Mit einem Zitat aus dem berühmten Roman von Jeremias Gotthelf „Die schwarze Spinne“ beginnt Christoph Poschenrieder sein neues Werk, „Kind ohne Namen“. Wie Gotthelf erzählt auch Poschenrieder von verdrängter Kollektivschuld, von den Fremden, die von den Alteingesessenen nicht akzeptiert werden, vom verführerischen Teufel in Menschengestalt und den verschwimmenden Grenzen zwischen Gut und Böse. Gekonnt paraphrasiert er die Elemente aus Gotthelfs romantisch-moralischem Meisterwerk, erschienen 1842.
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Ernst Stricker verstrickt sich. Der Bibliothekar hört das Telefon in einer Zelle läuten und hebt ohne Nachzudenken ab. Eine ihm fremde Frau redet ihn mit seinem Vornamen an und bittet ihn, sie umgehend zu besuchen. Wer A sagt, muss auch den Besuch wagen. Und damit beginnt eine wundersame Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückführt und auch auf die Gletscher des Jungfrauengebiets in der Schweiz. Autor Franz Hohler ist Schweizer, lebt in Zürich ,und wenn er nicht auf die Berge kraxelt, schreibt er. Zum Beispiel einen Roman voller Geheimnisse und Überraschungen: „Das Päckchen“.
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Vier Fälle hat Leopold Wallisch, genannt der Lemming, gelöst, bis er den Detektiv an den Nagel gehängt und sich mit Frau und Kind zurückgezogen hat und Nachtwächter im Tiergarten ist. Jetzt aber, nach zehn ruhigen Jahren, ist er wieder zurückgekehrt und hat gleich den bereits aus dem vierten Teil der Lemming-Serie, „Lemmings Zorn“, bekannten Bezirksinspektor Polivka mitgenommen. Zu zweit gelingt es ihnen, eine mörderische, geldgierige Familie auszurotten. Stefan Slupetzky ist mit der „Rückkehr des Lemming“ wieder eine wunderbare Wiener Kriminalgeschichte gelungen, die vor Wortwitz und skurrilen Ideen sprüht. Die zwei detektivischen Käuze und ein kurioses flügellahmes Vogelpaar spielen ihre Rollen perfekt.
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So geht es auch: Weniger Debüts, eine erfahrene Erste Solistin, die ihren debütierenden Partner sorgsam leitet und ein Corps de Ballet, harmonisch, sicher auf der Spitze, energisch im Bauerndress, anmutig im weiß wallenden Tutu. Diese zweite Vorstellung in der „Giselle“–Serie 2017 / 18 sollte die erste sein, denn vor allem Liudmila Konovalova, auch die beiden Solo-Wilis, Rikako Shibamoto und Elena Bottaro zeigten mühelos, wie schön und aufregend dieses romantische Ballett sein kann. Mit seinem Rollendebüt als Herzog Albrecht fügte sich Robert Gabdullin nahtlos ein. Flinke Beinarbeit und saubere Sprünge bescherten ihm im 2. Akt verdienten Applaus.
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So viele Sternchen neben dem Namen der Tänzerinnen und Tänzer habe ich noch nie auf dem Programmzettel gesehen. Sternchen, das bedeutet: Sie oder er tanzt diese Rolle zum ersten Mal. Schwierig und aufregend! Nicht nur für Nina Poláková in der Titelrolle, auch für Denys Cherevychko als Herzog Albrecht, das entzückende Bauernpaar Natascha Mair und Dumitru Taran. Auch Bauernmädchen und -burschen, Winzerinnen und Winzer und nahezu alle im finsteren Wald tanzenden Wilis haben ihre persönliche Premiere. Der Applaus tröpfelt anfangs recht zäh, steigert sich aber am Ende zu begeisterter Zustimmung für die Tänzer*innen und auch den Dirigenten Valery Ovsyanikov.
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Mit einem doppelten Premierenabend eröffnete der Dschungel, das Theaterhaus für junges Publikum, die neue Saison 2017/18. Etwas großzügig ausgedrückt, kann gesagt werden, dass die beiden Compagnien – schallundrauch agency und Theater foXXfire! – den Breitengrad des Dschungel abdecken. Der Längengrad wird im Lauf der Saison vermessen. „Gott und die Welt“ nennen schallundrauch die neue Performance mit Tanz, Theater und Livemusik; „Groove!“ ist der Titel des auf den Rhythmus fixierten Tanztheaters von foXXfire! Das Premierenpublikum, mehrheitlich aus der angepeilten Zielgruppe längst herausgewachsen, zeigte sich von beiden Uraufführungen begeistert.
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Klaus Cäsar Zehrer hat sich des angeblich „intelligentesten Menschen aller Zeiten“ angenommen und aus seinem interessanten Leben einen Roman über William Sidis, vollgepackt mit historischen Fakten, geschrieben. Man benötigt eine gute Portion Durchhaltevermögen – die Sidis nicht hatte –, um sich bis zu seinem Tod mit 46 Jahren durchzukämpfen. Doch hat Zehrer nicht nur das Leben des Wunderkindes erforscht, sondern gibt auch einen Einblick in den Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA bis zum 2. Weltkrieg.
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Der Publikumserfolg seiner Verfilmung von Marlen Haushofers 1963 erstmals erschienenen Roman „Die Wand“ lässt Regisseur Julian Pölsler nach einer zweiten Literaturvorlage greifen. Auch die bekannte Erzählung „Wir töten Stella von Haushofer, erstmals erschienen 1958, wird bebildert und landet auf der Kinoleinwand. Wie fünf Jahre zuvor spielt Martina Gedeck die Hauptrolle, wieder eine Icherzählerin. Sie scheitert am öden Leben als Hausfrau und Mutter im goldenen Käfig, wagt nicht, auszubrechen, flüchtet sich in Gefühlskälte und Teilnahmslosigkeit.
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Die diesjährige Ausgabe von Salam Orient, dem Festival für Musik und Kunst aus dem orientalischen Kulturraum, findet heuer mit einigen Neuerungen von 17. bis 31. Oktober 2017 in Wien statt. Festival-Gründer und Intendant Norbert Ehrlich hat nach 15 erfolgreichen Jahren das Festival mit diesem Jahr an zwei Kolleginnen übergeben. Die beiden neuen Verantwortlichen, Katrin Pröll und Martina Laab, sind seit vielen Jahren als Veranstalterinnen mit Schwerpunkt auf Weltmusik im In- und Ausland tätig. Inhaltlich werden sie bei Salam Orient weiterhin ein hochkarätiges Programm klassisch-traditioneller als auch aktueller Musik, Kunst und Kultur aus dem Orient präsentieren. Dem Erscheinungsbild des Festivals haben sie mit neuem Design und neuer Website einen frischen Anstrich verliehen.
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Was tun, wenn man erfährt, dass man ein behindertes Kind erwartet? Ausgehend von dieser Frage entwickelt Thomas Fürhapter seinen filmischen Essay: “Die dritte Option”. Er setzt Einzelschicksale im Zeitalter von Pränataldiagnostik und Biopolitik in einen gesellschaftspolitischen Zusammenhang. Hochaktuell, aber keine leichte Kost, auch wenn man nicht betroffen ist.
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