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Ballett: „Cendrillon“, Volksoper

Mila Schmidt kann Liebe tanzen.

Noch zwei Mal ist Thierry Malandins Märchenballett „Cendrillon“ (Aschenbrödel) zur Musik von Sergej Prokofjew in der Volksoper zu sehen. Mila Schmidt, die Premierenbesetzung, tanzt die Titelrolle, berührend, ausdrucksvoll und elegant. Am 23. und 26. Mai 2018 zeigt die Volksoperncompagnie des Wiener Staatsballetts das Märchen, das für den Choreografen Malandin eine Geschichte von heute lebenden Menschen ist, garniert mit Elfen, die Cendrillons tote Mutter begleiten.

Der große Ball, in der eindrucksvollen Choreografie von Thierry Malandin Wie man aus Grimms Märchenbuch weiß, ist Aschenbrödels Leben nicht schön. Die leibliche Mutter ist tot, die Stiefmutter samt ihren missgünstigen Töchtern ist ekelhaft zur ungeliebten Stieftochter, gönnt ihr nicht einmal ein Bett und lässt sie in der Asche schlafen. Doch Mila Schmidt tanzt, wie der Choreograf es vorsieht, keine gramgebeugte junge Frau, sondern eine selbstbewusste, die nicht aufgibt und die wenigen Stunden mit dem hilflosen Vater (Roman Chystyako) fröhich genießt. Eine hilfreiche Fee (Tainá Ferreira Luiz / in den beiden letzten Vorstellungen tanzt Kristina Ermonelok) erscheint, von ihrem Hofstaat umgeben (Soloelfe: Laura Cislaghi), nur für Cendrillon sichtbar. Zentrum des Geschehens ist der große Ball, den Malandin ganz in Grau und Schwarz hält, nur das schöne Cendrillon kommt in strahlendem Weiß und verschwindet um Mitternacht. Doch mit der Elfen Unterstützung, macht sich der Prinz (Gleb Shilov / in den beiden letzten Vorstellungen Filip Vieira) auf die Suche nach dem schönen Mädchen und kann sie schließlich heimführen. Stiefmutter und Töchter bereuen und wenden sich geläutert der Natur zu. Cendrillon und das akrobatische Stief-Trio (Schmidt, Benedek, Colombet Nejime)

Dieses Stief-Trio bringt den Humor in den Tanz. Drei Tänzer (László Benedek, Samuel Colombet, Keisuke Nejime) haben sich bereits in der Premiere bewährt und in 17 Vorstellungen Spiel und Tanz perfektioniert, zeigen Koketterie, Keckheit und (patscherte) Verführungskunst. Dass drei Männer in den Röcken stecken, hat man schnell vergessen. Prinz Shilov  wird von Alexander Kaden,Alexander Kaden, bei der Premiere als Elf, aktuell: Tanzemister, Freund des Prinzen, Zeremonienmeister. als Freund, Tanzlehrer und Zeremonienmeister, meisterhaft und sprungkräftig begleitet. Die Rollel übernimmt in den letzten Vorstellungen Gleb Shilov.
Mila Schmidt zeigt nicht nur, dass sie eine ausgezeichnete Tänzerin ist, sondern drückt mit ihrer Mimik und Gestik eine reiche Gefühlspalette aus. Eine junge Tänzerin hat mich einmal gefragt: „Wie tanzt man Liebe?“ Schmidt weiß es, und auch der Komponist Prokofjew.
Das Volksopernorchester, dirigiert von Guido Mancusi, spielt sie, die Liebe und den Tanz, den Aufruhr und die Hoffnung, witzig-ironisch, verträumt-romantisch und im Dreivierteltakt. Das Ensemble ist sichtbar entspannt und gelockert, hat die Bewegungen verfeinert und Routine bekommen, ohne Energie zu verlieren. Ein Genuss.

Thierry Malandin: „Cendrillon“, letzte Vorstellungen in dieser Saison, mit Mila Schmidt als Cendrillon, 23. und 26. Mai 2018, Volksoper.
Fotos: Ashley Taylor, © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor.