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Jo Nesbø: „Messer“, Kriminalroman

Erfolgsautor Jo Nesbø, © Thron Ullberg.

Der 12. Fall von Harry Hole, Hauptkommissar in Oslo, ist wohl sein schwierigster. Er ist selbst darin verwickelt und darf daher nicht ermitteln. Wer Harry kennt, weiß, dass er sich nicht daran halten wird. Jo Nesbø hat wieder einen packenden Thriller geschrieben, in dem auch der Humor nicht fehlt.

Zu Beginn ist Hole mit der Jagd auf den Vergewaltiger und Frauenmörder Svein Finne beschäftigt. Den hat er für 20 Jahre ins Gefängnis gebracht, doch nun ist der Sämann wieder frei. Fin ist ein alter Mann, doch noch immer davon besessen, sich zu vermehren, seinen Samen in junge Frauen zu pflanzen, die er für geeignet hält. Er beobachtet sie, prüft, ob sie schwanger geworden sind oder abtreiben. Ohne Kind sind sie für ihn wertlos, er bringt sie um. Harry Hole ist ihm bereits dicht auf den Fersen. Seine Abende verbringt er mit der Whisky-Flasche. Lange war er trocken, doch dann hat ihn seine über alles geliebte Frau Rakel hinausgeworfen, er greift wieder zur Droge, um nicht dauernd an sie denken zu müssen.

Stiefsohn Ole verrät ihm, dass sie wieder zu Harry zurück wollte. Diese Botschaft kommt zu spät: Rakel ist ermordet worden. Harry weiß, Svein Finne ist der Täter. Doch der hat einen gewieften Anwalt und ein wasserdichtes Alibi. Die Polizei steht gelähmt wieder am Anfang der Ermittlungen.

Buchcover, © Ullstein VerlageHarry gibt nicht auf und ermittelt, dank seiner Kontakte, vor allem zuweiblichen  Informanten, weiter. Doch auch er verfolgt viele Spuren, die er wieder verlassen muss, weil sie ins Leere führen. Nesbøs Rezept ist perfekt: Gemächlicher Beginn, Antraben in der Mitte und, nach vielen Irrwegen und versteckten Hinweisen auf die richtige Spur, im Galopp zum überraschenden Schluss. Und mehr kann nicht verraten werden, um die sich stetig steigernde Spannung nicht zu gefährden. In seinem 12. Fall hat Harry Hole viel nachzudenken, und Autor Nesbø hat viel zu sagen über Mordlust und Rache, und das unkontrollierbare Böse, das in jedem Menschen schlummert. Nesbø erzählt von einer Gruppe kaputter, von durch Kriegserlebnisse und die Polizeiarbeit an PTS, posttraumatischen Störungen, geschüttelten Männern, die versuchen ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Kein herkömmlicher Krimi, doch fesselnd und dramatisch.

Jo Nesbø: „Messer“, aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob, Ullstein 2019, 576 S. € 24,70. Auch als ePub erhältlich.