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makemake Produktionen: „Wo ist Wald?“, Performancece

Wo ist Wald? Das Holz auf der Bühne war einmal Wald.

Wenn im Dschungel Wien ein über den Wald gesprochen wird, dann verstehen auch hörbehinderte Kinder, was erzählt wird. In der Produktion Wo ist Wald? wird der Text von den vier Darstellerinnen auch in Gebärdensprache übersetzt. Musik und Töne werden als bewegte Grafik sichtbar gemacht. Eine Aufführung, in der Inklusion auf perfekte Weise praktiziert wird.

Dies Holz auf der Bühne symbolisiert den Wald, die Darstellerinnen spielen die Bewohnerinnen.Der Anfang ist das Ende, das Ende des Waldes. Auf der erhöhten Bühne ist  eine Baustelle aus frisch geschnittenen Holzklötzen aufgebaut. Emsig wird damit gearbeitet, Türme und Häuser werden errichtet und wieder demoliert; Holz fällt mir Krach von der Bühne, ein Chaos entsteht und die ordnung wird wieder hergestellt. Ich wähne mich im falschen Stück, doch die jungen Zuschauerinnen sehen dem Baukötzespiel gespannt zu.
Endlich erfahren wir, woher das viele Holz kommt und wozu es da ist: das frisch riechende, weiße Holz war einmal ein Baum, und da, wo jetzt das Theater Dschungel Wien steht, war einmal, vor langer, langer Zeit ein Wald.Natürlich wohnen auch Spinnen im Wald.Klar wird jetzt auch, was die bunte, im Licht aufleuchtende bunte Kabelwirrnis bedeutet. Es fließt kein Strom durch, es sind die Wurzeln der vielen Bäume, die einmal im Wald gestanden sind. Dass die Bäume damit kommunizieren und einander helfen, wird in den beiden Sprachen (Laute und Gebärden) erklärt. Und auch dass so ein Baum mit einem Haus mit Keller und Dachboden, erstem und zweitem Stockwerk verglichen werden können. Alle diese Etagen sind bewohnt, von winzigen Bakterien bis zu den schädlichen, doch für die tierische Landwirtschaft im Wald wichtigen Borkenkäfern. Die Ameisen sind überall, davon erzählen die ständig krabbelnden Finger der Darstellerinnen.
Es gibt viel Interessantes über den Wald, sein Wachsen und Werden und die oft störenden Eingriffe der Menschen zu erzählen. Dazu wäre es nicht notwendig gewesen die Tiere zu vermenschlichen, sie piepsend und knurrend sprechen zu lassen. Wenn die Darstellerinnen unter einer flexiblen Decke auf allen Vieren durch den imaginären Wald kriechen oder zwischen den Wurzeln aus dem Keller auftauchen, genügt das, um die Fantasie der Kinder anzuregen. Was jedoch ein Fuchs im Plüschkostüm dabei macht, ist mir nicht klar. Jedenfalls ist er im Wald und auch in der Vorstellung ein Störfaktor. Nicht notwendig für abwechslungsreiche Vorstellung sind Tausendfüßler-Witze, zumal nur die auf der Bühne darüber lachen, die Kinder bleiben ernst. Besser gefällt ihn die schnell sprechende Eintagsfliege, die gemeinsam mit dem Stein über die Zeit nachdenkt, die zwar für alle vorangeht, doch von jeder / jedem anders empfunden wird. Es gibt nicht nur eine gefühlte Temperatur, sondern auch eine gefühlte Zeit, obwohl beides physikalische Größen sind, die gemessen werden können.
Faszinierend ist die Audio Visualisation, bewegte Grafiken in allen Farben die auf einer Wand am hinteren Waldesrand den Blick auf sich lenken. Was auf den ersten Blick wie eine Animation aussieht, ist das sichtbar gemachter Sound. Die sich ständig bewegenden Muster, die Wellen und reihen, die Sterne, Monde und Sonnen verändern sich synchron zur Musik. Hörbehinderte sehen, was andere hören, sowohl die Musik als auch die Sprache. Dadurch verdient die Produktion einen Preis.
Wo ist Wald? fragt das Performanceteam und am Ende der Stunde weiß man es: im Grunde überall.

makemake Produktionen + Schäxpir Festival: Wo ist Wald?, Performance in Laut- und Gebärdensprache,  ab 8 Jahren, Dschungel Wien-Premiere: 22.10.2025
Performance + Stückentwicklung: Pam Eden, Nora Jacobs, Martina Rösler, Johanna Wolff:
Text + Dramaturgie: Anita Buchert, Mika Acke; Komposition: Elise Yuki Mory;
Bühne: Mirjam Stangl; Kostüme: Maria-Lena Poindl;
Endregie: Kathrin Herm; Produktion Julia Haas; Kommunikation Magdalena Fibich: Regieassistenz: Tara Luger, Ausstattungsassistenz: Lucia Herber
Fotos: © Apollonia Theresa Bitzan
Die Vorstellungsserie hat am 26.10. ein vorläufiges Ende gefunden. Ab 
25.2.2026 kommen noch einmal fünf Vorstellungen auf die Bühne des Dschungel Wien.