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Letzter Neumeier Doppel-Abend in dieser Saison

Eno Peçi Jakob Feyferlik

Eno Peçi ist übernimmt in der letzten Vorstellung von „Le Pavillon d’Armide“ die Rolle des Arztes / Diaghilews. Neben Rebecca Horner tanzen Nikisha Fogo und Francesco Costa sowie Zsolt Török in John Neumeiers „Le Sacre“. Wie in den anderen vier Vorstellung dieser für Wien neuen Choreografie von John Neumeier hängt schon seit Tagen das Schild „Ausverkauft“ am Kassenschalter, der Stehplatz ist dichtgedrängt und das gesamte Publikum zeigt sich höchst enthusiasmiert. Die Tänzer_innen bedankten sich glücklich für die Bravorufe.

In den Kostümen nach A. Benois: Mair, Konovalova,  Dato © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Der Solotänzer des Wiener Staatsballetts Eno Peçi ist nicht nur ein exzellenter Tänzer, sondern auch einer, der sich mit seinen Rollen intensiv befasst und sie außergewöhnlich authentisch gestaltet. Neumeier gibt den Tänzer_innen die nötige Freiheit dazu. So war Peçi kein nervöser Arzt sondern ein besonnener Helfer des kranken Mannes (Nijinsky, einfühlsam gestaltet von Jakob Feyferlik) und liebevoller Freund von dessen Ehefrau Romola (Ionna Avraam, traurig und ängstlich). Als Diaghilev brilliert er mit den Rollen aus dem Original-Ballett „le Pavillon d’Armide“ (Liudmila Konovalova / Tamara Karsawina, Natascha Mair / Alexandra Baldina und Davide Dato / Vaslaw Nijinsky) im Pas de cinque mit dem Mann / Vaslaw Nijinsky / Feyferlik). Diese Szene, in der Traum und Realität verschmelzen, ist eines der Herzstücke der Choreografie. Konovalova hat die Allüre einer russischen Ballerina (jedoch nicht deren Allüren) und bringt mit jedem ihrer Auftritte besonderen Glanz in eine Vorstellung. Natascha Mair ist nahezu ein Gegenpart, frisch und unbekümmert tanzt sie ihre Variationen. Ein Vergnügen!
Peçi hat wischen Proben und Aufführung noch Zeit gehabt im Moskauer Stanislavsky Theter mit seiner neuen Choreografie "Déja-vu" Premiere zu feiern. Am 28. April wird seine (noch neuere) Choreografie zu Igor Strawinskys Ballettmusik "Petruschka" in der Volksoper Premiere haben. Eno Peçi: Der Arzt im "Pavillon d'armide" © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Masayu Kimoto bewährt sich in "Le Pavillon d'Armide" mit dem  Dance siamoise, schmiegsam, gewandt mit einem Schuss Humor, wie schon in seinem Debüt dieser farbigen Rolle. Dato zu loben, hieße Wasser in die Donau zu gießen. Er hat alles, was von einem Bühnenstar verlangt wird, Charisma, Präsenz, tanzt wie ein Gott, springt wie eine Feder, spielt seine Rollen wie .…, nein, keine Namen, wie keiner!

Bis zum letzten (historischen) Hüpfer Nijinskys bleibt Feyferlik als Fremder im Park der Klinik, indem er sich immer wieder selbst begegnet und tanzend sein Leid vergisst.

Lidumla Konovalova: "Sie hat die Allüre". © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Neumeier hat nach er Premiere erzählt, dass er seine (Muster-hafte) Version zu Strawinsky Ballettmusik „Le Sacre du Printemps“ genau vor 40 Jahren zum ersten Mal in Wien gezeigt hat. Noch keiner der jetzt Mitwirkenden war damals schon geboren. Schon deshalb ist es wert, dieses Stück Tanzgeschichte am Leben zu erhalten, ob 18970er Jahre Ästhetik, ob übermütig nach Maurice Béjarts 1959 in Brüssel uraufgeführten Choreografie des Balletts gewagt, wie manche kritisieren oder eben John Neumeier als junge Choreograf in Frankfurt. Kein Opferritual, keine Götter, die besänftigt werden müssen, aber desorientierte Menschen, die blind im Dunkeln tappen (bermekenswert Neumeiers Lichtregie, umgesetzt von Ralf Mekrel), sich ängstlich zusammenrotten und nach der Generalpause in Finsternis und Stille, sich in bewusstlose Tiere verwandeln. Mit sich und gegen sich kämpfend, allein und ziellos tobt eine einzelne weibliche Figur über die Bühne, bricht zusammen. Hat aufgegeben. Rebecca Horner. Nikisha Fogo, Francesco Costa in "Le Sacre". © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Horner hat alle 5 Vorstellungen getanzt und das Publikum begeistert. Scon bei den Bühnenproben sah man Neumeier beglückt lächeln.
Beeindruckend auch Nikisha Fogo im vertikalen Pas de deux mit Francesco Costa und auch Zsolt Török, der in der schwierigen Szene mit Costa nach seinem Debüt am 10.3.  sichtlich an Sicherheit gewonnen hat. Er ist übrigens nicht der Einzige, der sowohl im „Pavillon“ als auch in „le Sacre“ auffällt. Auch Kimoto darf in der Pause nicht nach Hause gehen, wie auch die technisch perfekte zierliche Ballerina Rikako Shibamoto und viele der Halbsoiist_innen und Corps-Mitglieder. Sie alle haben den anstrengenden Abend mit doppelter Energie durchgestanden. Er wird nicht nur mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

John Neumeier: „Le Pavillon d’Armide / Le Sacre“, Letzte Vorstellung in dieser Saison, 16.3. 2017, Staatsoper.