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Jan Jakubal: Hanuman Addiction Cycle, Off-Theater

Jan Jakubal tanzt Gedanken. © Misha Pekarek

Der Tänzer und Choreograf Jan Jakubal bringt ein abstraktes Thema physisch-konkret auf die Bühne. Mit der Puppenspielerin Niina Lindroos, Musik, Licht und Videoanimation hat die düstere rätselhafte Performance „Hanuman Addiction Cycle“ am 3. April im Off Theater Premiere gehabt.

Jakubals Thema kreist um die Gedankenarbeit des Gehirns, das täglich etwa fünfzigtausend Gedanken produziert, zusammenhanglos und ohne Fokus. Als Bild wählt er den mit magischen Kräften ausgestatteten hinduistischen Affengott Hanuman, der sich ständig verwandeln kann. „Wenn jeder Gedanke ein Zweig ist, ist die Aufmerksamkeit unseres Bewusstseins tatsächlich ein Affe, der sich unaufhörlich von Gedankenzweig zu Gedankenzweig schwingt.“ Ein schönes Bild für eine faszinierende Performance.Die Objekte werden lebendig und tanzen mit. ©  Misha Pekarek

Nicht nur die finnische Künstlerin Niina Lindroos ist mit Jakubal auf der schwach beleuchteten Bühne, auch Objekte (vor allem zwei Sessel ohne Sitzfläche), die oft unheimliche Musik und die Videoanimation, die mit den agierenden Körper interagiert und Licht und Schatten an die Rückwand wirft. Ein Wesen, nahezu unkenntlich im Halbdunkel, kämpft mit Objekten und dem zweiten in Röcke und Schürzen gehüllten Wesens, das hilfreiche Freundin sein könnte, oder bösartige Feindin und später zum geflügelten Tier, Hanuman?, wird. Verwandlung ist eines der Themen der Aufführung: Objekte werden lebendig, sind Folterinstrumente und Werkzeug, die beiden Wesen, die sich auf der Bühne bewegen, sind Mensch, Tier und Zombie, gut und böse zugleich, dem Tod geweiht und sehr lebendig.

JAuch das Licht spielt in "Hanuman" eine wichtige Rolle. ©  Misha Pekarekakubal tanzt mit den hölzernen Partnern, den ramponierten Sesseln, ist mit Gummibändern gefesselt, hat als Todeskandidat eine schwarze Haube auf, ist Opfer und Täter, wie auch seine Partnerin. In der ausgeklügelten Choreografie ist Jakubal auch von den Objekten gefangen, tanz liegend, an Armen und Beinen gefesselt. Mittendrin bricht der Frühling ins rätselhafte Geschehen, Schmetterlinge flattern auf, sammeln sich an der Wand zum Schwarm, heften sich an die Waden der Performerin, doch gleich geht der ungezähmte Kampf, denn das sind für mich die gesamten 40 Minuten letztlich, weiter. Ein gedanklicher und auch physischer Balanceakt, getragen vom phänomenalen Körpereinsatz Jakubals. Leicht fällt es mir, in die dunkle Unschärfe und Mehrdeutigkeit hineinzufallen, mich dem Verwandlungsspiel hinzugeben und mich an den Angeboten von feinem Humor zu erfreuen. Zu danken ist dies dem perfekten Zusammenspiel von Licht und Animation, Musik und Aktion auf der Bühne. Puppenkünstlerin Lindroos, Körperkünstler Jakubal. ©  Misha Pekarek Jan Jakubal ist in Tschechien geboren und lebt in Wien. Seine künstlerische Ausbildung hat er in Prag und bei SEAD in Salzburg als MA abgeschlossen.
Niina Lindroos, ist in Finnland geboren und arbeitet als Puppenmacherin in Helsinki und Turku, sie ist Mitglied von „Aura of Puppets“, einem finnischen Netzwerk von Puppen- und Theaterkünstler*innen.

„Hanuman Addiction Cycle“, Regie, Choreografie, Performance: Jan Jakubal; Kostüm, Bühne, Marionette, Performance: Niina Lindroos. Musik, Komposition: Jan Čechtický; Licht, Animation: David Vrbik; Bauberatung: Lisa Tähtinen. Eine Koproduktion von Yellow Buoy und Das Off Theater. 3. und 4. April 2019, Off Theater.
Die Produktion wird auch in Finnland und der Tschechischen Republik gezeigt.