Das Festspielhaus St. Pölten muss in den vergangenen Wochen einem Bienenstock geglichen haben, bis nach emsigem Summen, Brummen und Hupen (das tun Bienen tatsächlich, wenn sie mit einer Kollegin zusammenstoßen) der Plan für die Saison 2020 / 21 fertiggestellt war. Vorläufig, muss dazu gesagt werden, wenn nicht COV-19 den Vater des Gedankens wieder auf den puren Wunsch zurückdrängt. Mitte April jedoch sieht das Programm in allen Sparen vielversprechend aus. Neben dem dichten Musikprogramm von großen Orchesterwerken kommt auch der Tanz nicht zu kurz.
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Am 9. April ist der letzte Band von Hilary Mantels Cromwell Trilogie erschienen, und noch bevor die Corona-Bestimmungen gelockert worden sind, hat der DuMont-Verlag bereits die 3. Auflage veröffentlicht. Die Kritiker*innen haben sich auch überkugelt, um diesen mehr als 1000 Seiten starken dritten Band (nach „Wölfe“, deutsch, 2009 und „Falken“, deutsch, 2012) mit dem mehrfach deutbaren Titel „Spiegel und Licht“ in den literarischen Himmel zu heben. Ob viele Leserinnen sich bis zum Ende, das ja bekannt ist, durchbeißen werden, wage ich zu bezweifeln. Wie so viele andere hochgelobte Werke wird auch dieses als Schmuckstück im Regal leuchten und die Belesenheit ihrer Besitzer*innen widerspiegeln.
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Peter Hunkeler, ehedem Kommissär in Basel, ist jetzt Privatmann, kann seinen Morgenkaffee vor dem Kiosk am Kannenfeldpark trinken, Zeitung lesen und dem Klang der Kirchenglocken lauschen. Könnte er, wenn nicht an diesem speziellen Sonntag im nahen Park eine Leiche liegen würde. Doch so wenig wie den Rentner Hunkeler der Tote interessiert, so desinteressiert ist auch der Autor, Hansjörg Schneider, an dem Kriminalfall. Lieber lässt er den Hunkeler die Verwilderung der Welt und die tröstliche Schönheit der Natur spüren. „Hunkeler in der Wildnis“ nennt Schneider seinen 10. Hunkeler-Roman, der gar kein richtiger Kriminalroman ist, sondern viel mehr, vor allem ein Blick auf die Natur und in die Menschen.
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Was tun an diesem traurigen Ende einer erfolgreich begonnenen Tanzsaison? Ein Liveerlebnis ist nicht möglich, sämtliche Bühnen, kleine wie große, sind geschlossen, Festivals abgesagt, die tanzlose Zeit muss aus den Archiven gefüllt werden. Vorbildlich hilft das Hamburg Ballett mit Ballettaufzeichnungen in der Osterzeit und danach. Zur Vertiefung des Wissens und Genießens von Tanzaufführungen dienen Bücher, und wer nicht an virtuelle Öffnungszeiten gebunden sein will, stöbert in den DVD-Archiven.
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In ein fernes Land zu reisen, unbekannte Menschen kennen zu lernen und zugleich vorwärts in die Vergangenheit zu schauen, das ist, realistisch gesehen, zur Zeit nicht wirklich möglich. Doch der schwedische Autor Mikael Niemi könnte mit seinem neuen Roman „Koka björn“ helfen, die täglichen Sorgen und Ängste, die das sattsam bekannte Virus vielen bereitet, etwas zu dämpfen. „Koka björn“ heißt der Roman im schwedischen Original. "Wie man einen Bären kocht", heißt der 500 Seiten starke, historisierende Roman über Lappland im 19. Jahrhundert. Das insinuiert eine Komödie, doch Niemi, selbst am Ort des Geschehens im Kulturraum der Samen aufgewachsen und wohnhaft, macht keine Scherze, sondern sich Gedanken. Der Bär ist nicht der Böse in der von historischen Tatsachen inspirierten Chronik. Hauptperson ist der verwilderte Same Jussi, der von einem evangelikalen Pastor erzogen wird.
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Ein Mann sitzt in der Tiefgarage des Wiener Hotels Papaya regungslos in seinem Luxuswagen. Es ist Mathieu Rassling, Mitglied der bekannten Unternehmerfamilie, und er ist tot. Die Frage, die sich Inspektor Leo Lang und sein Team stellen müssen: „Natürlicher Tod oder Mord?“. „Des Träumers Verderben“ ist ein locker geschriebener Krimi nach dem „Wer hat’s getan?“-Konzept. Emfried lässt die Leserinnen zum zweiten Mal zuschauen, wie Lang und das Wiener Team ihre Routinearbeit verrichten.
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In großartigen Bildern erzählen Regisseur Nicolas Vanier und Drehbuchautor Matthieu Petit im Film „Der Junge und die Wildgänse“ von der Migration der Wildgänse, dem Mut eines Teenagers und der Liebe seines Vaters zur Natur und dem Schutz aussterbender Tierarten. Die Reise der Zugvögel, im Film die Wildgänseart der Zwerggänse, eine der seltensten Gänsearten in Europa, im Sommer nach Norden und nach einem halben Jahr wieder zurück in ihre Sommerquartiere, fasziniert nicht nur Biolog*innen, sondern auch Literat*innen und Filmemacher*innen.
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Der deutsche Jurist, Politologe und Bürgerrechtler Bijan Moini warnt vor dem Verlust unserer Freiheit durch die Digitalisierung. Er tut dies gleich doppelt: Mit dem Sachbuch „Rettet die Freiheit“ und dem SF-Roman „Der Würfel“. Sachlich und nachweisbar mit "Wekcruf imdigitalen Zeitalter", spannend und aufwühlend im Roman, weil er der Ansicht ist, die Zeit sei knapp. Dabei hält er sich an ein Zitat von George Orwell: „Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ Was Moini zu sagen hat, sollte gehört werden.
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Mit ihrem Debütroman „Spiel der Königin“ hat die britische Journalistin Elizabeth Fremantle ohne Zweifel eine große Leserschar erobert. Erzählt sie doch von zwei tapferen, unbeugsamen Frauen, von der Macht und von der Liebe. Was diese Romanze lesenswert macht, sind Zeit und Ort, in die Fremantle eintaucht: England im 16, Jahrhundert, am Hof Heinrichs VIII. und seiner letzten Frau, Katharina Parr.
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Ludwig Licht ist der Protagonist einer Tetralogie des schwedischen Autors Thomas Engström. Anfang des Jahres ist der dritte Band erschienen, nach „West of Liberty“ und „South of Hell“ sind wird nun bei „North of Paradise“. Die Bände sind in sich abgeschlossene Thriller, die jeder für sich spannende Lektüre bieten. Doch wer Licht schon bei seinen ersten beiden Abenteuern begleitet hat, kennt seine gesamte Biografie, seine Fehler und auch seine sympathischen Seiten.
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