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Eröffnungsfeier, ganz unfeierlich

"BOOOM!!!" Logo © SILK Fluegge

Die Bühne gehört den Künstlerinnen und Künstlern.  Die Politiker und Politikerinnen haben die ihre im Parlament.
Ein Kommentar.

Zur ersten Vorstellung des Festivals „Stella*15“, der Aufführung preiswürdiger Theater- und Tanzproduktionen für Kinder und Jugendliche, wird „BOOOM!!!“ gezeigt, eine Arbeit von Silke Grabinger und ihrer Compagnie SILK Fluegge aus Linz. Der Kulturstadtrat hat sich angesagt, kommt aber nicht. Der „Stella“, so schreibt er als Grußbotschaft im Programmheft, ist für ihn zwar „ein ganz besonderer Preis“, doch die Vorstellung selbst scheint ihn nicht zu interessieren. Die Wahlen sind ja auch schon geschlagen.

Die Künstler_innen sind aufgewärmt, warten auf den Auftritt. Das Publikum steht buchstäblich im Regen. Wartet auch – auf den Stellvertreter. Der wurde aufgehalten.

Die Künstler_innen, eigentlich die Wichtigsten dieser Veranstaltung, müssen weiter warten. Die Muskeln kühlen ab. Ohne Politiker kein Vorstellungsbeginn.

Überraschung: Einer ist doch schon da.
Der Vorsitzende der veranstaltenden Institution, der Assitej Austria, auch er ein Politiker, Kulturstadtrat in Bludenz und Chef im Tourismusmanagement.
Der richtet eine Ansprache an den nicht anwesenden Stadtrat für Kultur. Bedankt sich.
Wofür? Fürs Geld natürlich. Doch dieses hat der Abwesende gar nicht und kann es auch nicht hergeben.

"Die Entscheidung über die Subventionsvergabe erfolgt in den politischen Gremien der Stadt Wien. Die Bearbeitung, Beurteilung der Subventionsansuchen, die Antragstellung an die Organe sowie die Abwicklung der Subventionsgewährung erfolgt durch den Magistrat."

Und woher hat der Magistrat (MA 7) das Geld? Von uns natürlich, den Steuerzahler_innen. Aber bei uns bedankt sich niemand.

Die Künstler_innen warten immer noch.
Auch das Publikum ist geduldig. Entdeckt den Prosecco unter der Theke (steht ja im Programm, dass er ausgeschenkt wird) und labt sich lauwarm. Die da warten sind aber nicht das Zielpublikum, Jugendliche ab 14, sondern Insider, Fachleute, Bekannte und Freundinnen. Mangelnde Kommunikation? Mickriges Marketing?
Endlich! Der Stellvertreter kommt, zeigt sich verlegen ob der Verspätung, spricht schnell Belangloses, dankt für den pflichtschuldigst gespendeten Applaus. Wo woar sei Leistung?

Warum ist so oft, obwohl Kunst draufsteht, Politik drinnen?

Künstler_innen werden mit Applaus und, weil wir cool sind, auch mit zustimmenden Pfiffen und Gekreisch bedankt. Es ist ihr Lohn. Viel mehr gibt es nämlich nicht.

Doch wofür wird den Stadt-, Gemeinde- und sonstigen Räten und Rätinnen, Ministern und Ministerinnen so devot applaudiert?
Dafür, dass sie ihre Pflicht tun, ihre Verantwortung wahrnehmen? Dafür werden sie doch bezahlt!

Die Darstellung auf Bühne und Podium möge bitte den Künstler_innen überlassen bleiben. Sie verdienen Applaus und auch Respekt, der nicht mit einem Grußwort im Programmheft abgeleistet ist.
Für die Selbstdarstellung der gewählten Volksvertreter ist das Parlament am Ring gebaut. Und wenn es gestattet wird, sind sogar die Kameras eingeschaltet.
Eine feierliche Eröffnung sollte, den Künstlerinnen zu Ehren, auch wirklich feierlich sein. Dazu braucht es Fantasie und Liebe für Kunst und Kultur.

Betrifft: Die Vorstellung von "BOOOM!!!" im Werk X am 19. Oktober, 2015, angeblich eine "Festivaleröffnung mit Sektempfang". In der Festivalwoche werden die  für den Theaterpeis Stella nominierten Produktion der darstellenden Kunst für Kinder und Jugendliche vorgestellt.