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Le Studio, Bühne und Film im Stadtkino

Kurzfilme mit Kommentaren, das Haltbare und das Lebendige.

Resilienz wird in der Psychologie die Fähigkeit genannt, auf Probleme richtig zu reagieren, sich anzupassen an die neue Situation und nicht aufzugeben. Lise Lendais und Pierre-Emmanuel Finzi haben diese Resilienz in hohem Maß. Sie machen weiter, suchen nach Beendigung des Mietvertrags mit dem Studio Molière eine neue Heimat oder gehen auf Reisen, quer durch Wien. Fürs erste wird zum Rendez-vous Film und Bühne ins Stadtkino im Künstlerhaus eingeladen. Am 22. Mai werden im Stadtkino wieder Theater und Film miteinander verbunden.

Doppeltes Vergnügen: Lebendige Erklärung zu den laufenden Bildern. Leicht haben es die beiden aus Frankreich stammenden Kunstbesessenen. Lise Lendais lebt für Theater, Pierre-Emmanuel Finzi für den Film, bis jetzt nicht gehabt. Im Studio Molière haben sie die richtigen Räumlichkeiten gefunden, um beides zu verschwistern, die lebendige unwiederholbare Bühnenkunst und die dauerhaft konservierte Filmkunst. Um das interessierte Publikum zu erobern ist wenig Zeit geblieben, kaum ein Jahr nach der Gründung von Le Studio tobt das Coronavirus SARS-CoV-2 über den Erdball und legt das gewohnte Leben nahezu lahm. Neue Produktionen können weder auf der Bühne noch auf dem Filmset entstehen, und für die verfügbaren Konserven gibt es kein Publikum: Lockdown und Quarantäne. Lendais und Finzi geben nicht auf. Lendais und ihr Team befreunden sich mit Onlineproben, auch über Erdteile hinweg; Finzi lebt von den Reserven.
Alex Bailey erklärt spielend auf der Bühne, was der Film auf der Videowand zeigt. Kurz Luft geholt, und schon trifft das Duo der nächste Tiefschlag: Der Mietvertrag für das Studio Molière, ein Teil des Lycée Français, wird nicht verlängert. Am 13. Dezember 2021 hat Bühne und Film nach dem Fall sämtlicher Ver- und Gebote wieder vollständig aufgesperrt, am 30., nach der letzten Vorstellung, sind die Schlüssel abgegeben worden. Das Neue Jahr wird dennoch freudig begrüßt, Lendais und Finzi machen sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten. Die Resilienzreserven scheinen unerschöpflich. Die Plänen nehmen bereits Form an.
Internationale Gäste, die das Format künstlerisch begleiten, werden eine Einladung erhalten und für das besondere Format werden unterschiedliche Spielstätten in Wien gesucht. Sicher auch gefunden, schließlich hat das Performancehaus brut nach der Delogierung auch fast vier Jahre nomadisch gelebt. Das Publikum ist treu geblieben.
Probenpause im Zuschauerraum: Ein bisschen Spaß muss sein. Die Inszenierungen werden alle gemeinschaftlich vor Ort, im Rahmen eines interaktiven Workshops mit Gruppen von Menschen mit und ohne besonderen Bedürfnissen, entstehen.
Den Auftakt macht Rendez-vous Nr. 7", ein Programm, das in Kooperation mit Schüler:innen der inklusiven Schule Leopoldschule entsteht. Gezeigt wird ein verschiedensprachiges Kurzfilmprogramm in Originalversion, das von den Künstler:innen Hanna Binder, Alex Bailey und Susanne Songi Griem begleitet und für ein breites Publikum verständlich und zugänglich gemacht wird. Auf diese Weise werden die Erfahrungen von Theater und Film miteinander verbunden und dem Publikum eine ungewöhnlich Form des Zuschauens angeboten; die Grenzen zweier Medien lösen sich auf. Damit eine angenehme, lockere Stimmung entsteht, wird während der Vorführung das Licht im Saal nicht ganz abgedreht und der Ton etwas leiser gedreht. Auch kleine Kinder müssen sich nicht fürchten.

LE STUDIO Film und Bühne: Rendezvous Film und Bühne, Kurzfilme, begleitet von Hanna Binder, Alex Bailey und Sussanne Songi Griem. 22. Mai 2022, 11 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus.
Fotos © Elsa Okazaki