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Volker Schlöndorff: „Rückkehr nach Montauk“

Max und Rebecca in "Montauk". © Franziska Strauss

Ein Mann zwischen zwei Frauen. Die eine, Clara, ist die Gegenwart, er aber interessiert sich mehr für die andere, Rebecca, eine Liebe aus der Vergangenheit. Bei einem Ausflug nach Long Island, ins kleine Dorf Montauk, wo er und Rebecca einst ein paar glückliche Tage erlebt haben, will er die Liebe wiederbeleben. Doch einmal Versäumtes lässt sich nicht mehr nachholen. Ein schöner Film von Volker Schlöndorff, der dem Autor Max Frisch gewidmet ist.

Der Titel ist doppeldeutig, Die Rückkehr nach Montauk ist auch eine Rückkehr zu „Montak“, der Erzählung von Max Frisch. In dem 1975 erschienen Werk berichtet Frisch von einer gescheiterten Beziehung und einem glücklichen Wochenende, das der Erzähler, der Autor Max Frisch, mit einer jungen Frau am Strand von Montauk verbracht hat. Schlöndorff, der mit Frisch († 1991) befreundet war, auch dessen Roman „Homo Faber“ verfilmt hat, ließ sich von den gefilterten Erinnerungen eines alternden Mannes inspirieren, hält sich jedoch nicht an die Erzählung. Gemeinsam mit dem irischen Schriftsteller Colm Tóibin hat er ein eigenes Drehbuch verfasst. Die Grundstimmung, die Schauplätze und das Bedauern des egozentrischen Autors über die verpfuschte Liebe, sind auch im Film das Zentrum der Geschichte. Die Vergangenheit bestimmt die Gegenwart, doch die Reue kommt zu spät. Der Versuch, die alte Liebe wiederzubeleben, misslingt, die Rückkehr wird zum endgültigen Abschied.  Max und Clara (Skarsgård, Wolff) in New York. © Franziska Strauss
Schlöndorffs Kameramann, Jérôme Alméras, hat romantische Bilder eingefangen, ergeht sich am windgepeitschten Strand und im gestylten Appartement der erfolgreichen Anwältin Rebecca. Den Kontrast dazu bildet Zorns aktuelle Geliebte, eine junge Frau aus Deutschland, die für seine Lesereise in New York jobbt, in einem stinkenden Loch wohnen muss und daher ihre Nächte lieber in den Clubs verbringt. So wie er sich damals für seine angeblich große Liebe kaum wirklich interessiert hat, so wenig weiß er von der jetzigen.
Schlöndorff hat zwei schöne unterschiedliche Darstellerinnen gefunden: Susanne Wolff spielt die junge Clara, die den alternden Dichter wirklich zu lieben meint; die kühle, blonde  Anwältin Rebecca ist Nina Hoss. Max Zorn ist Stellan Skarsgård. Das brodelnde Leben von Manhattan samt Bettlern und Champagnerbuffet spielt auch mit.

Volker Schlöndorff, Nina Hoss, Sellan Skarsgård in der Drehpause. © Ann RayWeil die Geschichte ja mit den Augen und aus dem löchrigen Gedächtnis eines Mannes (mehrerer Männer, denn Schlöndorff hat bei der Berlinale erklärt, dass auch er Autobiografisches verarbeitet hat), müssen die Frauen aussprechen, welch egoistische, narzisstische Figur dieser Max Zorn, dickbäuchig, faltig, und Phrasen dreschend, ist. Es muss der Dichter-Ruhm sein, der ihn für sie so anziehend macht, denn der alternde Verführer, hat für eine Frau von heute keinerlei Anziehungskraft. Egal, Stellan Skarsgård verkörpert die Rolle als perfektes Abziehbild. Die beiden Frauen sind vor allem schön.

Schön ist auch dieser Film, ein echter Liebesfilm ohne Happy End, mit vielen Sätzen, die beim ersten Hören recht klug klingen, aber sich dann in heiße Luft auflösen, charakteristisch für den Autor Max Zorn, der seinen Leserinnen auch vormacht, es gäbe sie, die einzige, die wahre, die große Liebe und man könne sie, so man sie verpatzt hat, wieder restaurieren, wie ein altes Nachtkastel.Filmplakat © Filmladen Filmverleih

Schlöndorff hat in jüngster Zeit vor allem historische Stoffe verarbeitet, doch berühmt ist er für seine zahlreichen Literaturverfilmungen (von Musil über Grass und Proust bis Frisch). „Rückkehr nach Montauk“ ist weder noch, sondern einfach ein netter Film, nicht in Cornwall unter Schafen, sondern in New York unter gläsernen Wohntürmen.

Max Richter liefert die musikalische Untermalung, an- und abschwellend wie die Wogen des grauen Meeres. So mag ich Kino. Nicht dumm, aber auch nicht belastend.
Obwohl für einen „Goldenen Bären“ bei der 67. Berlinale im Februar 2017 eingereicht, blieb der Film unprämiert. ´

„Rückkehr nach Montauk“, Regie: Volker Schlöndorff, Drehbuch Colm Tóibin, Schlöndorff; Kamera Jérôme Alméras; Musik Max Richter. Mit Stellan Skarsgård, Nina Hoss, Susanne Wollf, Isi Laborde, Niels Arestrup und anderen. Ab 12. Mai im Kino.