Andrea de Carlo, Schriftsteller, Maler, Musiker und Filmemacher.© frasicelebri.net

Die Grube, in die diverse Lokalpolitiker und -innen fallen, haben sie sich selbst gegraben, als sie meinten, mit einem überraschend aufgetauchten antiken Theater Ruhm und Reichtum zu gewinnen. Das Traumtheater / Il teatro dei sogni nennt der italienische Erfolgsautor Andrea de Carlo seinen jüngsten Roman, eine beinharte und überaus unterhaltsame Satire auf italienische Verhältnisse. Doch man müsste nur die Namen der Orte und der handelnden Personen austauschen und schon ist die Lombardeii nach Österreich verlegt.

Ditta Rudle
Kent Haruf (1943-20149 mit seinem letzten Roman. © oregonlive.com

Kent Haruf, der große amerikanische Erzähler, hat sechs wunderbare Romane veröffentlicht, der letzte, Our Souls at Night, ein Jahr nach seinem Tod 2014. Auf Deutsch ist Unsere Seelen bei Nacht, im Diogenes Verlag, übersetzt von pociao, 2017 aufgelegt worden. Danach hat der Verlag die Bände in umgekehrter Reihenfolge veröffentlicht. Alle Geschichten spielen in der Kleinstadt Holt irgendwo in Colorado.

Ditta Rudle
Die erste bekannte Abbildung eines Frauenradrennens. Bordeaux 1868. © gemeinfrei

Wenig weiß man über Heldin amerikanischer Feministinnen und Radsportler des 19. Jahrhundert, Anna Kopchovsky, geborene Cohen, genannt Annie Londonderry. Auch das Quellenmaterial ist spärlich. Susanna Leonard muss in ihrem Roman über Die Radfahrerin Annie Londonderry allerhand erfinden, wenn sie über die Weltreise Annies mit dem Fahrrad erzählt. Die Radfahrerin ist nicht nur ein Roman über eine unkonventionelle Frau, sondern erzählt auch viel über den Kampf der Frauen um Selbstbestimmung und Gleichstellung mit Männern. Die Pointe: Es waren natürlich Männer, die das mit Muskelkraft betriebene Zweirad erfunden haben.

Ditta Rudle
John Irving: „Vermutlich der letzte Roman.“  © Basso Cannarsa/Opale/Leemage/laif

Im vergangenen Jahr ist der amerikanische Schriftsteller John Irving 80 Jahre alt geworden, hat einen neuen Roman fertiggestellt, worüber er in ungezählten Interviews bereitwillig Auskunft erteilt. So erfahren seine Leserinnen, dass er vermutet, Der letzte Sessellift sei sein letzter Roman und, dass er für dessen Fertigstellung sechs Jahre benötigt hat.

Ditta Rudle
Stefan Bachmann, Meister des Schauerromans. © TagesWoche.ch /Ben Koechlin

Eine Überraschung: Zita, eine junge Waise, die als Dienstmädchen ihr Leben verdient, erfährt, dass sie ein Schloss geerbt hat. Blackbird Castle gehört einer Familie Brydgeborn, so ist auch Zitas Familienname. Doch sie wird ihre Familie nicht wiedersehen, sie ist die Letzte dieser Dynastie, einer einst mächtigen Dynastie von Hexen. Die letzten Hexen von Blackbird Castle vereint Fantasie und Magie und handelt vom Erwachsenwerden eines naiven Mädchens, verpackt in gothic Fantasy.

Ditta Rudle
Sagt, was er denkt: Alain Finkielkraut. © Jérémy Barande

Alain Finkielkraut, geboren 1949, wettert gegen den Feminismus, die Cancel Culture, gegen die Moralprotze und die Dauerempörten. Ohnehin schon lange, doch nun ist seine Essay-Sammlung „Vom Ende der Literatur. Die neue moralische Unordnung“, im Original mit dem Titel „L’après littérature“ 2021 erschienen, und man kann zustimmen oder sich empören, kalt lässt der französische Philosoph kaum jemanden. Finkielkraut, Sohn eines polnisch-jüdischen Lederwarenhändlers, der das KZ Auschwitz überlebt hat, liest sich vergnüglich, er will ein großes (natürlich vor allem französisches) Publikum erreichen und verzichtet auf die elitäre Sprache vieler seiner Kollegen / Kolleginnen. 

Ditta Rudle