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Respighi und La Fura dels Baus

"Trilogia", ein multimediales Gesamtkunstwerk. © Corrado Maria Falsini

Eine interessante Kombination gab es im Festspielhaus in St. Pölten zu sehen und zu hören. Das Tonkünstlerorchester spielte die selten an einem Abend gemeinsam zu hörenden drei römischen Tondichtungen von Ottorino Respighi visuell untermalt und umrahmt von einer Videoprojektion von La Fura dels Baus. Dadurch entstand zeitweise eine ungeheuer dichte visuell-akustische Kulisse, die einen in ihren Bann zog und umhüllte.

Die 1928 komponierten Fontane di Roma, als letztes Stück der poeme sinfonici entstanden, stehen am Beginn des Abends. Das mit Abstand längste und mit dem größten Orchester besetzte Stück beginnt mit römischen Kriegstrompeten und einem archaischen Choral, die Spiele im altrömischen Circus schildernd. Nach der Beschreibung eines Pilgerzuges beschließen die beiden Teile "L'Ottobrata" (Das Oktoberfest) und "La Befana" (Das Dreikönigsfest) mit volkstümlichen Melodien die lebhafte musikalische Beschreibung des römischen Lebens.

In Fontane di Roma bezieht sich Respighi auf vier der bekanntesten römischen Brunnen, jeweils zu verschiedenen Tageszeiten. Dabei steht nicht die musikalische Umsetzung der vom Komponisten selbst geschriebenen Inhaltsangabe des Stückes im Vordergrund, sondern die Gefühle und Assoziationen, die die Brunnen im Komponisten auslösten. In diesem Sinne wird auch in Pini di Roma, dem letzten Teil der Trilogie, die subjektive Atmosphäre vier bekannter römischer Orte, darunter die Via Appia und des Hügels Gianicolo, eingefangen.

Auf Grund des Tondichtungscharakters der Stücke bietet sich eine Visualisierung geradezu an.
Mit La Fura dels Baus, die seit den späten achtziger Jahren eine ganz eigene, sehr bildgewaltige Theatersprache entwickelt haben, fand man einen sehr gut geeigneten Partner für dieses Projekt. Die katalanische Theatergruppe hat in den letzten zwanzig Jahren auch große Erfahrungen in der Inszenierung von Opern gesammelt, zuletzt mit Il Trovatore in Paris. La Fura dels Baus: Carlus Padrissa hat die Videos geschaffen. © Hoesl

Nach furiosem Beginn, wo sich Musik und Videoprojektion zu einem großen Ganzen zusammenschließen, verliert allerdings die visuelle Begleitung zwischenzeitlich immer wieder an Spannung, und gleitet zum Schluss mit den wandernden Pinien in entbehrliche Banalitäten ab. Dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, unter der sehr engagierten Führung von Antonio Mendez, gelingt eine intensive und balancierte Präsentation der ausdrucksstarken und expressionistischen Musik von Resphigi.

Insgesamt ein interessanter Abend, der aber nicht ganz die Spannung und die Verschmelzung von Musik und visueller Umsetzung aufrechterhielt, die man sich erhofft hatte.

Tonkünstler-Orchester / La Fura dels Baus: Trilogia Romana, ein multimediales Gesamtkunstwerk, 13.2. 2016, Festspielhaus St. Pölten.