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Off Theater: Tanzabende im Duo oder als Solo

Ausschnitt aus dem Video-Trailer für "Blatný" © ProART

Zwei interessante Abende kündigt das Off Theater an. Die Tänzerin Leonie Wahl zeigt ihr beklemmendes Solo „Void“; eine Woche davor tritt der tschechische Tänzer Martin Dvořák im Duo mit Lukáš Lepold und mit Irene Bauer auf. „Void“ ist eine Dance & Visual Arts Performance, gemeinsam mit dem Videokünstler Robert Fleischanderl entwickelt. Dvořák ist Begründer und Leiter der tschechischen Company ProART und zeigt den Tanzabend in Kooperation mit dem Off Theater.

Martin Dvořák hat viele Jahre unter der Leitung von Jochen Ulrich in der Ballettcompagnie am Linzer Landestheater getanzt. Nun hat er in seiner Heimat seine eigene Compagnie gegründet, mit der er auch auf Tournee geht. In Wien zeigt er zwei Duos. „Oneness“, entwickelt und getanzt mit Lukáš Lepold, versuchen das Bewusstsein über das Vergehen der Zeit als physisches und psychisches Phänomen sichtbar zu machen. Die „Einzigartigkeit“ des Augenblicks ist in ihrer Dimension nicht messbar. Jetzt ist immer schon vorbei. "Oneness"  von und mit Martin_Dvořák / Lukáš Lepold. © ProART Im zweiten Teil des Abends iassen sich Dvořák und seine Kollegin, Irene Bauer, vom Werk des tschechischen Autors Ivan Blatný (1919–1990) inspirieren.
Blatný hatte bereits mehrere Lyrikbände veröffentlicht und war nach dem Krieg der kommunistischen Partei beigetreten, als er 1948 an einer Reise tschechischer Schriftsteller nach London teilnahm und nicht mehr zurückgereist ist. Als er sich in einer BBC-Sendung über die Unterdrückung der Freiheit der Kultur beklagte, wurde er als Verräter eingestuft und verlor seine Staatsbürgerschaft. 1954 wurde eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert und Blatný verbrachte den Rest seines Lebens in psychiatrischen Kliniken. Eine Krankenschwester schickte seine Werke nach Kanada. In der Edition Korrespondenzen ist im März 2018 der von Jan Faktor und Annette Simon übersetzte Band „Hilfsschule Bixley“ von Ivan Blatný erschienen.
Leonie Wahl in "Void" © Robert FleischanderlMartin Dvořák und Irene Bauer legen ihrer Choreografie die  poetischen Texten Blatnýs zugrunde und tanzen zur Musik von František Chaloupka und Pavel Blatný, einem Cousin des Dichters.

Leonie Wahl erzählt, eingesperrt in einen Glaskasten, von einer Frau ohne Gedächtnis, ohne Bewusstsein, ohne Wurzeln. Wie findet ein Mensch eine neue Identität, wenn er die alte verloren hat? Es ist spannend und auch bedrückend zuzusehen, wie sich diese nackte Frau aus dem Nichts herauswindet, allmählich erhebt und ihr Bewusstsein wieder gewinnt. Void" besticht auch durch die Fotots und die Videoeinspielungen, die die fünf Akte voneinander trennen. Leoni Wahl: Ohne Identität im Glaskasten. © Robert Fleischanderl

Leonie Wahl lebt als Tänzerin und Choreografin in Wien. Sie studierte Tanz an der Hochschule Heidelberg-Mannheim und an der Rotterdamse Dansacademie. Von 2001 bis 2015 tanzte sie als prägendes Mitglied in der Company Gervasi, mit der sie in sämtlichen Produktionen zu sehen war und zu verschiedensten internationalen Festivals eingeladen wurde.
Für die Company ProArt hat sie Teile der Programme „Motion Scores“ und „Sonette“ erarbeitet.

OFF.WHITE.BOX, zwei Abende: Martin Dvořák zeigt „Oneness“ (mit Lukáš Lepold) und Blatný“ (mit Irene Bauer). 13. und 14. April 2018. Off Theater.
Leonie Wahl & Robert Fleischanderl: „Void“, eine Dance & Visual Arts Performance in fünf Akten. 19. und 20. April 2018.
Kartenreservierung: 0676 360 62 06,