Auch im ImPulsTanz Festival darf getanzt werden. Welche Erlösung! Anne Teresa De Keersmaeker kommt ohne Wortschwall und Kasperlszenen aus und Christian Rizzo ebenfalls. Mit „ad noctum“, in Anlehnung an sein beim Festival von Avignon 2013 gezeigten Stück „Nach einer wahren Geschichte“, belebt er auf wunderbare Weise fließenden, leisen Tanz zu hämmerndem Beat in finsterer Nacht. Die magische Stunde im Museumsquartier endet im hellen Licht. Es dauert einige Minuten, bis die Verzauberung gelöst ist und die Begeisterung des Publikums hochbrandet.
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Nachdem die Tänzerin und Choreografin Akemi Takeya ihr Zitronenuniversum, den Lemonismus, in vielen Vorstellungen allerhand Ismen der europäischen Kunstgeschichte gegenübergestellt hat, hat sie mit der Uraufführung von Lemonism x Dadaism (Lemonism Vol. 2) im Odeon gezeigt, dass sie keineswegs nur Zitronen im Kopf hat, dass sie neben Tanzen auch denken, viel denken, Theater spielen, singen, brüllen, jaulen, Klavier spielen und ihr Publikum begeistern kann. Um ehrlich zu sein: einen Teil davon. Die andere Hälfte knabberte mit offenem Mund an den vielen ungelösten Fragen und war ebenso verwirrt, wie die Performerin am Ende der Vorstellung in ihrem eigenen Netz, aus dessen Fäden sie sich scheinbar nur mit Mühe befreien konnte. DADA ist DADA ist DADA ist DADA und total gaga.
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Der alte Maler und das Modell. Ein paar Stunden nur soll die Porträtsitzung dauern, dann wäre der junge Mann wieder entlassen. Doch der Künstler zerstört immer wieder, was er zu Papier gebracht hat und die Sitzungen dehnen sich ins Unendliche. Regisseur Stanley Tucci hat nach der Romanbiografie von James Lord „A Giacometti Portrait“ einen Film über den Schweizer bildenden Künstler Alberto Giacometti und sein Modell, James Lord, gedreht. Allein die Darstellung Giacomettis durch Geoffrey Rush rechtfertigt den Kinobesuch.
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Andrea Camilleri ist im deutschsprachigen Raum vor allem durch den von ihm erdachten und längst auch zu TV-Ehren gelangten Commissario Montalbano aus dem sizilianischen Nest Vigata bekannt geworden. In seiner Heimat Italien wird der Sizilianer für seinen Sprachwitz und auch als Autor von Drehbüchern und feinsinnigen Romanen geschätzt. Obwohl es im jüngsten um die verschwundene Ehefrau eines renommierten Dichters geht, ist „Berühr mich nicht“ kein Krimi, eher das Porträt einer Frau auf dem Weg zu sich selbst.
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Wenn es bei den Salzburger Festspielen 2017 einen Regenten gibt, dann ist es der südafrikanische Künstler William Kentridge. Durch die Salzburger Innenstadt zu spazieren und dem gut proportionierten, freundlichen Herrn nicht zu begegnen, ist fast unmöglich. Zumindest auf das „Wozzek“–Plakat stößt man allerorten. Die Oper von Alban Berg wird von Kentridge inszeniert. Zwischen den Proben hat er sich der Ausstellung seines Œvres im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg und im angeschlossenen Rupertinum am Max-Reinhardt-Platz gewidmet. Er weiß, wie die Videowände und Lautsprecher aufgestellt werden müssen, wo die Zeichnungen und Druckgrafiken hängen und die Filme präsentiert werden sollen. „Thick Time“ bietet einen eindrucksvollen Blick auf das umfangreiche, magische, aufrüttelnde und auch humorvolle Werk des heute 62jährigen.
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Gemeinsam mit dem Tänzer und Choreografen Salva Sanchis hat die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker 2005 das Meisterwerk des 1967 verstorbenen amerikanischen Saxophonisten John Coltrane, „A Love Supreme“, durch Tanz dekoriert. Ein Quartett macht Musik, ein anderes zeigt sie mit dem Körper. Dieses knapp einstündige Ballett, im Entstehungsjahr auch im ImPulsTanz Festival gezeigt, haben De Keersmaeker und Sanchis neu überarbeitet. Es tanzen nicht mehr zwei Paare, sondern vier Männer – voll Energie und Virtuosität, jeder für sich und alle gemeinsam. Die Aufführung im Volkstheater wurde mit Begeisterung quittiert. Ob der Jubel der Musik oder der Choreographie gilt, ist nicht festzustellen. Ganz sicher jedoch gilt er den vier Tänzern.
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Die argentinische Tänzerin und Choreografin Cecilia Bengolea ist immer für eine Überraschung gut. Sie liebt den Spitzentanz, fremde Tanzformen und eine Mischung von allem mit allem und hat auch nichts gegen pure Unterhaltung. Das war bei „Dub Love“ so und bei „Twerk“. Beide Stücke, 2014 und 2013 im ImPulsTanz Festival gezeigt, hat sie gemeinsam mit dem französischen Tänzer François Chaignaud erarbeitet. Auch ihr 2016 erstmals gezeigtes Stück „DFS“ ist im Dialog mit Chaignaud entstanden. Wer sich nicht mit Beckmessers Kreide vor die Schultafel setzt, sondern unverkrampft das zwanglose stilistisch kaum einzuordnende Geschehen auf der Bühne genießt, erlebt einen unterhaltsamen Abend mit sieben exzellenten Tänzer_innen.
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Krieg ist schrecklich, unerträglich, tödlich. Das macht schon die Eingangsmusik klar, der Kriegslärm kann durch Ohrstöpsel gedämpft werden. Es ist eben nicht Krieg, sondern eine Vorführung. Zwar nennen sie Amanda Piña & Daniel Zimmermann „War (Ein Kriegstanz)“ und erzählen auch vom Krieg, vom Ersten und vom Zweiten Weltkrieg und vom heutigen globalen Weltkrieg, doch nicht Kriegsberichte sind das Ziel der Performance im Volkstheater, sondern die Tänze und Gesänge, mit welchen die Künstler_innen und die Bewohner_innen Polynesiens davon erzählen. Ein getanztes Manifest gegen die Zerteilung von Kunst in zeitgenössische versus traditionelle.
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Eine Grätsche über nahezu 100 Jahre wagt die Tänzerin / Choreografin Akemi Takeya mit ihrer „Lemonismus“-Serie. In ihren Performances verbindet sie die kunsthistorischen europäischen „Ismen“ mit ihrem eigenen „Zitronismus“, dem Lemonismus. Mit lebendiger Bühnenpräsenz, der Schönheit der Bewegungen und ruhiger Selbstsicherheit gelingt es Takeya im Leopold Museum, ihr Publikum zu erreichen und eine Atmosphäre zu schaffen, in deren Mittelpunkt der Körper agiert. Auch ohne ihren Gedankengängen im Detail folgen zu können, ist das Publikum begeistert.
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Der spanische Tänzer und Choreograf, Absolvent des 1. Jahrgangs von P.A.R.T.S und langjähriger Co-Choreograf von Anne Teresa de Keersmaeker, interessiert sich besonders für die Beziehung von Tanz und Musik. Darum geht es auch in seinem jüngsten, in Brüssel uraufgeführten, feinen Tanzstück „Radical Light“. Zu experimenteller Elektronik und Minimal Techno Duos Discodesafinado geben sich eine Tänzerin und vier Tänzer, der Choreograf mittendrin, dem pulsierenden Rhythmus und dem sanft schwingenden Mikrosound hin. Das Publikum im Akademietheater war begeistert.
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