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Tanz im brut: „Lost Night“ von Björn Säfsten

Magische Bühnenbeleuchtung für „Lost Night“ von Björn Säfsten

Mit einem Tanzstück des schwedischen Choreografen Björn Säfsten wird das erfolgreiche Festival imagetanz am 11./12. April beendet. Sophie Augot, Alexander Gottfarb und Salka Ardal Rosengren versuchen, mit Wörtern, Gesang und Bewegung über Gefühle zu kommunizieren. Eine beeindruckende Arbeit, stimmig, spannend und im richtigen Tempo.

„Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen?“ fragt auch Hamlet.Drei Körper in dunkler Nacht. Sie müssen Albträume haben, denn plötzlich schrecken sie empor, nehmen einander wahr und versuchen ihre nächtlichen Erlebnisse zu erzählen. Doch es fehlen ihnen die Wörter, stotternd bilden sie keine Sätze. Die Gemeinschaft entsteht dennoch, sie singen gemeinsam einen Refrain aus Lauten, Konsonanten und Vokalen. Das entspannt alle drei. Aus schweren Träumen erwacht, wollen die drei davon erzählen. Wenn die Gefühle so tief sitzen und so schwer im Körper lasten, dass sie nicht an die Oberfläche wollen, nicht in Worte gefasst werden können, wenn alle Versuche scheitern, mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten, dann muss nach anderen Medien gesucht werden. Der menschlichen Natur stehen mehr Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung als die Sprache. Gesten und Gesang, Tanz und Berührung können über Gefühle erzählen und diese durch den Austausch leichter erträglich machen. Über Gefühle zu sprechen, fällt schwer, die Zuhörerin braucht Geduld.
Die Versuche, Gefühle, dunkle Gefühle, auszudrücken und zu kommunizieren, sind in mehrere Etappen geteilt, dazwischen liegen die Nächte mit ihren Träumen. Die erste Nacht liegt im völligen Dunkel, doch je erfolgreiche die Kommunikationsversuche werden, je näher sich die drei mit Gesang, Tanz und vorsichtiger Berührung kommen, desto heller wird es auf der Bühne. Der Komponist Hans Appelqvist lässt ein silbernes Glockenspiel erklingen, der Godspot, eingeschaltet von Licht-Designerin Susann Hedin, verwandelt die Bühne in einen magischen Raum. Auch im Tanz kann gesprochen werden, ohne Stimme, mit dem ganzen Körper.
Auch wenn Säfsten berichtet, dass er für diese sorgsam gestaltete Choreografie durch den Tod seiner Mutter zu Lost Night angeregt worden ist, dennoch erstickt die Performance nicht in Trauer. Die Versuche, sich auszudrücken, bewegen den gesamten Körper, was zu durchaus komischen Momenten führt. Und wenn das Trio nach der letzten Nacht wieder aus dem Schlaf geschreckt ist und sich nur noch dem raumgreifenden, nahezu fröhlichen Tanz hingibt, entstehen feine kleine Szenen, die lächeln lassen. Der schwedische Choreograf Björn Säfsten zu Besuch in Wien. © www.bjorn-safsten.com/Etwa, wenn die beiden Tänzerinnen zusammengefunden haben und der Tänzer vergeblich versucht zum Teil des Duos zu werden. Doch bald bricht die Zweisamkeit wieder auf, und es wird im magischen Licht getanzt, getanzt, getanzt.
Björn Säfsten, geboren 1981 in Umeå, lebt als Tänzer und Choreograf in Stockholm. Dort hat er am MDT Stockholm das Festival für zeitgenössische Tanzpraktiken, Within Practice gegründet, das er auch kuratiert.

Björn Säfsten: Lost Night, 11., 12. April, imagetanz im brut.
Idee & Choreografie: Björn Säfsten in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Künstler*innen
Tänzer*: Sophie Augot, Alexander Gottfarb, Salka Ardal Rosengren
 Musik: Hans Appelqvist: Lichtdesign: Susanna Hedin; Produktionsleitung: Anja Arnquist. Fotos: © Märta Thisner