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Marialuise Jaska, 1954–2016

Marailuise Jaska

Die ehemalige Solotänzerin und Probenleiterin des Wiener Staatsballetts, Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, Marialuise Jaska ist überraschend, nach kurzer schwerer Erkrankung in Mistelbach verstorben. 1969 wurde die damals 15jährige Ballerina in das Wiener Staatsopernballett aufgenommen, ihre Karriere hat sie als Erste Solotänzerin beendet. Bis 1998 gehörte sie, zuletzt als Probenleiterin, dem Ballettensemble der Wiener Staatsoper an.

Ihre unverwechselbare Persönlichkeit und ihre Offenheit für stilistische Herausforderungen bewogen Choreografen immer wieder, Rollen für sie zu schaffen. Ruth Berghaus etwa in „Oprheus“ oder Bernd R. Bienert in „Radz-Datz“, Jochen Ulrich in „An-Tasten“ und „Tantz-Schul“ oder Manfred Aichinger in „Die Hände der Töpferin und „Die Zeit, die ist …“. Die einprägsame Gestik der der großgewachsenen Tänzerin, ob im klassischen Ballett oder zeitgenössischen Tanz, ihre Rollengestaltung und Ausdrucksfähigkeit werden immer im Gedächtnis bleiben. Die Bilder sind unzerstörbar.

Ihre Repertoire aufzuzählen ist müßig, hat sie doch von Odette /Odile in „Schwanensee“ (Choreografie Rudolf Nurejew) bis zur Myrtha in „Giselle“ (Elena Tschernischova), von der Titelrolle in „Der Feuervogel“ und Potiphars Weib in „Josefs Legende“ (Choreografien von John Neumeier) bis zu „Letzte Lieder „ (Rudi van Dantzig) oder „Adagio Hammerklavier“ (Hans van Manen). Sicher muss auch noch John Crankos Ballett „Romeo und Julia“ genannt werden, in dem Jaska Julias die Gräfin Capulet, Julias Mutter, gestaltet hat. Sie hat der Trauer um den Neffen Tybalt eine neue Dimension gegeben und immer wieder musste geprüft werden, ob dieser junge Rabauke wirklich nur der Neffe der Dame war. Unnachahmlich, expressiv und herzzerreißend war die Jaska mehr trauernde Witwe als gramgebeugte Tante. Großartig!
Gerne trat sie auch in Rekonstruktionen von Werken des Ausdruckstanzes auf: „Der Tod und das Mädchen“ von Grete Wiesenthal etwa oder „Jeanne d’Arc“ von Rosalia Chladek. Die Jaska als Potiphars Weib in John Neumeiers "Josephs Legende" © Wiener Bundestheater-GmbH/Axel Zeininger

Die Jaska war ein gerne gesehener Gast in Hamburg, London oder Havanna. Nach ihrem Abschied von der Staatsoper (mit dem Rosenkavalier-Konzertwalzer in der Choreografie von Renato Zanella) schuf sie auch eigene Choreografien und war zwei Jahre lang Leiterin der Tanzcompagnie am Tiroler Landestheater in Innsbruck. Doch die Berge waren ihr zu hoch, die Stadt zu eng und die Freundinnen, Freunde und Familie in Wien. Marialuise Jaska kehrte nach Wien zurück und stand wieder auf der Bühne: In Wien, Graz und im Ausland mit Doris Ulrichs „Come Back“ und zuletzt an der Grazer Oper in Darrel Toulons Tanzstück „Die Liebe einer Königin“.

Am 24. Februar 2016 ist Marialuise Jaska verstorben.