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Le Corsaire – Alexandru Tcacenco ist Lanquedem

Erlebnis "Le Corsaire: Denys Cherevychko mit Nina Poláková

Inmitten einer Bombenbesetzung tanzt der Halbsolist Alexandru Tcacenco, geboren in Chisinau / Moldawien, den Sklavenhändler Lanquedem im Ballett "Le Corsaire". Er schlägt sich wacker. Elektrisierend, wie bereits gewohnt, Denys Cherevychko (Conrad); Nina Poláková (Médora), Nina Tonoli (Gulnare). Keineswegs im Abseits: Masayu Kimoto und Ioanna Avraam (das Liebespaar Birbanto / Zulméa). Ein Erlebnis, nicht nur für den überquellenden Stehplatz, eine Enttäuschung für jene, die mit dem Zettel „Suche Karte“ vor der Oper ihr Glück nicht finden konnten.

Tcacenco darf zufrieden sein, sein Rollendebüt ist gelungen. Ein ernsthafter Lanquedem, der in Legris Choreografie als Einziger mit keiner der vielen Damen liebäugeln darf. Das tut neuerdings Kimoto um so heftiger. Solotänzerin Avraam hat als Zulméa aus ihrem Partner, ebenfalls Solotänzer,  den Charmeur hervor gelockt. Tcacenco tanzt seine Solovariationen sauber und konzentriert, schwungvoll die Präsentation der Gulnare im ersten Akt. Alexandru Tcacenco als Lanquedem. Alle Fotots: © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Ob Rollendebüt oder bereits in der Rolle eingetanzt, neben Cherevychko das Publikum zu verblüffen, ist nahezu unmöglich. Der erste Solotänzer explodiert vom ersten Schritt an in ununterbrochener Steigerung und reißt vor allem im Grand Pas im 2. Akt das Publikum zu einem prasselnden Beifallsgewitter hin.

Masayu Kimoto, Ioanna Aavraam: Birbnato und Zulméa, verliebt und gefährlichDoch kann sich Poláková, elegant, präzise und weich, rasant und energisch, je nach Vorgabe der Musik, gegen das entfesselte Sprungtalent bestens behaupten. Ein fein harmonierendes Paar.

Valery Ovsianikov treibt das Orchester und die Tänzer als nimmermüder Dirigent  mit seiner rasanter Stabführung zu wahren Parforceleistungen, alle bleiben im Takt, die Herzen des Publikums klopfen mit.

Jaimy van Overrem gefällt mir als überaus edler Pasche, der sich von seiner neuen Eroberung Gulnare (Nina Tonoli) zu einem Tänzchen hinreißen lässt. Und das Trio der Odalisken (diesmal Eszter Ledán, Natascha Mair, Anita Manolova) so wie so und immer. Jaimy van Overeem als würdiger Pascha

Im Corps de Ballet, mit einigen kleinen Rollendebüts (etwa Alena Klochkova, Attila Bako, Alexis Forabosco mit der bereits erfahrenen Oxana Kiyanenko im "Pas de Forbans" im 2. Akt), ist keinerlei Müdigkeit zu bemerken, selbst wenn die meisten Damen und Herren bereits seit der Premiere die 10. Vorstellung tanzen – und nebenbei munter für die kommenden Premieren und Aufführungsserien aus dem Repertoire proben.

„Le Corsaire“, 1. Oktober 2016, Wiener Staatsoper.
Nächste Vorstellungen: 11., 14. Oktober mit neuerlichen Rollendebüts. 17. Oktober mit Vadim Muntagirov, Principal Dancer beim Royal Ballet, als Conrad.