Feuervogel“ ist der verlockende Titel eines Tanzabends des Wiener Staatsballetts in der Volksoper. Drei Tänzer befassen sich als Choreografen mit der Musik Igor Strawinskys. Andre Kaydanovskiy sieht den „Feuervogel“, der dem Abend den Titel gibt, als personifizierte Allegorie von Gier und Begierde. Eno Peçi macht die Kasperlfigur „Petruschka“ zum hilflosen Lehrer. András Lukács baut mit sechs Paaren eine Hymne an den Tanz und die Schönheit. Geschichte erzählt er keine, die entsteht mit Hilfe von Strawinsky und den Mitwirkenden im Kopf des Publikums. Dieses belohnte Choreografen und Tänzer_innen temperamentvoll mit einer Premiere angemessenem Applaus.
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Wer bist du, wer bin ich? Passen wir zusammen? Können wir uns verständigen? Gisela Elisa Heredia und ihre Compagnie tanz.coop behandeln ein brisantes Thema – Fremdsein, Ablehnung und Annäherung – mit Schwung und Humor. Drei Tänzerinnen und ein Tänzer sind mit ungeahnter Energie auf der Bühne des KosmosTheaters, um als „Perfect Stranger“ das vornehmlich junge Publikum zu unterhalten. Ernsthaft nachgedacht wird später.
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Den Bewegungen von Tänzerinnen und Performern auf der Bühne zuzusehen, ist eine Sache. Eine andere, eine gesündere und auch beglückendere, ist es, sich selbst zu bewegen. Bei 250 Workshops, die einen wesentlichen Teil des international bekannten ImPulsTanzfestivals bilden, finden Väter, Mütter, Teens und Twens, Enkelkinder und deren Großeltern, Profis und Laien und natürlich auch Bewegungswillige, die es wegen einer Behinderung nicht so leicht im Alltag haben, ihre spezielle bewegte und bewegende Runde. Die Angebote bekannter und frisch engagierter Meister_innen könnten auch Happyshop oder Vergnügungsladen heißen, denn diese Arbeit bietet bei aller Härte und Ernsthaftigkeit echten Genuss und erhöht die Lebensfreude.
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Ioanna Avraam hat zum ersten Mal die Titelrolle getanzt und fast scheint es als wäre die russische Tänzerin, der Boris Eifman sein Ballett „Giselle Rouge“ gewidmet hat, wiedererstanden. Die wenigen Bilder, die von Olga Spessivtseva erhalten sind, werden lebendig, wenn Avraam mit allen Fasern ihres biegsamen Körpers Lebensstationen der sensiblen Tänzerin darstellt. An ihrer Seite debütierten Mihail Sosnovschi als für die Ballerina entflammter Kommissar und Andrey Teterin als eleganter Lehrer. Roman Lazik beeindruckt als Bühnenpartner in Paris. Eine Aufführung, die einhellige und lautstarke Begeisterung fand, nicht nur für die großartigen Leistungen auf der Bühne sondern auch im Orchestergraben.
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Theorie und Praxis führten die Wiener Staatsoper und die Europäische Musiktheater Akademie in einem besonderen Symposium zusammen. Was denken führende Wissenschaftler der Richard Wagner-Forschung über dessen Gesangskompositionen, und wie gehen Top-Wagner-Sänger mit den Herausforderungen um? Im Teesalon der Staatsoper gab es höchst Interessantes darüber zu erfahren.
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Das Besondere im Banalen zu finden, stellte sich der Regisseur Pavel Cuzuioc als Aufgabe. Dazu hat er sich in die Opernhäuser von Wien, Mailand und Odessa begeben. Nicht, um im Zuschauerraum zu sitzen und eine Aufführung zu genießen, oder hinter der Bühne die Geheimnisse eines Opernabends zu erforschen, sondern dort zu verweilen, wo die Besucher_innen möglichst wenig Zeit verbringen wollen: an der Garderobe.
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Wenn die Realität die Fantasie überholt, dann ist es vorbei mit den wohligen Schauern bei der Lektüre eines Kriminalromans. Ausgangspunkt im neuen Roman der norwegischen Autorin Anne Holt ist eine Bombenexplosion mitten in Oslo. 29 Menschen sterben. Wenig später explodiert eine zweite Bombe, neue Opfer sind zu beklagen. So könnte es sein. Oder ist es so? Am 7. April rast ein Verrückter mit einem Lastwagen in die Fußgängerzone von Stockholm und tötet dabei vier Menschen. Er zeigt sich befriedigt, „Ungläubige“ getötet zu haben. Die Fiktion ist längst zur Realität geworden.
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Der letzte Roman des amerikanischen Autors Kent Haruf ist ein Glücksfall für die Leserin. Der ein bisschen mystische Titel – „Unsere Seelen bei Nacht / Our Souls at Night“ – lässt ahnen, dass ein ganz besonderer Roman zu lesen sein wird. Das Licht auf dem Nachtkasterl ist gedämpft, der Straßenlärm schweigt, Addie und Louis liegen Hand in Hand nebeneinander im Bett, plaudern ein wenig und schlafen dann ein. Noch vor dem Frühstück ist Louis wieder bei sich zu Hause. Bis Addie meint, er soll seinen Pyjama doch bei ihr lassen und dann frühstückt er auch mit ihr.
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In den letzten beiden Vorstellungen von John Crankos emotionalem Ballett „Onegin“ nach Alexander Puschkin tanzt Nina Poláková eine beeindruckende Tatjana. Roman Lazik ist der „Onegin“ schlechthin, vom ersten Auftritt an unerträglich (gut). Alice Firenze ist eine verschmitzte Olga und Masayu Kimoto ihr jähzorniger Bräutigam Lenski. Alexis Foraboscot zeigt, einfühlsam und kräftig, einen fürstlichen General.
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Da hängt sie, die Kuh, schneeweiß und mächtig vor dem schweren Samtvorhang der Dresdener Semperoper, und ich frage mich, ob sie da wohl auch den ganzen Abend hängen bleiben wird? Den Kakteen („Cacti“) lässt der Choreograf Alexander Ekman die Kühe („Cow“) folgen. Bertram Grund hat sie in Dresden gesehen – erstaunt und hingerissen.
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