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Studio Fugu: „Bauhaus tanzt“ Im Ateliertheater

Bauhaus tanzt: Ausschnitt. © Maria Shurkhal

Das „Triadische Ballett“, Anfang des 20. Jahrhunderts vom Tänzer Albert Burger und der Tänzerin Elsa Hötzel begründet und gemeinsam mit dem Maler und Tänzer Oskar Schlemmer weiter entwickelt, ist der Ausgangspunkt für die genreübergreifende Produktion des Ensembles Studio Fugu „Bauhaus tanzt“. Drei Tänzerinnen bedienen sich der Ideenwelt des Bauhauses in Weimar, um zur Musik von John Cage Raumwirkung zu erzeugen und zu erfahren. Das in mehreren Etappen immer weiter entwickelte Stück ist als Auftragsarbeit der IGNM-O.Ö./Linz im Frühjahr 2017 entstanden und wird Ende Jänner 2018 wieder in Wien gezeigt.

Das Triadische Ballett: Gelbe Reihe, Harlekin. Bayrisches Staatsballett © Wilfried Hösl Das „Triadische Ballett“, meist unter Vernachlässigung der Ideengeber, des Ehepaars Burger / Hötzel, einfach Oskar Schlemmer zugeschrieben, ist ein experimentelles Ballett, in dem die Beziehung zwischen Figur und Raum im Zentrum steht und die Tanzenden (eine Frau und zwei Männer) keine Individuen sondern Figuren sind, die durch die Geometrie der Körper, die Farben und das Material der Kostüme gekennzeichnet sind. Schlemmer, der das Ballett gemeinsam mit Burger und Hötzel 1922 in Stuttgart uraufgeführt hat, notierte:

„… Das Triadische Ballett, das mit dem Heiteren kokettiert, ohne der Groteske zu verfallen, das Konventionelle streift, ohne mit dessen Niederungen zu buhlen, zuletzt Entmaterialisierung der Körper erstrebt, ohne sich okkultisch zu sanieren, soll die Anfänge zeigen, daraus sich ein deutsches Ballett entwickeln könnte, das in Stil und Eigenart so verankert wäre, um sich gegenüber vielleicht bewundernswerten, doch wesensfremden Analogien zu behaupten…“

Am Bauhaus in Weimar, von Walter Gropius gegründet und entworfen, wurde das „Triadische Ballett“ nie aufgeführt. Allerdings 1923 im Theater von Weimar im Rahmen der Bauhausausstellung. Im Bauhaus selbst zeigte Schlemmer jedoch „Metalltanz“, „Glastanz“, „Reifentanz“ und „Kulissentanz“. Bilder davon sind nicht vorhanden. Auch vom Original des „Triadischen Balletts“ gibt es nur rares Bildmaterial. Allerdings haben sich im Lauf der Jahre Choreografen immer wieder an eine Rekonstruktion oder Neuinterpretation gewDas Triadische Ballett: Gelbe Reihe, Taucher und Großer Rock (Ivan Liška, Colleen Scott, 1977). © Bayerisches Staatsballett / Gert.Weigelt.deagt. Die bekannteste Aufführung nach Schlemmer ist wohl die Rekonstruktion des deutschen Tänzers und Choreografen Gerhard Bohner (1936–1992), die inzwischen selbst schon mehrmals rekonstruiert worden ist. Zuletzt 2014 in einer denkwürdigen Aufführung durch das Bayerischen Staatsballett unter seinem damaligen Direktor Ivan Liška. Liška und seine Frau, die Tänzerin und Ballettmeisterin Colleen Scott hatten selbst die Neufassung von Bohners Rekonstruktion erarbeitet und einstudiert. 
Die Produktion ist immer noch im Repertoire der Bayerischen Staatsoper und war inzwischen auch schon auf zahlreichen anderen Bühnen zu Gast. Liška und Scott waren beide lange Jahre im Hamburg Ballett John Neumeiers als Solotänzer / Solotänzerin beschäftigt, bis sie gemeinsam nach München gingen. Ihre Tanzlaufbahn ist beendet, auch als Ballettchef ist Liška zurückgetreten und unterrichtet jetzt wie seine Frau werdende Tänzer*innen.

Ensemble Fugu: "Bauhaus tnzt", 2018. © Mria ShurkhalDer manchen kryptisch klingende Titel des Balletts ist leicht zu entschlüsseln, denkt man an die Triade, die Dreizahl, den Dreiklang. In der Dreiheit hat Schlemmer schließlich auch die letzte Fassung des Balletts gestaltet: Kostüm – Bewegung – Musik; Raum – Form – Farbe; Höhe – Breite – Tiefe. Die geometrischen Formen basieren ebenfalls auf der Dreiheit: Kreis – Quadrat – Dreieck; die Farben sind Rot – Gelb – Schwarz; Akteure sind drei Figuren. Das gesamte Ballett von zwölf Tänzen besteht laut Schlemmer aus Raumtanz, Formentanz und Gestentanz."Bauhaus tanzt" Plakat im Bauhausstil gestaltet (Bruckneruniversiät Linz) © IGNM

Damit haben sich die drei Tänzerinnen des Ensembles Fugu auseinandergesetzt. „Dabei wird der ursprüngliche Fokus, den Raum erlebbar zu machen, durch interpretatorische Mittel erweitert. Klare, reduzierte, architektonische Komposition wird durch organisches Chaos unterbrochen und ergänzt, der neutrale Körper durch charakteristische Zuschreibung individualisiert.“ (Ankündigung) Begleitet werden die drei Tänzerinnen Maria Shurkhal, Paula Dominici und Anna Possarnig vom Pianisten Amir Abbas Ahmadi mit John Cages „Sonatas and Interludes for Prepared Piano“.

Studio Fugu: „Bauhaus tanzt“. Von und mit Paula Dominici, Anna Possarnig, Maria Shurkhal. Piano: Amir Abbas Ahmadi. 29.1. 2018, 20 Uhr, Ateliertheater, Burggasse 71, 1070 Wien (ehemaliges Hermannkino).