Ein Zitat ziert den Titel der Geschichte der Geschwister Mann. Was Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael verband und was sie trennte, „Wir sind unser sechs“.

Ditta Rudle