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“Monkey Dreams”, ein Experiment im Dschungel

Affenträume: Misato Inoue, Viviana Fabiano, Rino Indiono im Hintergrund.

Drei ChoreografInnen, drei TänzerInnen, ein Tanzstück. Corinne Eckenstein, künstlerische Leiterin des Dschungel, der Schweizer Choreograf Félix Duméril und der niederländische Choreograf Jack Timmermans haben gemeinsam und doch getrennt gearbeitet. Gemeinsam einigte man sich über den Beginn des Stückes, danach arbeitete jeder für sich mit dem Tanztrio und schuf zwei, drei Szenen. Am Ende wurde versucht, diese zu einem Stück zusammengesetzt. Wirklich überzeugend ist dieses Experiment nicht gelungen.

Noch sind die Tiere nicht befreundet: Rino Indiono, Misato Inoue.Überzeugen konnten allerdings Tänzerinnen und Tänzer. Rino Indiono ist im Dschungel kein Unbekannter; die Italienerin Viviana Fabiano hat Timmermans mitgebracht und die zierliche Misato Inoue ist mit Duméril ins Team gekommen. Nicht nur die drei haben unterschiedliche Tanzstile, auch die Szenen, die die Choreografen Duméril und Timmermans und die Choreografin Eckenstein mit den Dreien erarbeitet haben, zeigen ihren unterschiedlichen Zugang.

Der Titel sagt es schon: Drei Tiere im Urwald, die einander nicht kennen und sich auch in der Welt nicht richtig zurecht finden. Sie beschnuppern und erforschen einander, versuchen zu kommunizieren, fürchten sich auch voreinander und sind auch aggressiv und böse, liebevoll und zärtlich. Bald genügt ihnen die Kommunikation durch Bewegung, Mimik und Gesten, durch Berührung und gemeinsamen Tanz nicht mehr und sie versuchen sich auch mit Lauten zu verständigen. Die Sprache des Äffchens, des Vogels und des kleinen Krebses (oder ist Inoue vielleicht ein Fischchen, jedenfalls ein überaus scheues Wesen) sind jedoch so unterschiedlich, dass ein köstliches Kauderwelsch entsteht.Der freche Vogel und der scheue Krebs (Fabiano, Inoue)

Gut gelungen ist die musikalische Begleitung von Simon Ho aus der Schweiz. Lautmalerisch und die Tänzer*innen dezent begleitend, rhythmisch unterstützend versetzt er die Zuschauerinnen in die fremde Welt des bunten Trios. Vogellaute und Affenschreie schaffen trotz der sparsamen Bühnenausstattung – ein paar vielfach verwendbare Quader und Würfel aus silbrig schimmernden Styropor, ein Autoreifen – erzeugen die Illusion des Regenwaldes, schaffen einen geheimnisvollen, auch unheimlichen Raum, in dem sich das tierische Terzett – die anmutige Misato, die kräftige Viviana und der immer zu Späßen aufgelegten Rino – geschickt bewegt.

Doch mangels einer durchgehenden Handlung, ja eines roten Fadens, verliere ich gegen Ende das Interesse an der wechselhaften Kontaktaufnahme der drei. Das Stück rinnt aus, nur noch eine unsichtbare Fliege brummt um die Köpfe der Tänzerinnen und lässt sich nicht fangen. Ein uralter Sketch, der die jungen Zuseherinnen, im Gegensatz zu vielen anderen choreografischen und tänzerischen Einfällen, nicht sonderlich amüsiert. Am Ende: Frede, Freude und vielleicht sogar Eierkuchen. Am Ende, zehn Minuten zu spät für ein kompaktes Stück, stehen alle drei friedlich vereint auf eine der Säulen. Eng beieinander umarmen sie sich und haben Freundschaft geschlossen. Nicht gerade ein fulminantes Finale.

So richtig hervorgewagt hat sich keiner aus dem Choreografie-Trio, die Stunde verrinnt ein wenig konturlos ohne Höhepunkte. Es würde mich interessieren, wie diese „Monkey Dreams“ aussehen könnten, wenn die Choreografen und die Choreografin je eine Kurzchoreografie von 20 Minuten zum selben Thema gestaltet hätten. Unterschiedliche Stile zu vergleichen kann ein spannendes Unterfangen sein.

Das junge Publikum (ab 6) jedoch spendete reichlichen Applaus und war auch in den ersten 40 Minuten richtig begeistert. Ein Experiment birgt auch Brüche und Fehlschläge in sich. Den Versuch war es sicher wert.

„Monkey Dreams“, Dschungel Wien, De Stilte, T42dance.
Konzept, Choreografie:Corinne Eckenstein (Dschungel Wien, A), Félix Duméril (T42dance, CH), Jack Timmermans (De Stilte, NL)
Choreografie, Tanz: Rino Indiono (A), Viviana Fabiano (NL), Misato Inoue (CH)
Musik: Simon Ho (CH), Kostüm: Wika Czakon (NL). Auch das Produktionsteam (Fariba Mosleh, Irma Bouwman, Thomas Péronnet) setzt sich aus Mitarbeiter*innen der kooperierenden Länder zusammen.
Fotos: © Rainer Berson