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Brut, Saison 19/20: Weiterhin auf Wanderschaft

Meditieren vor dem "Diorama" von Ingri Fiksdal. © Briony Campbel

Noch ist der Umbau des Künstlerhauses, dessen rechter Seitenflügel seit mehr als 30 Jahren als Theater genützt, benutzt und besucht wird, nicht fertig. Das Team muss weiterhin mit den Künstler*innen auf Wanderschaft gehen. Wie gut informierte Kreise wissen, hat Albertina Direktor Klaus Albrecht Schröder, der im renovierten Künstlerhaus eine Dependance, die „Albertina Modern“– 2500 Quadratmeter im Erd- und Untergeschoß –, errichten wird, bereits ein Auge auf das kleine Theaterhaus geworfen. Doch noch ist kein Würfel gefallen, alles ist offen, nur das brut- Programm bis Dezember 2019 steht fest.

Stefanie Sourial mixt den „Colonial Cocktail“ Nr. 3 im studio brut. ©  abionaestherojoNomaden sind gewohnt, weit zu gehen, sogar bis nach Aspern, wo am See die Eröffnung der neuen Saison stattfinden wird. Die finnische Choreografin Ingri Fiksdal zeigt am 5. und 6. Oktober die stabile Performance, beziehungsweise bewegte Installation „Diorama“. Beginn ist bei Sonnenuntergang, weil das wechselnde Licht ein wesentliches Element der „meditativen Landschaftsgemälde“ ist. Bald danach ist im studio brut die erste Uraufführung der Saison zu sehen: Das Kollektiv Freundliche Mitte zeigt „Oratorio Europa“. Während der Chor Europa singt, starren die alten Göttinnen vom Olymp herab auf ihre kaputte Welt (ab 8.10.). Stefanie Sourial mixt ab 23. Oktober den 3. „Colonial Cocktail“, einen „Digestivo“. Schon Ende November lockt Nesterval das Publikum zu einer Weihnachtsfeier im Hause Grimm, die, wie erwartet, etwas anders verläuft als gemeinhin kolportiert. „Die dunkle Weihnacht im Hause Grimm“ findet im Gewerbehaus am Rudolf-Sallinger-Platz statt.brut-Team: Richard Schweitzer (Geschäftsführer), Kira Kirsch (Künstlerische Leitung / Geschäftsführung), Flori Gugger (Dramaturgie), Eva Wolfesberger (Projektdramaturgie) © Franzi Kreis

Publikum, das meint, Künstler*innen Ratschläge erteilen zu müssen, erhät allerhand Gelegenheit, diese kundzutun. „Beate“, was kein lateinisch /deutscher Vorname ist, sondern die Abkürzung für „Brut’s Engaged Audience as Theatre Experts“ ist, also eine neue Schiene, auf der sich jede(r) taxfrei zur Expertin / zum Experten ernennen kann. Das ist auch bei der schon eingeführten Veranstaltung „Handle with Care“ möglich. Man steigt hinunter, liegt doch das kleine studio brut in der Zieglergasse tief im Keller.

Andere und immer neue Aufführungs- und Spielorte: brut im Kosmos Theater, brut im Kempelenpark, brut im Gewerbehaus, brut in der Galerie „Die Schöne“, brut im WTKB Studio, brut im Villa Vida Café, brut im AIL, dem Angewandte Innovation Lab und brut auf Wanderschaft, brut als Partyveranstalterin, brut mit Aperitivo (neue Idee vor Beginn manchen Abendprogramms), die Location Scouts (Orte-Finder*innen klingt wirklich hausbacken) des brut sind emsig und fantasievoll und machen aus der vorläufigen Delogierung wirklich das Beste.

So ein Octopus hat viele Arme und ist ziemlich glitschig. (Alex Deutinger, Marta Navaridas, Christoph Szalay)  Aus dem Trailer, © Ulrich ReitererFür mich kommt das Beste erst im Neuen Jahr, wenn Marta Navaridas und Alex Deutinger sich über den „Octopus“ her- und diesen zur Metapher machen. Gar bis Februar muss gewartet werden, um die neuen Körperbilder, kreiert von Georg Blaschke & Jan Machacek zu bestaunen. „ani_male“ heißt die Uraufführung, und nach den beiden ersten großartigen Ergebnissen der Zusammenarbeit des Tänzers / Choreografen Blaschke mit dem Medienkünstler Machacek – „I don’t remember this body“, „Bodies and Accidents“ –, sind die Erwartungen garantiert nicht zu hoch, auch wenn Termin und Ort noch nicht exakt genannt sind. Ezzes im vorhinein benötigen Blaschke & Machacek nicht, Fragen im nachhinein werden gerne beantwortet. Auf die Frage, wann das brut-Team wieder das Stammhaus (vor 30 Jahren als Spielstätte für Freie Gruppen, genannt „dietheater“", 1989 gegründet, bis 2007 geleitet von Christian Pronay, danach umgetauft in „brut“), bespielen darf, kann auch brut-Chefin Kira Kirsch keine Antwort geben. Die Hoffnung lebt weiter.

brut: Das Programm der ersten Hälfte der Saison 2019 / 20, vorgestellt von Kira Kirsch, Flori Gugger und Richard Schweitzer. studio brut, 19. SEptember 2019.