Skip to main content

ImPulsTanz in St. Pölten: „En avant, marche!“

"En avant marche!", zum festlichen Saisonabschluss. © Phile Deprez

Trompeten und Posaunen werden im Festspielhaus St. Pölten zum Saisonende blasen. Und, was man so hört, wird es ein richtiges Fest für das Publikum. In Kooperation mit dem Festspielhaus St. Pölten bringt ImPulsTanz den nicht gerade leisen Abend „En avant, marche!“ auf die Bühne. Der belgische Choreograf Alain Platel (Le ballet C. De la B.) und sein Landsmann, der Regisseur und Darsteller Frank Van Laecke inszenieren diese musikalische Performance mit einem Tänzer, Schauspielrinnen des Genter Stadttheaters und eben einer riesigen Blaskapelle.

Mit Humor, Herz-Schmerz-Pathos und viel Blech zeigen Platel und Van Laecke gemeinsam mit dem Komponisten und Dirigenten Steven Prengels ein Gesamtkunstwerk aus Tanz und Schauspiel, Gesang und Musik geschaffen, das in seiner Leichtigkeit und mit kunstvoll zurecht geputzten Ohrwürmern (von Gustav Mahler bis Giuseppe Verdi, von Wagner bis zum heimischen Marschrepertoire) jegliches Klischee über Blasmusik zertrümmert. Prengels hat Orgelmusik, Lieder und Opernarien für die Blechvirtuosen arrangiert und macht damit klar, dass Blasmusik nicht nur Getöse im Bierzelt sein muss. Die frisch polierten Instrumente blasen gut 50 Musiker_innen im Zusammenspiel der Stadtkapelle Tulln mit zehn Profis aus Belgien.

Auch wenn der Titel – „En avant, marche! / Vorwärts, marsch!“ – an aufmarschierende Soldaten denken lässt, hat das Team ganz anderes im Sinn, nämlich Szenen aus dem Leben eines Musikers. Dem geht es nicht besonders gut. Weil er Kehlkopfkrebs hat, kann er die Posaune nicht mehr blasen und muss aufs Becken schlagen. Kann schon sein, dass ein paar Tränchen verdrückt werden, wenn der „Leiermann“, der „wunderliche Alte“, barfuß in eisiger Kälte sein trauriges Lied singt. Doch dagegen hilft Jupiter, „der Bringer der Fröhlichkeit“ mit der ihm gewidmeten Hymne von Gustav Holst, aus der Suite „Die Planeten“: Allegro giocoso, Andante maestoso, Trompeten und Posaunen samt dem wohlklingenden Euphonium mit voller Kraft. Und natürlich auch der umwerfende Schauspieler, Performer und Tänzer Wim Opbrouck, Gästen des Festspielhauses St. Pölten, wie der Wiener Festwochen bestens bekannt. Sein Humor hat Gewicht, deshalb lässt er sich auch von den Musiker auf Händen tragen.

Jetzt bedeuten die nassen Augen helle Freude. Platel und Van Laecke wissen, dass man das Publikum nicht heulend und geknickt entlassen darf. Der Applaus soll froh und munter klingen und so laut wie eine Blechblaskapelle.

Alain Platel, Frank Van Leacke: „En avant, marche!“, mit Wim Opbrouck, Chris Thys, Griet Debacker, Hendrik Lebon, Stadtkapelle Tulln und Musiker_innen aus Gent, musikalische Leitung: Steven Prengels. 
ImPulsTanz in Kooperation mit dem Festspielhaus St. Pölten. 10. Juni 2016, Festspielhaus St. Pölten.