Oleg Soulimenko geht wieder auf Reisen, um Zeit und Raum zu erweitern, und nachzudenken, wie wir in Zukunft leben wollen und können. „Sleeping Duty“ nennt er das neueste Werk, in dem er im Tanzquartier mit zwei Tänzerinnen, einem Musiker und jeder Menge Material auftritt. Unter dem schönen ein Märchen zitierenden Titel kann man sich einiges vorstellen.
Duty kennt man von Reisen, wenn (k)ein Zoll zu bezahlen ist. Doch Duty heißt auch Pflicht und sogar Honorar, ich entschließe mich für letzteres. Es gibt Gründe dafür.
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Der amerikanische Autor Laird Hunt hat einen schockierenden Roman geschrieben, der durch die Tatsache, dass er auf einem wahren Ereignis beruht, noch tiefer unter die Haut geht und schmerzt. „Die Vögel sangen ihre letzten Lieder“ ist ein viel zu lieblicher Titel für diesen Bericht über den öffentlich geplanten Mord an drei jungen Männern. „The Evening Road“ heißt der 2017 erschienene und von Kahtrin Razum 2022 übersetzte Roman im Original.
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Was nicht erforscht, festgestellt, aufgezeichnet oder mündlich kommuniziert wird, ist nicht vorhanden. Die Tänzerin und Choreografin Elizabeth Ward befasst sich mit dem Gebliebenen und dem Verschwiegenen im Körpergedächtnis der Tänzerinnen und Tänzer. Sie beschäftigt sich mit den Gärten im 17. Jahrhundert und findet in den Regeln Gemeinsamkeiten mit den Tänzen aus dieser Zeit. "Hedera Helix" ist eine Choreografie für vier Tänzer:innen, Licht und Musik, gezeigt im Tanzquartier.
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Die amerikanische Lyrikerin und Schriftstellerin Sylvia Plath (1932–1963) hat vor allem Kolleginnen und Kollegen befeuert, sich mit ihrem Leben und ihren Gedichten auseinanderzusetzen. Ihre Ehe mit dem britischen Dichter Ted Hughes und das schwierige Leben mit ihm waren eher dem Boulevard vorbehalten. Ihre Gedichte gelten als „Confessional Poetry“, und eine Art bekennende Prosa schreibt auch die schwedische Autorin Elin Cullhed mit ihrem Roman „Euphorie“. Notwendig ist dieser Roman nicht.
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Über Jahre, dokumentiert sind sieben, hat sich für Leonard Cohen die Arbeit an seinem Song „Hallelujah“ hingezogen. Und als der kanadische Dichter endlich ein Ende gefunden hatte, lehnte die Plattenfirma das Album ab. In ihrem Dokumentarfilm „Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song“ erzählen Daniel Geller und Dayna Goldfine die Geschichte eines und zugleich die Hochs und Tiefs im Leben Leonard Cohens, der mit 82 Jahren im November 2016 gestorben ist.
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Aus 32 Lautsprechern tönt es, laut und ganz leise, grollend und sirrend. Menschliche Stimmen mischen sich darunter, zwei Tänzer und eine Tänzerin bewegen sich zwischen den schwarzen Tonkörpern, ergänzen, live singend, die elektronischen Klänge, die Lichtregie spielt mit und das Publikum bewegt sich mittendrin. „Blackboxed Voices“ nennt die Komponistin Martina Claussen ihre jüngste Komposition, die im Rahmen von Wien Modern in der großen Säulenhalle des Semperdepots (Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste) uraufgeführt worden ist.
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Drei Frauen spielen eine Rolle in Elisabeth R. Hagers drittem Roman. Tapfere Außenseiterinnen, die in einem Tiroler Dorf ihr Leben selbst bestimmen wollen. Wären da nicht der beißende Humor und ineressant erzählte gescichte der Autorin, die auch Klangkünstlerin ist und in Berlin beim Deutschlandfunk arbeitet, könnte der Roman, in dem die Natur eine bedeutende Rolle spielt, als moderner Heimatroman durchgehen.
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Wenn Daniela Georgieva und Hugo Le Brigand auf der Bühne erscheinen, ist klar: Im Mittelpunkt ihrer Performance „270206“ steht nicht, wie so oft, ein Selfie, die Präsentation des eitlen Selbst, sondern der Körper, der Tanzkörper in Bewegung. Nähe und Distanz, Isolation und Gemeinschaft, innige Umarmung und kalte Zurückweisung. Mit „270206“ haben Georgieva und Le Brigand im brut nordwest ein Tanzstück gezeigt, das neben der Freude an der Bewegung und der Begegnung zweier Körper auch vermittelt, dass der Tanz, der trainierte Körper im Raum aus Licht und Klang, noch existiert.
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Tänzer bleiben Tänzer, auch wenn sie älter werden und der Körper Grenzen setzt. In einer Fernseh-Dokumentation beleuchtet Henrike Sanders den schwierigen Prozess des Abschieds von der Bühne, dem Freundeskreis, dem täglichen gemeinsamen Training. Ballettstars wie Polina Semionova oder Friedemann Vogel reflektieren über diese Zeit des Übergangs. „Ich denke immer, das Beste kommt noch“, sagt der Ausnahmetänzer Friedemann Vogel. Der eindrucksvolle Film mit Interviews und Ausschnitten aus dem Ballettsaal und von Aufführungen ist ab 20. November auf ARTE zu sehen. Auch Ballettfans müssen stark ein: Die Beginnzeit der 50 Minuten ist 23.25 Uhr.
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Gefühle sind das Thema in der 1. Saison, der „emotionalen“, eines Performance-Projekts von Archipelago, genannt „Der Betrieb“. Die Idee ist zwischen Anna Maria Nowak und Alex Gottfarb entstanden, gemeinsam mit Anna Mendelssohn, Arttu Palmio, Karin Pauer und Charlotta Ruth ist die erste Saison konzipiert worden. Von Mittwoch bis Samstag wird jeden Nachmittag in einem ehemaligen Geschäft am Vogelweidplatz 13 getanzt, gedacht, erzählt, getextet und analysiert, spontan und emotional. Das Publikum darf kommen und gehen, wie es ihm passt und gefällt. Die Intensität der bewegten Körper und ausdrucksvollen Mienen, der Wörter und Gedanken wirft ihre Schlingen aus und man ist gefangen, kann sich kaum noch lösen. Die Zuschauerin wird zur Beteiligten.
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