
Wenn nach wochenlangem Nachdenken, Sammeln und Probieren endlich ein fertiges Stück gezeigt werden kann, das den Eindruck erweckt, es entstünde hier und jetzt unmittelbar vor dem Publikum, dann kann man ganz sicher sein, dass die Schallundrauch Agency, geleitet von Janina Sollmann und Gabriele Wappel, mit ihrem Team zu sehen, zu hören und zu bestaunen ist. Und das, man glaubt es kaum, seit 20 Jahren. An Frische und Unmittelbarkeit hat Schallundrauch nichts eingebüßt.
Eine Einladung ins Eldorado, vormals Universum, freundlichst ausgesprochen vom ideenreichen Kollektiv Spitzwegerich. (Gehäuse) nennen die Wegeriche (die Medizin bescheinigt ihnen „Reizmilderung und Entzündungshemmung“) die Aufführungsserie in vier Etappen, deren letzte, (Gehäuse): Aurum, im neuerdings „Theater am Werk“ benannten Gehäuse unter dem Petersplatz in Wien am letzten Oktobertag premierenadäquat bejubelt worden ist. Trotz Halloweenabend ist nicht gegruselt worden, hingegen überrascht, fasziniert, ein wenig verwirrt und bestens unterhalten.
21 Tänzer:innen in hauchzarten enganliegenden Ganzkörpersuites unter rosafarbenem Licht in streng geometrischer Ordnung. Im Eröffnungsbild von Olivier Dubois Choreografie Come Out zur gleichnamigen Musik von Steve Reich beeindruckt die Bodhi Project Dance Company nach der Premiere im Salzburger Tanzfestival Sommerszene auch im Tanzquartier in Wien. Kräfteraubende 50 Minuten, die die Dichotomie des Lebens, Anspannung und Ermattung, Gemeinschaftssinn und Selbstbestimmung, widerspiegeln.
Es könnte eine Zeitungsmeldung sein: Freitod zweier Jugendlicher. Romeo M. und Julia C. geraten in die Hochspannungsleitung und sterben zuckend unter Starkstrom. Sie wollten es so, weil ihre Liebe nicht geduldet worden ist. Caroline Finn inszeniert William Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ mit dem hervorragenden Ensemble TANZ LINZ im Musiktheater. Bei der Premiere am 7. Oktober zeigt sich Publikum lautstark begeistert.
Mit der Uraufführung eines fulminanten Tanzstücks haben die Choreografin / Regisseurin Corinne Eckenstein das jugendliche Publikum im Dschungel begeistert. Die Tänzerin Maartje Pasman, der Sänger und Tänzer Futurelove Sibanda und der Choreograf und Tänzer Joseph Tebandeke zeigen Bühnenpräsenz und extreme Körperarbeit. Vermittelt werden Erkennen des eigenen Potenzials, Selbstbewusstsein, Individualität und Gemeinschaftssinn.
Hyo-Jung Kang und Brendan Saye eröffneten die Serie des Balletts „Giselle“ in der aktuellen Saison. Sowohl die Erste Solistin Hyo-Jung Kang wie der Erste Solist Brendan Saye haben ihre Rollen, Giselle und Albrecht, zum ersten Mal mit dem Wiener Staatsballett getanzt. Im Corps de Ballet waren ebenfalls mehrere Rollendebüts zu sehen und auch der Dirigent, Wolfgang Heinz, gibt sein Debüt an der Staatsoper. Der Abend hat sich als Tanz in der Porzellankiste entwickelt, vorsichtig statt mitreißend, emotionslos statt gefühlvoll.