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Lisbeth Gruwez: Piano Works Debussy, ImPulsTanz

Claire Chevallier, Bösendorfer, Lisbeth Gruwez. © Alain Monot

Eine Tänzerin, eine Pianistin, die auf einem historischen Bösendorfer-Flügel die Tasten anschlägt: „Piano Works Debussy“ wird von Lisbeth Gruwez und Claire Chevallier auf die Bühne des MuTh gezaubert. Premiere war im Rahmen von ImPulsTanz am 21. Juli.

Pianistin Claire Chevallier, Tänzerin Lisbeth Gruwez, ©  Alex Vanhee In dunklen Hosen und weißen Oberteilen betreten die Künstlerinnen das Halbrund der leeren Bühne. Seitlich hängt ein verblasster Gobelin, der wird später am Gestänge in die Mitte gerückt, sodass die goldene Patina geheimnisvoll schimmert. Da hat auch die Tänzerin ihr Kostüm gewechselt, erscheint keck in goldenen Hotpants mit lockerem Oberteil. Die flämische Choreografin Gruwez hat nach ihrer Karriere als Tänzerin vor allem Gruppenstücke kreiert und ist mit ihrer Compagnie Voetvolk gern gesehener Gast im Tanzquartier. Zuletzt hat sie 2019 im Rahmen des ImPulsTanz Festivals „The Sea Within“ im Akademietheater gezeigt. Gruwez in Bewegung. © Danny Willems
Zum ersten Mal beschäftigt sich mit klassischer Konzertmusik. Das reiche und vielfältige Klavierwerk Claude Debussys gibt eine Fülle von Möglichkeiten der Interpretation. Wiegenlieder, Préludes und clowneske Stücke animieren die Tänzerin zu immer neuen ausdrucksvollen Bewegungen.
Gruwez tanzt selbstvergessen, weich in den Schultern mit fließenden Armbewegungen, kommuniziert mitunter mit der Pianistin, oder legt sich entspannt auf den Boden, um mit dem Publikum der Musik Debussys zuzuhören.
Abwechslung bringen nicht nur die unterschiedlichen Stimmungen der Kompositionen, sondern auch kurze Interventionen der beiden Künstlerinnen. Für wenige Sekunden tauschen sie auch die Rollen. Claire Chevallier versucht ein Tänzchen, Lisbeth Gruwez klimpert auf den Tasten. Es darf geschmunzelt werden. Debussy hat auch für die Ballets Russes mit Waslaw Nijinski Kompositionen geschaffen. Daran erinnert Gruwez, wenn sie im Profil die Bühne quert, dann hebt sie durch ihre Gestik die Musik wieder aus ihrer Entstehungszeit heraus. Mehr als 100 Jahre später funktioniert auch das  Klavierwerk als Tanzmusik.
Mit dem Wandteppich rückt auch der Flügel in die Mitte der Bühne. © youtube Video, AusschnittDie knappe Stunde vergeht viel zu schnell, so wunderbar wird man von Tanz und Musik im wechselnden Licht eingehüllt. Eine Traumlandschaft tut sich auf in dieser, im besten Sinn des Wortes, anspruchslosen Performances. Wie angenehm, dass Chevallier und Gruwez sich ganz ihrer Kunst hingeben, nichts von mir wollen, mir keine Botschaften senden und keine Welterklärungen liefern, mich einfach teilhaben lassen an den intensiven Stimmungsbildern, die sie entwerfen. Klar und harmonisch, feinst gesponnen und überaus präsent ist diese Vorstellung. Das Publikum kann seine Begeisterung und den Dank ohne Gejohle ausdrücken. Das Doppelbild mit Piano bleibt lange haften.

„Piano Works Debussy“. Choreografie: Lisbeth Gruwez. Musik: Claude Debussy. Performance: Lisbeth Gruwez, Claire Chevallier. Künstlerische Assistenz: Maarten Van Cauwenberghe; Dramaturgie: Bart Meuleman. Lichtdesign: Stef Alleweireldt, Gilles Roosen. Bühnenbild: Marie Szersnovicz. Uraufführung 2020, Ausgewählt für Het Theaterfestival 2021, Antwerpen. Premiere im Rahmen von ImPulsTanz 21. Juli 2021, MuTh. Wiederholung am 23. Juli 2021.