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Verein zur Rettung der Dinge: „Ein kleiner Clown“

Der kleine Clown darf nicht auftreten.

Mit ihrem Puppen- & Objekttheater präsentieren Karin Bayerle und Peter Ketturkat diesmal einen Zirkus, in dem ein kleiner Clown nach oben, am besten auf den Mond, klettern will. Die poetische Produktion ist für Zuschauer*innen ab 4 geeignet, die Uraufführung ist am 15. Februar im Dschungel gefeiert worden.

Tristan und Isolde haben es satt, immer wieder auf der Opernbühne zu sterben, sie wollen im Zirkus zeigen, was sie noch können außer zu singen: schwindelerregende Akrobatik. Annabella, die Kuh, fürchtet sich nicht vor dem Löwen im Käfig. Der Applaus für die beiden Drahtfiguren ist berechtigt. Frau Kran aus Kagran stemmt 1000 kg, der zahme Löwe brüllt furchterregend und die Pferde galoppieren im Kreis, haben so viel Freude daran, dass ihnen die Befehle des Zirkusdirektors egal sind, sie galoppieren immer weiter im Kreis, immer weiter im Kreis. Und die Kuh schaut nicht zu, sie muss mittun, nicht nur, weil Annabella eine poetische Kuh ist und rechnen kann, sondern auch, weil Bronco, das bockige Pferd, seinen Auftritt versäumt hat.

Und der Clown? Lange Zeit muss er sich mit seinem stummen Auftritt im Titel des Stückes begnügen: „Ein kleiner Clown will hoch hinaus“. Doch der Direktor ist dagegen, „Du raus!“, hört der Kleine immer wieder und zieht sich in seinen Wohnwagen zurück. Doch so gut d die auftretenden Artisten ist er auch. Er kann stemmen und turnen, galoppieren und rechnen, nur brüllen kann er mit seiner Piepsstimme nicht. Doch er kann Leitern schleppen, die reichen bis zum Mond. Da oben ist er nicht mehr klein, sondern winzig, der Clown im Mond.Sind schon alle da? Dann kann das Spiel beginnen.

Die Arena steht auf einem Tisch, doch es ist alles da, was einen Zirkus ausmacht: Wohnwagen, der Käfig für die wirklich wilden Tiere, der rote Samtvorhang und die Musik. Und auch die Fantasie der Kinder, denn die ist es, die durch die vergnügliche Zirkusvorstellung angeregt wird. Ketturkat und Bayerle zeigen abstrahierte Figuren aus Draht und Blech, Holz, Kork, Stoff, Perlen und Glas; realistisch ausgeführt mit Knopfnase, rotem Haarkranz und gestreiftem Leiberl ist lediglich der kleine Clown. Wenn keiner mehr da ist, gehört die Arena dem kleinen Clown. Die Figuren und Dinge werden teilweise mechanisch oder sichtbar mit den Händen bewegt. Nüchterne Gehirne sehen den wahren Direktor des Unternehmens, Peter Ketturkat,auch in der Arena agieren und arbeiten, romantische Seelen lassen sich von der Magie des kleinen Zirkus ins Reich der Fantasie entführen und applaudieren den Leistungen der auftretenden Künstler*innen, haben Mitleid miDer kleine Clown auf dem Weg nach oben.t dem Kleinen in seinem gestreiften Hemd, der immer wieder aus der Arena verbannt wird. Ich bin froh, dass die Pferde sich ordentlich benommen und keine Äpfel fallen gelassen haben. Doch Bronco, das seinen Auftritt verweigernde Pferd, hätte ich schon auch gern gesehen.

Am Ende wird der akrobatischen und minuziösen, liebevollen Leistung der beiden wahren Chefs des Unternehmens so heftig applaudiert, wie sie es verdienen. Die erfolgreichen Artistinnen und Tristan der Akrobat ruhen sich aus für die nächste Vorstellung. „Bitte Freundinnen und Nachbarn mitbringen“, sagt der drahtige Direktor. Dann wird es wieder heißen: „Der Zirkus kommt“ und Manager Ketturkat wird mit einem Trichter Trompete blasen.

Verein zur Rettung der Dinge: „Ein kleiner Clown will hoch hinaus“, Figuren- & Objekttheater von und mit Karin Bayerle und Peter Ketturkat. Für Zuschauer*innen ab 4. Uraufführung: 15. Februar 2019, Dschungel Wien.
Weitere Vorstellungen: 16. bis 22. Februar 2019.
Fotocredit: Karin Bayerle, Peter Ketturkat.