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Joseph Cornell – Fernweh, im KHM

Die Tänzerin Tilly Losch © The Joseph and Robert Cornell Memorial Foundation / Bildrecht, Wien, 2015

Nur noch zehn Tage ist die großartige Retrospektive von Joseph Cornells Werk im Kunsthistorischen Museum zu sehen. 30 Jahre war der amerikanische Künstler in Europa nicht präsent, die von Jasper Sharp (KHM) und Sarah Lea (Royal Academy London) kuratierte Ausstellung zeigt wichtige Werke aus allen großen Serien, die Cornell in vierzig Jahren geschaffen hat.

Joseph Cornell war ein Messie, nobler gesagt: ein Sammler. In Antiquariaten, auf Flohmärkten und Billigläden, am Strand, in Wald und Flur fand er ungezählte Objekte, oft winzig klein, die er in seinem Kellerstudio stapelte, um sie zur Hand zu haben, wenn er seine Werke hergestellte. Nicht ohne Grund führt die Ausstellung von Joseph Cornells Kunstwerken direkt ins Kuriositätenkabinett der Habsburger, die „Kunstkammer“ im Halbstock des KHM. Dass er sich für Theater und Tanz interessiert hat, kann bei Betrachtung zahlreicher Collagen und Objekte oder Filme festgestellt werden. Besonders entzückt die Box-Construction "Tilly Losch" (Bild oben) , mit der Cornell die Tänzerin als Marionette an wie einen Ballon an Fäden schweben lässt.  Untitled (Medici Princess) © The Joseph and Robert Cornell Memorial Foundation / Bildrecht, Wien, 2015

„Joseph Cornell ist eine der großen Überraschungen in der Kunst“, sagt Kurator Sharp. „Es sah nie wirklich so aus, als würde aus ihm ein Künstler werden. Er konnte weder zeichnen noch malen noch modellieren, er lebte im gemeinsamen Haushalt mit seiner Mutter, er trank nicht, er rauchte nicht, er trieb sich nicht in Bars herum, und er war zu nervös, um eine irgendwie tragfähige Beziehung zu einer Frau zu unterhalten. Und doch fand er in diesem Umfeld seine eigene, einzigartige Stimme und schuf ein beachtliches Werk, das dort die Hochschätzung und Bewunderung aller fand und bis heute nachwirkt.“

Joseph Cornell Photograph by Hans Namuth Courtesy Center for Creative Photography, University of Arizona © 1991 Hans Namuth EstateJoseph Cornell ist 1903 in New York geboren und da auch 1972 gestorben. Er ist nie aus seinem Geburtshaus ausgezogen und arbeitete lange Zeit (wie der früh verstorbene Vater) als vazierender Vertreter einer Textilfirma. Er kam nie über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus und kannte dennoch die Welt, besonders Kultur, Geschichte und Geographie Europas. Das Motto der Ausstellung – „Fernweh“– bezieht sich auf die rastlose Fantasie und das Talent Cornells im Kopf durch Raum und Zeit zu reisen.
Nichts wie hin! Bis 10. Jänner ist noch Gelegenheit!

Joseph Cornell – Fernweh, täglich außer Montag, 4.1., bis 10. 1. 2016 Kunsthistorisches Museum, Wien. 
„Da steckt die ganze Welt drinnen! Josephs wunderbares Sammelsurium“: Workshop für Kinder, 3.1. 14 bis 16.30 Uhr. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..