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Peter Stephan Jungk: "Auf Ediths Spuren"

Wolf Suschitzky mit seinen Söhnen Peter und Misha

Der Autor und Dokumentarfilmer Peter Stephan Jungk ist der Großneffe der bekannten Fotografin Edith Suschitzky (1908–1973). Doch Edith, verheiratete Tudor-Hart, hat nicht nur fotografiert sondern auch spioniert. Der Familie blieb ihr zweites Leben weitgehend verborgen. Jungk forschte und recherchierte, um das geheime Leben der Edith Tudor-Hart (geborene Suschitzky) zu beleuchten. Was er in mühevoller Arbeit herausgefunden hat, war bereits im Buch „Auf Ediths Spuren (S. Fischer, 2015) nachzulesen. Nun ist auch ein Film daraus entstanden. Die Geschichte eines Familiengeheimnisses, spannend, aufklärend, abwechslungsreich – ein Stück Zeitgeschichte, aufbereitet wie ein Roman und doch ganz real.

Die bekannte Fotografin Edith Suschitzky (verheiratete Tudor-Hart, 1908–1973) hat ein Doppelleben geführt. Sie war als KGB-Spionin maßgeblich daran beteiligt, dass Russland kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in den Besitz der Atombombe kam, sie hat den Spion des Jahrhunderts, Kim Philby, rekrutiert und damit mitgeholfen den erfolgreichsten und berühmtesten Spionagering, die Cambridge Five, aufzubauen. Ihr fotografisches Werk (2014 in einer Ausstellung im Wien-Museum gezeigt), beweist ein leidenschaftliches Engagement für soziale Ungerechtigkeit und das Elend der 1930er Jahre in Wien und London und erstaunt durch Suschitzkys eigenwillige Bildsprache. Animation von Ediths Verhaftung  ("Auf Ediths Spuren") Blder © Stadtkino Verleih

Peter Stephan Jungk hat sich also auf die von Edith selbst verwischten Spuren ihres Lebens als Agentin begeben, hat Zeitzeugen und deren Nachfahren, Historiker, Fotofachleute, Geheimdiensthistoriker und ehemalige KGB-Offiziere befragt und alles daran gesetzt auch in die Archive des KGB einzudringen. Die davon erzählenden Passagen entbehren nicht eines gewissen Humors, denn der russische Geheimdienst (damals und heute) ist eben geheim. Überdies haben die Sowjets offenbar wenig Notiz von der Tätigkeit Tudor-Harts genommen und sie, wie auch die fünf jungen Männer der „Cambridge Five“ niemals bezahlt.
Edith Tudor-Hart, geb. Suschitzky: "Arbeitsloe Familie", Wien 1930 © Wien MuseumEiner der wichtigsten Gesprächspartner Jungks war Wolf Suschitzky, der Bruder Ediths. Auch wer war Fotograf und Kameramann. Im Oktober 2016 ist er hochbetagt gestorben. Sein Sohn, und Neffe Ediths, Peter, ist ebenfalls Kameramann und vor allem für seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur David Cronenberg bekannt. Das Filmmuseum zeigt zwischen 22.3. und 6.4. 2017 sämtliche Werke dieser kongenialen Zusammenarbeit.

Die Mischung aus dokumentarischen Aufnahmen, in animierten Passagen nachgezeichneten Szenen im Stil des Film Noir und den aufgezeichneten Begegnungen in Wien, London und Moskau machen die Dokumentation zu einem ebenso kurzweiligen wie spannungsreichen Film, der das Leben einer bedeutenden Fotografin schildert und zugleich das Porträt einer Agentin zeigt. Überdies wird die Realität eines Agenten / einer Agentin deutlich und das romantische Bild des Spions von allen literarisch-filmischen Klischees befreit und entzaubert.

Peter Stephan Jungk: „Auf Ediths Spuren“, Kamera Jerzy Palacz; Animation Neuer Österreichischer Trickfilm; Musik: Rupert Huber; Stadtkino Filmverleih. Ab 31. März 2017 in den Kinos. Edith Tudor-hart: "Selbstporträt", London, um 1936. © Scottish National Portrait Gallery / Archive presented by Wolfgang Suschitzky 2004
Den Wiener Filmstart im Stadtkino im Künstlerhauskino) wird der Kameramann Peter Suschitzky, Neffe von Edith Tudor-Hart, geb. Suschitzky, präsentieren. 
Schon am 26. Und 27. März 2017 wird Peter Suschitzky im Filmmuseum über sein Metier und über die außergewöhnliche Langzeitbeziehung mit David Cronenberg erzählen. Am 1. April ist Suschitzky in Graz bei einer Hommage an seinen Vater, organisiert von Synema und der Diagonale, zu Gast.