Skip to main content

Hilfe für brut: Freie Szene besetzt Künstlerhaus

brut ist noch immer Baustelle. © Archiv

2017 hat das Theater brut seine Räume verloren. Tapfer hat sich das Leitungsteam auf Wanderschaft begeben und an unterschiedlichen Orten den Spielbetrieb aufrecht erhalten. Nach drei Jahren Obdachlosigkeit beschlossen die Investoren des renovierten Künstlerhauses, den französischen Saal selbst zu benutzen und haben das brut delogiert. Das Kapital schafft an.

Am 4. Februar 2020 haben Künstler*innen der Wiener Freien Szene das Theater im Künstlerhaus (Französischer Saal) am Karlsplatz 5 besetzt. Am 14. Juni 2017 fand im brut Wien die letzte Vorstellung statt. Mit dem Versprechen, im Herbst 2018 in einem sanierten Haus die Wiedereröffnung zu feiern. Seither wird uns, den Künstlerinnen und Künstlern, immer wieder die Verschiebung dieser Wiedereröffnung mitgeteilt. Im November 2019 wurde das Ende des brut kolportiert.

Die Hausbesetzung, ein aktivistisch-künstlerischer Akt, ist eine Reaktion auf die Untätigkeit und Unentschlossenheit der Kulturpolitik, sich für den Erhalt dieses einzigartigen, multifunktionalen und interdisziplinären Hauses für experimentelle darstellende Kunst mitten im Zentrum der Stadt einzusetzen.

Es war einmal ein Theaterhaus, jetzt suchen die Künstler*innen eine neue Heimat. © Heribert Corn„Das Theater ist Teil des Künstlerhauses, welches von Künstler*innen für Künstler*innen gebaut und 1868 eröffnet wurde. Dieser Ort ist seit 160 Jahren ein historischer Ort für die Selbstorganisation von Künstler*innen und soll es bleiben.“ Die künstler*innen stehen mit ihrem Statement nicht allein. Wien ist stolz, so viel kreatives Potenzial zu haben und auch Künstler*innen der Freien Szene aus aller Welt anzuziehen. Aber dazu brauchen die freischaffenden Tänzer*innen, Schauspieler*innen, Performer*innen, Choreograf*innen auch Proben- und Auftrittsorte.

Eine Begründung für die aktuelle Aktion der Hausbesetzung geben die Künstler*innen in einem offen Brief:

Sehr geehrter Herr Hans-Peter Haselsteiner, Sehr geehrte Vertreter*innen der Künstlerhaus Besitz und Betriebs GmbH, Sehr geehrte Frau Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Ulrike Lunacek, wir möchten Sie eindringlich auffordern mit uns in den Dialog zu treten, um gemeinsam eine Lösung für die Zukunft des Theaters im Pressekonferenz anlässlich der Gründung der Wiener Perspektiven. © Archiv Künstlerhaus zu finden.
Um der Dringlichkeit eines selbstverwalteten ‚Neuen Hauses der performativen Künste‘ Ausdruck zu verleihen, halten wir den Raum nun besetzt bis dessen Erhalt für die Freie Szene rechtlich und finanziell gesichert ist. Wir wollen das Theater im Künstlerhaus sobald wie möglich wiedereröffnen und bespielen!
Wir möchten Sie eindringlich auffordern mit uns in den Dialog zu treten, um gemeinsam eine Lösung für die Zukunft des Theaters im Künstlerhaus zu finden.

Es ist nicht der erste offene Brief, den die in der offenen Plattform „Wiener Perspektive" vereinten Künstler*innen an die Kulturverantwortlichen von Stadt und Land geschrieben haben. Die Reaktionen waren bestenfalls: „Abwarten!“ Das auslösende Moment für die Formierung der Künstler*innen  war die gleichzeitige, temporäre und ersatzlose Schließung mehrerer – Seit der Saison ist das brut eine Baustelle, Künstler*innen und das Team sind auf Herbergssuche. © Archivfür die Realisierung unserer Arbeit – maßgeblicher Institutionen, Tanzquartier, brut und WUK performing Arts im Herbst 2017. Mehr als 250 Künstle*innen (Intendatinnen, Choreograf*innen, Dramaturginnen, Tänzer*innen …) beteiligen sich an der Plattform, um in Arbeitsgruppen und Workshops Lösungen für Proben- und Spielräume, erträgliche Arbeitsbedingungen und andere Probleme der Freien Szene zu finden.

Die Geschichte des Theaters im Künstlerhaus ist abwechslungsreich und durch immer wieder kehrende Proteste gegen eine Schließung gekennzeichnet.

Besetzung des französischen Saals (brut Theaterhaus) im Künstlerhaus durch Mitglieder der Wiener Perspektiven, um die Forderung nach einem fixen Spielort für das brut zu unterstreichen. 4. Februar 2020, brut.