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Theater FoxFire im Dschungel: „Running Wild“

Running Wild: Auf der Schaukel © Rainer Berson

Im dunklen Saal leuchten nur die Gesichter der jungen Darsteller_innen, angestrahlt von ihren Handy-Displays. Noch wird gekichert und geschwätzt im Saal, auf der Bühne ist es still. Sanft schaukeln die Mädchen und Buben auf den Strickleitern. Dann brandet auf der Bühne Lachen auf, das lässt die Schülerinnen und Schüler, manche kennen die Mitspieler_innen aus der Schule, verstummen. Jetzt hat die Bühne die ganze Aufmerksamkeit und das bleibt so, 70 Minuten lang, wenn sechs Mädchen und Buben das spielen und tanzen, was sie bewegt. „Running Wild“ eröffnet die neue Saison im Dschungel mit Corinne Eckenstein als Direktorin.

Tanztheater mit Schwung, vom gut trainierten Ensemble mit professionellem Ernst gezeigt. Ein Stück, das ganz den Spielenden gehört, sprechen sie doch ihre eigenen Texte und haben auch an der Choreografie einiges mitzureden gehabt.

Sieben Wochen hat Eckenstein mit den Kindern geprobt und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Running Wild: Ein Gespräch unter vier Augen © Rainer Berson

Die Darstellerinnen – vier Mädchen und zwei Buben, zwischen 11 und 14 Jahren – werden von der Tänzerin Martje Pasman und dem Tänzer und Sänger Futurelove Sibanda unterstützt. Die beiden sind erfahrene Profis und bewegen souverän auf der mit Strickleitern und Schaukeln ausgestatteten Bühne. Die sechs anderen, sind keine Profis, doch sie tanzen und spielen als wären sie welche. Die bewegliche, schwankende, zu allerlei wagemutigen Zirkusnummern einladende Bühnenausstattung, geben das Thema vor, wie auch die Bewegungen immer wieder das Auf und Ab dieses Alters – kein Kind mehr aber auch sonst nichts, keine Jugendliche (kein Jugendlicher) und schon gar nicht erwachsen – zeigen. Nix ist fix, außer vielleicht, dass sie nicht so sein wollen, wie die Erwachsenen. Aber eigentlich wollen Lino und Marit, Carlos und Aysun, Emilia und Milena noch gar nicht erwachsen werden. Oder doch, aber dann sicher nicht heiraten, verkündet Aysun. In wenigen Sätzen geben die Spieler_innen viel von sich her und machen das ganze Dilemma dieses Alters – „Zwischenjahre“ nennt es Regisseurin Eckenstein – klar.

Running Wild: Im Auf und Ab des Erwachsenwerdens. © Rainer BrsonUnauffällig unterstützt die Musik von Ben Pascal die Emotionen, die von den Darsteller_innen vermittelt werden, von denen sie gebeutelt werden: Sehnsucht nach der schützenden Gemeinschaft und der Wunsch allein zu sein; Fröhlichkeit und Aggression, freundschaftliche Anteilnahme und rohe Rücksichtslosigkeit, Lust auf Selbstständigkeit und Furcht vor der Verantwortung. Gekonnt turnen sie auf der Schaukel der Gefühle und auch auf den realen auf der Bühne. Sibanda und Pasman fügen sich nahtlos in das junge Ensemble ein, sodass alle acht als homogenen Gruppe auftreten.

Auch eine Leistung der Regisseurin / Choreografin. Eckenstein hat es geschafft, die verschiedenen Talente der so unterschiedlichen Kinder auszugleichen, sodass jede / jeder mit ihrem / seinem Part im Gedächtnis bleibt. Manche haben schon (Theater-)Blut geleckt und träumen weiter von Applaus, Jubelrufen und freudigem Getrampel, das diesmal den jungen Künstler_innen gedankt hat.

Theater FOXFiRE: „Running Wild“, Konzept, Regie: Corinne Eckenstein. Mit Lino Eckensein, Aysun Geliksu, Emilia Greifeneder, Marit Krickl, Carlos Lazar, Milena Leeb, Maartje Pasman, Futurelove Sibanda. Gesehen am 27. September 2016 im Dschungel.
Gespielt wird noch am 27. und 28. September und von 11. Bis 15. Oktober.
Von 4. bis 7. Oktober steht wieder „Blutsschwestern“ auf dem Spielplan des Dschungel. Fetziges Tanztheater für Publikum ab 13 mit und über junge Frauen.