Zum Hauptinhalt springen

Alberto Cissello fasziniert mit „Point Fixe“

„Point Fix“: Alberto Cissello kommt und geht.

Die Lorbeeren seien diesmal zu Beginn gestreut: Drei ausverkaufte Vorstellungen im Projektraum des Wuk, und das in der zwar stillste genannten, aber tatsächlich hektisch ausbrechenden Zeit. Alberto Cissello findet das richtige Thema in der hektischsten Zeit des Jahres: Pause, Leere, Nichts, Ruhe, ein Schwebezustand, bevor es wieder losgeht. Point Fixe ist ein gelungenes Solo, komisch, überraschend, entspannend und präzise getimt.

Das Metronoim tickt, der Tänzer will die Zeit anhalten.Überraschend war auch für die Ungeduldigen das Ende. Alberto Cissello hat den Mut und die Kraft, sein Solo nicht zu überdehnen und kommt mit 45 Minuten aus. Da hätten wohl alle im Publikum noch mehr sehen wollen, von seinem Auftauchen und Verschwinden, von seinem starren Blick ins Nichts, mit dem sich auch gleich zu Beginn der Titel, Point Fixe / Fixpunkt erklärt, mehr von seiner eisigen Miene, während im Publikum vor Vergnügen gekichert wird. DerT#nzer gibt den Takt an, elektronische Geräusche helfen.
Cissello nutzt den Kontrast zwischen dem weißen Quadrat, das er als Bühne gewählt hat und dem Bretterboden im Rest des Zimmers, die raumtrennenden Säulen dienen dazu zu verschwinden und wieder sichtbar zu werden. Cissello kommt und geht, kommt wieder, geht wieder und schon meint man, dass er gar nicht vorhat zu bleiben. Er will aber nicht, dass wir auf ihn warten, er ist nicht, das ist eine Erholungspause, die Konzentration darf nachlassen, wie schön ist es, ins Nichts zu schauen. Alerto Cissello, Tänzer, Performer, Pädagoge, besitzt die Vis comica.Doch Der Künstler ist schon wieder da auf seinem weißen Viereck, stemmt sich gegen den Wind und lässt sich von ihm treiben, arbeitet mit Repetition, Rotation und Reprise und wenn wir uns daran gewöhnt haben und glauben zu wissen, was jetzt kommt, kommt es anders. Wieder einmal muss ich Alberto Cissello den Begriff Vis comica anhaften, einen Begriff, der so altmodisch wirkt, weil es diese „Kraft der Komik“, also die Kunst, das Publikum zu verzaubern und zu unterhalten, ohne den Clown zu spielen, kaum noch gibt.Im Stadtpark. Alberto Cissello posiert stolz im roten Jogginganzug.
Natürlich steckt dahinter Trommelschlägen und geplatzten Luftballons, hinter Täuschung und Enttäuschung, hinter dem tickenden Metronom und dem roten Jogginganzug, in dem der schwarze Mann auf einmal steckt, auch Theorie und Philosophie, Pädagogik und eine Prise Moral. Was tun wir, wenn wir nichts tun? Der Mann in Schwarz liebt die Pause, die Leere und das Dunkel.Was sehen wir, wenn wir ins Leere starren? Wie nützen wir die Zeiten, wenn die U-Bahn nicht kommt, das Stück nicht beginnt, die weiße ausgeschlagene Bühne leer bleibt? Alberto Cissello, Tänzer, Bewegungskünstler, Schauspieler, Komödiant, Bewegungsforscher, weiß die Antworten. In dieser lauten, grellen Zeit rät er zum Innehalten, zum Starren auf den Point Fixe und die Bilder zu genießen, die auftauchen.

Alberto Cissello: Point Fix
Konzept, Choreografie & Performance: Alberto Cissello
Mit Unterstützung von Luigi Guerrieri, Daphna Horenczyk, Sebastian Bechinger; Licht: Joe Albrecht, Kostüm: Sophie Baumgartner;
Fotos: © Francesca Centonze, Barbara Mair.
4. / 5. / 6. Dezember 2025, Wuk, Projektraum