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IMPULSTANZ: WIM VANDEKEYBUS MIT „SPEAK LOW“

Ultima Vez: "Speka low, if you speak love" © Danny Willems

Dynamisch, rasant, ohne störende Worte und ziemlich lang wirbelte Wim Vandekeybus‘ Kult-Compagnie Ultima Vez kreuz und quer über die Bühne des Volkstheaters. Die TänzerInnen wurden live begleitet vom flämischen Musiker Mauro Pawlowski und Band, die schon einmal ordentlich aufrockten, laut und mitreißend. Frenetischer Jubel für die ImPulsTanz-Stammgäste, die mit maximalem Einsatz und großem Können beeindruckten.

Leibegeflüster bei Wim Vandekeybus / Ultima Vez ©  Danny WillemsEin Mann mit Baseballkappe hat einen Schleier über Mütze und Gesicht gehängt und sieht aus wie ein Tropenforscher, mit einem Seil in der Hand. Er tritt an die Rampe und wirft ein Ende des Seiles ins Publikum. Natürlich holt er es wieder retour und den Zuschauern passiert nichts. Eine afrikanische Sängerin (Tutu Puoane) wandelt umher und singt Töne ohne Worte, eine Art Sirenengesang. Sie ist bestimmt eine mythische Gestalt, vielleicht auch eine Göttin, und hat in diesem Spiel eine ordnende Funktion. Dann kommt Mauro Pawlowski mit Hut, aber ohne Schleier samt Gitarre aus seinem von den Vorhängen abgetrennten Bereich nach vorn und singt Nick Cave-artig eine düstere Ballade.

Doch noch bevor sich eine leichte Langeweile ausbreiten kann, ändert sich die Gangart und die TänzerInnen holen aus zur typisch schnellen, sportlich-artistischen Manier á la Vandekeybus. Dann geht es meist heftig zu, in ausgezeichneten Gruppentänzen und Duos. Auch solistisch überzeugen die zum Teil sichtlich klassisch ausgebildeten Frauen und Männer. Dieser Mix aus klassischer Tanzschule und Vandekeybus-Choreographie funktioniert hervorragend.

Natürlich fallen auch immer wieder die Kleiderhüllen, und richtig komische Sequenzen gibt es auch. Etwa wenn eine Tänzerin immer wieder ihre Hose verliert, die ihr ein wohlgesonnener Mann ständig wieder hochzieht. Allein ohne festgezogenes Band kann das Beinkleid nicht halten, denn es ist zu weit. Die Musiker nehmen unterschiedliche Positionen ein, manchmal kommen sie samt Instrumenten wie dem Schlagzeug nach vorn. Die Sängerin ist immer dann am besten, wenn sie in der Bruststimme bleibt und jazzig-afrikanisch singt. Sobald sie einen klassischen Sopran im Kopfbereich anstimmt, wird es etwas störend. In diesen, offenbar komponierten Passagen wünschte man sich dann eine wirklich klassische Sängerin. Die Truppe kommt in Bewegung  © Danny Willems

Dann eine Szene voller fetziger Dynamik, wenn die Band wieder vorne spielt und alle dazu unglaublich intensiv tanzen, bis zum auspowern. Ein energetisch großartiger Austausch zwischen MusikerInenn und TänzerInnen, und auch das Publikum wird richtig hineingezogen ins Geschehen. Doch es ist die alte Choreographenfalle, in die Vandekeybus gern einmal tapst: Er findet kein Ende. Es wäre von der Dynamik her besser gewesen, die letzte Szene zu lassen, als die Konzentration nach dem intensiven Tanz noch einmal aufbauen zu müssen. Und knapp zwei Stunden Dauer sind ohnehin grenzwertig für die Zuseher in einer normalen Theaterbestuhlung. Eigentlich ein absurdes Gegenüber: eine rasante Compagnie in ständiger Bewegung, und ein Publikum, das in seine Sitze gezwungen ist und nie wirklich einsteigen darf, rein körperlich.

ImPulsTanz: Wim Vandekeybus/Ultima Vez: „Speak low, if you speak Love…“, nächste Vorstellung: Volkstheater, 4. August.