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Tanz*Hotel im Odeon: "Medusa*Ode"

Medusa*Ode: Schiffbrüchig (Bert Gstettner) © Ernst Grünwald

Die Medusa, das vor 200 Jahren gesunkene Schiff und die Gorgo mit den Schlangenhaaren, lassen Bert Gstettner nicht los. Im vergangenen Herbst hat das erste Ergebnis der als work in progress konzipierten Multimedia-Performance in der riesigen Halle der Ankerbrotfabrik beeindruckt. Aus „Medusa*Expedit“ ist nun „Medusa*Ode“ geworden und diese wird im magischen Ambiente des Odeon Theaters aufgeführt.

Aus der anfänglichen Expedit-ion ist also eine Ode geworden, wobei im Titel jeweils der Aufführungsort mitgedacht ist. Zur Erinnerung: Die mitwirkenden Künstler kommen aus unterschiedlichen künstlerischen Ecken: Gstettner (Tanz*Hotel) ist Tänzer / Performer und Choreograf und hat sich ursprünglich von Théodore Géricaults monumentalen Gemälde „Das Floss der Medusa“ (1819) inspirieren lassen, die Gedankenverbindung zur mythischen Schreckensfigur der Medusa konnte nicht ausbleiben. Er ist Schiffsbauer und Schiffbrüchiger, Medusa die Grausige und die Schönheit. Am Ende singt er ein süßes Lied.
Wesentlichen Anteil an der Aufführung hat auch der bildendende Künstler Hannes Mlenek, der zeichnend und malend als Kommentator den Bühnenraum gestaltet und im Laufe des Geschehens als Gefährte des Schiffbrüchigen zum Performer wird.  Medus*Ode: Schreckensgestalt bluttriefend (Gstettner) © Ernst Grünwald
Den musikalische Raum hat Günther Rabl gestaltet. Er lässt akustisch die Wogen hochgehen und das Unglücksschiff samt Mann und Maus im Meer versinken.

Wie schon „Medusa*Expedit“ geht auch „Medusa*Ode“ weit über das historische Geschehen hinaus, beschäftigt sich mit dem Mythos von Medusa und bezieht gedanklich die Gegenwart ein.

Medusa war nicht immer eine furchterregende Gestalt, deren Anblick die Männer zu Stein erstarren ließ, sondern eine betörend schöne Frau. Doch als Pallas Athene sie in einem ihrer Tempel beim Liebesspiel mit Poseidon überrascht, verwandelt sie die Gorgo aus Wut in ein Ungeheuer. Perseus kann die Furchterregende besiegen (und erlösen), indem er sie im Schlaf enthauptet. Andere Versionen der Sage erzählen auch, dass Medusa im Spiegel ihr eigenes grausiges Antlitz ansehen musste und daran zugrunde gehen musste.
Michelangelo Merisi da Caravaggio: Medusa (etwa 1597) © gemeinfrei Gstettner zitiert im Programmheft einen Text des Regisseurs Reinhard F. Handl:

das haupt der medusa verkörpert das unermessliche grauen dass in sich selbst
aufzufinden jede person fürchtet - durch das haupt ist der schauder nach aussen gewendet und dadurch vielleicht im spiegel bannbar


Untergang und Überlebenswille, Schuld und Sühne, Mitgefühl und Gleichgültigkeit, Grauen und Hoffnung sind nur einige der Assoziationen, die im Abenteuer aus Raum, Licht, Klang, Bild und Tanz mitschwingen. Von den aktuellen Tragödien ganz abgesehen.


Bert Gstettner / Tanz*Hotel: „Medusa*Ode“, 11. & 12. März 2016, Odeon.
Choreografie, Raumbühne, Performance: Bert Gstettner; Rauminstallation, Bilder, Performance: Hannes Mlenek;Komposition, Akustische Inszenierung: Günther Rabl; Kostüme: Devi Saha.