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„Metamorphosen“ – MUK im Dschungel

"Metamorphosen", Ovid ganz aktuell. © Franzi Kreis

Vor mehr als 2000 Jahren hat der römische Dichter Ovid sein „Buch der Verwandlungen“, die „Metamorphosen“, geschrieben. In Versen berichtet er von der Entstehung der Welt und wählt römische und griechische Sagen als Metaphern für den stetigen Wandel des Kosmos, der Tierwelt und der Menschen. Im Dschungel erzählen Studierende an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) tanzend einige Geschichten daraus als unterhaltsame und brandaktuelle Gleichnisse. Das junge Publikum, Buben und Mädchen ab 11, lauscht gespannt und applaudiert begeistert.

Verwandlungen mit Energie: "Metamorphosen" nach Ovid. Alle Bilder: © Franzi KreisEs ist tatsächlich eine gelungene Stunde, die aus der Zusammenarbeit der Theater- und der Tanzklassen am MUK entstanden ist. Die Student_innen agieren auch in der 5. Aufführung (vormittags für Schulklassen) mit nicht nachlassender Energie und Spielfreude auf der Bühne. Die jungen Damen des Studienganges Tanz, (Leitung Nikolaus Selimov) haben von Sabine Muhar ein intensives Sprechtraining erhalten, das macht sich bezahlt. Die Schauspielstudent_innen (Leitung: Karoline Exner) haben ihren Körper trainiert, sodass kaum ein Unterschied zwischen den zur Einheit verschmolzenen Gruppen zu erkennen ist.Eine silberne Kugel – Erde oder Himmel, Spiegel oder Teich –  genügt als  Bühnendekoration.

Martina Rösler zeigt in einer fantasievollen und abwechslungsreichen Choreografie, dass auch Text getanzt werden kann; Philipp Hauß hat die Gesamtregie übernommen. Auf eingängige Weise, ohne jemals den Zeigefinger belehrend zu erheben, wird Ovids Poesie in Bewegung gewandelt. Auch ohne Worte wird verstanden, was der Dichter mitteilen wollte. Die sparsam eingesetzten Textstellen unterstreichen die Choreografie, werden dezent gespielt und auch mit Humor kommentiert.

Ohne Anstrengung wird den jungen Zuschauer_innen, ohne Ovid gelesen zu haben, klar, dass die „Metamorphoseon libri“ (es sind im Ganzen 15 Bücher mit gut 12.000 Versen) nicht nur vom Sternenhimmel und der Erdkugel erzählen, sondern auch vom Erwachsenwerden und dem Finden der eigenen Identität und davon, dass die Verwandlungen kein Ende haben. Wenn man will, kann man auch eine Botschaft mitnehmen: So sind wir. Wir sind, wie wir sind und verändern uns dennoch immer wieder.

Tanzen kann man auch im Liegen und ohne GeräuschkulisseEin paar bittere Tropfen träufelt der Klangteppich über Tanz und Spiel. Viel zu laut überdeckt er, selbst wenn die Gruppe perfekt synchron spricht, die Worte und sabbert oft völlig überflüssig die Gehörgänge zu. Dass im Saal kein Muckser zu hören ist, auch wenn sich die 11 Tanzenden in aller Stille wunderbar fließend bewegen, beweist, wie entbehrlich die (auch von Film und Fernsehen häufig missbrauchte) pausenlose Klangdusche ist. Tanzende Schauspieler_innen, sprechende Tänzerinnen – großartiges Ensemble.

Sei’s drum, dieser außergewöhnliche Erfolg des ebenso vergnüglichen wie poetischen Tanztheaterstücks hat die sicher nicht ganz einfache Zusammenarbeit der Studierenden zweier Zweige samt  ihren Mentor_innen mehr als gelohnt. Deshalb wurden auch die Mitwirkenden nach der Stunde mit dem modernen Klassiker immer wieder vor den (nicht vorhandenen) Vorhang geholt.

„Metamorphosen“, Schauspiel & Tanz, erarbeitet an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Uraufführung am 7.6. 2017 im Dschungel Wien. Gesehen am 12.6. 2017.
Getanzt und gespielt und an der Stückentwicklung mitgearbeitet haben: Dominik Dos-Reis, Sofa Falzberger, Selina Graf, Marius Huth, Lorena Mayer, Ferdinand Nowitzky, Peter Rahmani, Lara Sienczak (Studiengang Schauspiel); Rebekka Monovics, Marie Schmitz, Julia Wang (Studiengang Tanz).
Die letzten Vorstellungen finden am Dienstag, 13.6. und Mittwoch, 14.6. 2017 um 10.30 Uhr im Dschungel statt.