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Makemake: "Genesis Park", eine Forschungsreise

Genesis Park © Felix Huber / makemake

Die Entstehung der Welt, von Tier und Mensch in zweieinhalb Stunden. Ein Experiment. Makemake will die großen Rätsel der Menschheit lösen, erforschen ob die Katastrophen der Erdgeschichte vielleicht Wunder sind, die Sackgassen und Irrwege entdecken, die auf dem Weg liegen. Die abenteuerliche Reise durch die Evolutionsgeschichte endet nach munterer Belehrung und unvermuteten Entdeckungen im Genesis-Park, im neuen Spielort F 23. Mit dem Urknall wird gestartet, wenn die Reise durch die Evolution beginnt. Makemake führen durch die Entwicklung der Welt und landen im erlebnisreichen Genesis Park.

Makemake (sprich make-make), das sind viele. Zum Beispiel der Zwergplanet: 136472, den die Astronomie seit gut zehn Jahren kennt. Oder eine salzburgische Rock-Gruppe: The Makemakes. Oder der Schöpfergott der Bewohner der Osterinseln, der Rapanui. Und auf ihn, der Erde und Wasser, Tier und Mensch erschaffen hat, beruft sich das Kollektiv aus Künstlerinnen und Künstlern aller Sparten: Makemake. Kein Zufall und schon gar keine Sackgasse, dass sich die Truppe, wie ihr göttlicher Namensgeber, mit der Entstehung der Welt und allem was darauf kreucht und fleucht befasst. Die Ergebnisse der intensiven Recherchen werden in einem theatralen, interaktiven Parcours den geneigten Zuschauerinnen jeglichen Alters vermittelt. Die Entwicklung der Welt im Zeitraffer © makemake / Felix Huber

Makemake arbeitet seit sechs Jahren auf besondere Weise. Es wird gespielt und getanzt, musiziert und installiert, auch inszeniert und choreografiert, doch geeint hat den Kern von Makemake, an die acht Söhne und Töchter der Thalia, der Muse des Theaters, das Interesse an den Wissenschaften. Und natürlich auch, wie man sie spannend und unterhaltsam an Kind und Kegel, Mann und Frau bringt. Nicht immer sind die Projekte so riesig dimensioniert wie die erkenntnisreiche Vergnügungsreise. Anderthalb Jahre arbeitet die Gruppe bereits daran. Ein Experiment auch für die Experimentierfreudigen. Dschungel etwa, dem Theaterhaus für Jugendliche, wird mehr oder weniger konventionell die Bühne bespielt und betanzt. Schon im heurigen April gab Makemake einen Vorgeschmack auf die großen Fragen, die nicht nur Kinder bewegen: „Wer die Welt zusammenhält“ heißt die amüsante Produktion, die im Dschungel uraufgeführt worden ist. Schon Achtjährige haben da erfahren, was Wissen und Vergessen heißen kann und wie man sich die Welt vielleicht erklären kann. Das Konzept ist mit dem Theodor von Körner Preis belohnt worden. Sara Ostertag, Kern-und Gründungsmitglied von Makemake, hat Regie geführt.
Genesis  Park: Plakatsujet © makemakeSie ist diesmal nicht dabei, weil Makemake mit Gästen aber ohne Leitung arbeitet. Keine Regisseurin, keine Choreografin, kein Chef. Keine endlosen Diskussionen? Kein Streit? Die Choreografin und Tänzerin Martina Rösler und die Schauspielerin Michèle Rohrbach, beide Gründungsmitglieder von Makemake, schauen einander an, rollen die Augen, schütteln die Köpfe, antworten mit einem klaren „Nein“.

Eine theatrale Forschungsreise. Der Entwicklungsprozess von der Idee –die Inspirationsquelle war ein preisgekröntes Kinderbuch von Jan Paul Schutten: „Evolution oder das Rätsel von allem, was lebt“ – war als Brainstorming geplant. „Doch jetzt, da wir wissen, was wir wollen, ist jede in der Performance ziemlich autonom“. Schließlich sind sie alle Profis, auch wenn keine und keiner von der aufwändigen und genauen Arbeit leben kann. Die Vierjahres-Förderung, die Wien der Arbeit des Kollektivs angedeihen lässt, reicht gerade für die Materie und eventuell engagierte Gäste aus allen Fachbereichen. Für den „Genesis Park“ in der ehemaligen Sargerzeugung Atzgersdorf müssen nicht nur sämtliche Bühneneinrichtungen angeschleppt werden, sondern auch die Stromkabel für Licht und Sound. Bühnenbildner Christian Schlechter spricht für alle: „Makemake ist ein Liebhaberprojekt. Das Brot verdienen wir alle in einem anderen Umfeld.“ „Obwohl wir auch außerhalb von Makemake oft gemeinsam künstlerisch arbeiten“ ergänzt Martina. „Inzwischen“, so weiß Michèle, „sind wir richtig zusammengewachsen. Wir haben die gleichen Interessen, ästhetisch wie künstlerisch.“ Wow! Das Wimpertierchen hat 7 Geschlechter. © Makemake / Felix Huber

Viel Arbeit, noch mehr Liebe. Die Basis der Zusammenarbeit ist Professionalität und gegenseitiger Respekt. Dass Kulturarbeit Selbstausbeutung bedeutet, hat die bunt gemischte Truppe immer gewusst. Für die jüngste Mitwirkende ist die Kunst noch pure Freude, Sarah Bahmou geht noch zur Schule. Als freiwillige Forscherin im Projekt „Der Hundsturm bellt“ hat die 10jährige das Team kennen gelernt. Als Gast ist die nun 13Jährige immer wieder im Makemake-Team. Im mit dem Stella ausgezeichneten Musiktheaterstück „Warum das Kind in der Polenta kocht“ (Makemake im Dschungel, 2014) agierte sie bereits als Darstellerin. Mit großen Ohren sitzt sie im Kreis, lächelt still und denkt an eine Zukunft: „Auf der Bühne, ich glaube, das will ich.“

Mit dabei auf dieser Reise durch die Evolution, die exakt mit dem Urknall startet, ist auch das slowenisch-kärntnerische Musik-Duo Rdeča Raketa (Maja Osojnik, Matija Schellander): „Ein wesentliches Element“, betont Anne-Katrin Strobl. Sie ist die eine, die Zeit und Raum im Auge behalten, organisieren, strukturieren, kontaktieren muss. Für das spezielle Projekt, „Zum Ersten Mal ohne Kopf, ein Experiment für uns.“, hält die Choreografin und Tanzpädagogin als Produktionsassistentin die logistischen Fäden in der Hand.

Die Welt im Labor © makemakeSeit Beginn der Denk- und Recherchearbeit ist auch die Autorin Natacha Gangl als Gast im Team. Sie hat, so sagt die redegewandte Michèle „eine wunderbare Textcollage beigesteuert“. Den Kontakt zu den Lehrerinnen und Schülerinnen hält die Theaterpädagogin Brigitte Moscon. „Vermittlung“, das Zusammenführen von Theorie und Praxis für alle Altersgruppen, beschreibt Makemake als „zentralen Bestandteil unserer Arbeit wobei die Grenzen zwischen Vermittlungsarbeit und Kunstproduktion fließend sind“.

Wow! Genderwunder Wimpertierchen. Brigitte weiß auch, dass das Wimpertierchen sieben Geschlechter hat und löst so das Rätsel des „Wow“ dieses winzigen Süßwasserbewohners. Auch die Tiere, des Wassers, der Luft, der Erde und des Dazwischen reisen mit in den Genesis Park. Grafikerin Birgit Klenner hat sie auf 36 Spielkarten gebannt, die für Staunen und Diskussion sorgen werden. Jedes hat nämlich ein „Wow“.

Daniela (-Katrin Strobl) greift ein, Schluss mit Plaudern und Lachen, die Proben müssen weitergehen. Vor der Vergnügungsreise in den Erlebnispark wartet noch harte Arbeit. Davon sollen die Mitreisenden nichts spüren. Makemake verspricht: „Es gibt extrem viel zu erleben. An Gefühlen und Stimmungen, an Konkretem, Abstraktem und Fanstatischem.“

Makemake Produktionen: „Genesis Park“, Premiere: 28. 9.
Busreise ab Museumsquartier / Dschungel zum Aufführungsort: F23, Breitenfurter Straße 176.
Genauere Informationen: Makemake.at/