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Kompanie Freispiel: „Spiel auf Zeit“, Dschungel

Simon Schober, Desi Bonato, Felix Kislich, Chiara Bartl-Salvi spielen auf Zeit.

Sie spielen nicht nur auf Zeit, sondern vor allem mit der Zeit. Die Kompanie Freispiel hat die Zeit, die manchmal zu schnell, dann wieder zu langsam vergeht oder gar stehen bleibt, zum Thema ihrer Komödie gewählt. Mit neuen Darsteller:innen führt die Zeitreise auf Um- und Irrwegen keineswegs geradewegs ins Ziel. Das Kichern, Glucksen und Prusten des jungen Publikums begleiten die vier Spieler:innen für die gut bemessenen 60 Minuten des „Spiels auf Zeit“ im Dschungel Wien.

Chiara und Simon messen die Zeit. Die Kompanie zeigt sich diesmal mit neuen Mitspieler:innen. Mit dem Gründungsmitglied Simon Schober bringen Desi Bonato, Chiara Bartl-Salvi und Felix Kislich Vergangenheit und Zukunft gehörig durcheinander. Das Chaos ist Programm. Der Flugreisende mit Koffer und Telefon hat auf der Bühne nichts verloren, und auch die Putzfrau sollte schon nicht mehr da sein, denn das Publikum wartet auf den Beginn eines Theaterstückes. Allerdings sind die Artist:innen nicht so wirklich vorbereitet, das Ende – „Wenn sie nicht gestorben sind …“­– wird vor den Beginn gestellt und der Maniker Simon kann es nicht lassen, das Spiel mit der Stoppuhr in der Hand zu dirigieren. Die Groteske ist in vollem Gang, wenn die Vier ihren Anfang, und das ist natürlich der Urknall, endlich gefunden haben. Felix spielt auf Zeit mit dem Hulareifen.
Im Eilzug geht es von der Gaswolke zu den Einzellern und, was sonst, den Sauriern und nach Hitzewelle und Eiszeit endlich zu den aufrecht gehenden Säugern, den Menschen. Die wollen den Moment einfangen und finden viele Momente, und es gibt auch ein richtiges Spiel auf Zeit, also einen Wettbewerb, bei dem kein Sieger, keine Siegerin gekrönt wird, sondern einfach nur die Zeit gestoppt. Dass ein Spiel auf Zeit ohne Zeitmaschine nicht wirklich funktioniert, zeigt der Schluss. Olga Steiner hat den komplizierten Zauberkasten gebaut, Simon Schober wird hineingesteckt und was dann passiert, muss jede(r) selbst sehen. Auch das ist ein Zeitmesser: eine Cäsium-Atomuhr in Braunschweig. © wikipedia Komik und Clownerie gepaart mit Physik und Philosophie ergeben eine besonders appetitanregende Mischung. Das Quartett ist ebenfalls recht bunt gemischt. Simon Schober ist Schauspieler, Felix Kislich arbeitet als Clown bei den Roten Nasen, die beiden zauberhaften Komödiantinnen sind beide in Italien geboren und Meisterinnen im Schnellsprechen, was nicht ihr Beruf ist. Desi Bonato ist Tänzerin, Chiara Bartl-Salvi fotografiert, führt Filmregie und hat auch als Performerin Erfahrung. Gemeinsam zeigen sie ein präzise gebautes Chaos, das auch Volksschüler:innen klar macht: „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: …“ (Hugo von Hofmannsthal)

Kompanie Freispiel: „Spiel auf Zeit“
Konzept, Regie: Kajetan Uranitsch. Performance, Stückentwicklung: Desi Bonato, Chiara Bartl-Salvi, Simon Schober, Felix Kislich. Zeitmaschine: Olga Steiner. Licht Mirza Kebo. Fotos: Sara Schober. Premiere: 19.5.2022, Dschungel Wien. Gespielt wird bis 25.5.2022.