Anne Teresa De Keersmaeker: Kein Staub auf Opus 1
Erst 21 Jahre ist die Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker, als sie 1982 ihr Meisterstück auf der Bühne des hundertjährigen Börsentheaters Beursschouwburg in Brüssel zum ersten Mal zeigt. In Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich tanzt sie ein Solo und gemeinsam mit Michèle Anne De Mey drei Duette. 36 Jahre hat sie ihr Opus 1 weiter getanzt, dann hat sie die fünf Bewegungen an die nächste Generation weitergegeben. Im Rahmen von ImPulsTanz tanzen im Volkstheater Laura Bachman und Soa Ratsifandrihana.
Choreografierter Atem, geatmeter Tanz – « M »
Seit mehr als 30 Jahren ist die Tänzerin und Choreografin Marie Chouinard, Officer of the Order of Canada, zu Gast in Wien. Im diesjährigen ImPulsTanzFestival zeigt sie mit zehn Tänzer:innen ihre jüngste Kreation: « M ». Expressiv und voll Lebensfreude bewegen sich zwölf Tanzkörper im wechselnden Licht auf der Bühne des Volkstheaters. Auch die letzte Vorstellung im Rahmen des ImPulsTanzFestival war ausverkauft und ist mit Begeisterung aufgenommen worden.
Sex and Crime bunt gemischt – Willi ist schuld
Es wird getanzt und gestampft, gesungen und gebrüllt und am Ende auch geduscht. William Shakespeare ist Pate für zwei Abende über und mit Sex and Crime. Billy’s Joy und Billy’s Violence sind Komödien und Tragödien Shakespeares durch die Brille der Needcompany gesehen. Beide Stücke werden während des ImPulsTanzFestival im Akademietheater präsentiert. Das Mordsspektakel stammt aus dem Jahr 2021; der Freudentanz hat in Wien seine Uraufführung überlebt. Der Premierenapplaus am 11. Juli war nicht gerade überwältigend.
Schwankende Schatten, flüchtige Bilder
Sechs Tänzer:innen, drei Instrumentalisten und drei Kameras ergeben ein Pandämonium an kaum zu fassenden Figuren, einen ephemeren Bilderbogen, ein Spiegelkabinett auf unsicherem Boden. Living in funny eternity L.I.F.E nennen Liquid Loft & Bulbul die Choreografie von Chris Haring, uraufgeführt im Rahmen von ImPulsTanzFestival am 9. Juli auf der Bühne des Burgtheaters, die zugleich der Zuschauerraum ist.
Das Schreibgen als sechsfacher Familienfluch
Der Germanist Armin Strohmeyr spürt mit Leidenschaft und Akribie Lebenslinien nach und formt daraus leicht zu lesende Porträts, vornehmlich von bekannten oder interessanten Frauen. Angetan hat es ihm aber auch die Münchener Familie Mann. Die Geschwister Klaus und Erika Mann sind bereits mehrfach durchleuchtet worden und nun sind alle sechs dran, die drei männlichen und drei weiblichen Kinder von Thomas Mann, dem in Lübeck aufgewachsenen Nobelpreisträger. Ein Zitat ziert den Titel der Geschichte der Geschwister Mann. Was Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael verband und was sie trennte, „Wir sind unser sechs“.
Machtgier und Korruption fallen in die Grube
Die Grube, in die diverse Lokalpolitiker und -innen fallen, haben sie sich selbst gegraben, als sie meinten, mit einem überraschend aufgetauchten antiken Theater Ruhm und Reichtum zu gewinnen. Das Traumtheater / Il teatro dei sogni nennt der italienische Erfolgsautor Andrea de Carlo seinen jüngsten Roman, eine beinharte und überaus unterhaltsame Satire auf italienische Verhältnisse. Doch man müsste nur die Namen der Orte und der handelnden Personen austauschen und schon ist die Lombardeii nach Österreich verlegt.