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Kristof Magnusson: „Ein Mann der Kunst“, Roman

Autor Magnusson: Ein Mann der Kunst

Im Mittelpunkt dieser sprühenden Satire steht ein Museums-Förderverein und der Maler KD Pratz, der ein eigenes Museum erhalten soll. In „Ein Mann der Kunst“ setzt sich der Berliner Schriftsteller Kristof Magnusson mit der Kunst und ihrem Markt, den sogenannten Kunstliebhabern und den eigenwilligen Künstlern auf köstliche Weise auseinander. Es ist nicht „ein Mann der Kunst“, der da gemeint ist, sondern viele Männer und Frauen, Ausübende, Bewundernde, Kenner und Ignoranten.

Das kleine Museum Wendevogel in Frankfurt-Preungesheim hat nach dem Tod der Letzten aus der Dynastie der Museumsgründer Wendevogel ein Grundstück geerbt. Dort soll ein eigenes Museum für den deutschen Malerfürsten KD Pratz entstehen. Ein eigenes Museum für einen lebenden Künstler, das war noch nie da. Die Burg Klopp über dem Rhein könnte ein Vorbild für KD Pratzs stille Klause sein.  Foto: Peter Weller , lizenzfeiLand und Gemeinden springen auf das Projekt auf, doch auch der Förderverein ist gefordert. Die Kunstsinnigen müssen zustimmen und sollen auch spenden. Es wird beschlossen, mit KD Pratz persönlichen Kontakt aufzunehmen, er muss schließlich sein reiches Werk zur Verfügung stellen. Doch der menschenscheue Künstler hat sein Jahren keine Interviews gegeben, lässt niemanden in seine Burg über dem Rhein, in die er sich eingeschlossen hat. Doch Michael Neubauer, der Direktor des Museums bekommt es hin, KD Pratz wird den Förderverein empfangen. Das sogenannte Binger Loch, eine Scharte in einem quer zur Strömung verlaufendes Quarzit-Riff im Rhein bei Bingen. Foto: Peter Weller, lizenzfreiEine Busreise durch das Rheintal wird vorbereitet. Auch der Erzähler, Constantin Marx, ein Architekt und zugleich Sohn der Präsidentin des Fördervereins, der Psychotherapeutin im Ruhestand, Ingeborg Marx, ist dabei. Consti ist eigentlich immer dabei, im Förderverein, im Museum und auch sonst überall, wo die Mama ist. Und das ist ein Glück für die Leser*innen, denn Consti hat ein scharfes Auge, beobachtet und charakterisiert mit Witz und Sarkasmus die betuchten und durch eifriges Zitieren aus Ausstellungskatalogen und Künstlerbiografien sich kunstsinnig darstellenden Herren und Damen. Alle lieben und schätzen natürlich KD Pratz, der nur von Consti aus gebührender Distanz betrachtet wird. Dass ausgModische Brille von Designer Alain Mikli, wie sie KD Pratz zu tragen pflegt. © Alein Miklierechnet er dem Genie näher kommt als irgendjemand, vor allem nicht Mama Ingeborg ahnen kann, ist eines der Aperçus, die die Geschichte so vergnüglich machen.
Ahnungslos schnauft auch die kunstbeflissene Busgesellschaft hinauf zur Burg, um KD Pratz ihre Reverenz zu erweisen. Doch erst einmal will er nicht erscheinen. Was aber dann passiert, wenn sich der Malerfürst endlich bequemt, seine Besucher*innen zu empfangen und sogar einzulassen in die Gemächer, darf nicht nacherzählt werden, Das Rheintal ist gespickt mit Burgen, alle könnten Vorbild sein. Im Bild: Burgruine Ehrenfels. © gemeinfreiohne den Esprit zu verwässern oder breitzuschlagen, mit dem Constis Erzählung vom überraschenden Abenteuer der Begegnungen, gewürzt ist. Für KD ist ein ganzes Wochenende vorgesehen,,und der Gastgeber nützt es weidlich aus, spielt den Grand Guignol und zerstört sämtliche ernsthaften Pläne Direktor Neubauers in seiner Funktion als Reiseleiter,  zerstört auch alles, was dem Hirten samt seinen Schäfchen heilig war.
"Ein Mann der Kunst", Buchcover. © Rudi Hurzlmeier / Antje Kunstmann VerlagWas aber in KD Pratz wirklich steckt, wird erst viel später klar, und die scheinbar einfache Winzertochter, die die Brettljause für die Gäste auf der Burgterrasse gerichtet hat, spielt dabei keine unbedeutende Rolle.
Nach KD Pratz braucht niemand zu googeln, er ist eine fiktive Figur. Sollte jemand Ähnlichkeiten mit einem lebenden Künstler finden, dann sind diese rein zufällig. Der Rheingau, durch den die Fördergesellschaft kutschiert ,wird, jedoch ist echt und voll Inbrunst geschildert. Über die Menschen, ihre sonderbaren Praktiken und Traditionen darf man herzlich lachen und so tun, als gehörte man selbst sicher nicht auf irgendeine Weise dazu. Der nächste Museumsbesuch wird sicher anders aussehen, doch, Achtung, im Museum wird eher selten gelacht.

Kristof Magnussson: „Ein Mann der Kunst“, Kunstmann, 2020, 220 S. € 22,70. E-Book: € 17,50.