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Im Betrieb: Der Tanzraum wird zum Klangraum

The Season of Sound in Der Betrieb am Voggelweidplatz

Zum sechsten Mal öffnet Der Betrieb seine Türe und lädt die Besucherinnen in einen Raum aus Klängen ein. The Season of Sound dauert bis zum 5. April immer Mittwoch bis Samstag von 14 bis 19 Uhr am Vogelweidplatz.

Der Betrieb: Bei der Probe im Soundraum.Auf die 5. Staffel, der von Anna Maria Nowak geleiteten Generations Season, folgt nun in Dem Betrieb eine klingende Staffel, die Season of Sound, geleitet von Alexander Gottfarb. Mit den Tänzerinnen arbeitet diesmal auch das Duo utrumque, Gerhard Eckel und Ludvig Eiblaus, Im Betrieb. Die beiden Musiker, Spezialisten für den Bau raumfüllender akustischer Feedbacksysteme, haben den Tanzraum am Vogelweidplatz in einen Klangraum verwandelt, den sie die gesamte Saison über live bespielen.
Der Betrieb bietet selbst die beste Erklärung an:
Stella Covi, Alexander Gottfarb: Vibration in der Season of Sound.„In dem für Den Betrieb charakteristischen Langformat ist das Publikum eingeladen, Teil einer performativen Klang-Körper-Installation zu werden, in der jede Schallwelle einen Unterschied macht und in der jeder Körper mit seiner je eigenen Masse und seiner spezifischen Präsenz bedeutsam ist.“
Der Tanzraum als Klangraum wird zum begehbaren Musikinstrument.
Gerhard Eckel und Ludvig Elblaus sind „utrumque“. Sie transformieren den Tanzraum als Klangraum in ein Soundinstrument. „Während der Season of Sound transformiert Utrumque Den Betrieb mithilfe von Resonatoren, schwingfähigen Materialien aus Glas, Holz und Metall. Die Resonatoren funktionieren ähnlich wie Lautsprecher: Sie werden von elektrischen Schwingungsgebern zum Vibrieren gebracht und kreieren so dichte klangliche Texturen. Mikrofone nehmen die entstehenden Klänge auf und speisen sie in utrumques digitale Systeme ein, die sie wiederum in die akustische Umgebung zurückspielen. utrumque füllt den Raum mit hörbaren und unhörbaren Schall, von Infra- bis Ultraschall. Veränderungen in der Umgebung, etwa die Bewegungen der Performer:innen oder die des Publikums, beeinflussen diese Klänge.“
Raul Maia löst sich im vibrierenden Sound auf. Wie im Ganzjahresprojekt Negotiations (2018) und in der Serie Encounters (2020–2022) herrscht auch in Der Betrieb das Prinzip von Repetition und Transformation (Wiederholung und Veränderung). Dabei geht es längst nicht mehr nur um die Bewegungen der Tänzerinnen, auch die Stimme wird eingesetzt, es wird gesummt und gesungen, gestottert und gesprochen. Der Sound ergreift den Körper, ist hörbar und auch unhörbar, aber immer ein Teil der Gemeinschaft aus Tänzerinnen und Besucherinnen. Das Tanzteam und ein Transformator (nehme ich an).
Um Information, Diskussion und Reflexion geht es allerdings diesmal weniger, eher um das Eintauchen in den Klang, um das Spüren der Vibrationen und ein darin Aufgehen: „In einem durch die Resonanz zwischen menschlichen Körpern und den Körpern der sie umgebenden Dinge erzeugten Loop gerät alle Materie in eine gemeinsame Vibration und verwischt die Grenzen des Selbst.“
Pragmatischer kann man die Idee der Season of Sound auch so beschreiben: Mit viel Holz wird Der Betrieb zum Musikinstrument, das Tänzerinnen und Publikum hören und spüren. „Indem wir Bewegung und Klang in ein komplexes Verhältnis zueinander bringen, hoffen wir, einen Ort des Wahrnehmens, des Austauschs und der Resonanz zu öffnen.“
Besser als jede Beschreibung oder Erklärung wird man die Idee und die Installation verstehen, wenn man als Besucherin mitten drinnen ist. In Den Betrieb kann man kommen und gehen, wie es gefällt. Der Eintritt ist frei. Einem mehrmaligen Besuch steht nichts entgegen.

Der Betrieb: The Season of Sound, bis 5. April 2025, Mittwoch bis Samstag, 14–19 Uhr. Vogelweidplatz 13, 1150 Wien.
Künstlerische Leitung: Alexander Gottfarb
Choreografie und Tanz: Stella Covi, Alexander Gottfarb, Jolyane Langlois, Raul Maia, Lena Schattenberg
Live Musik and Komposition: Gerhard Eckel and Ludvig Elblaus (utrumque); Choreografische Assistenz: Anna Maria Nowak; Kostüme: Karin Pauer; technische Unterstützung: Roman Harrer; Produktion und Management: mollusca productions; Foto: © Victoria Nazarova