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Natascha Mair debütiert als Marie Antoinette

Natascha Mair, Jakob Feyferlik sind Marie Antoinette und Ludwig XVI. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Großer Jubel nach der Vorstellung von Patrick De Banas runderneuertem Ballett „Marie Antoinette“ für die junge Halbsolistin Natascha Mair. Mit Nina Tonoli als Madame Elisabeth, der Schwester Ludwig XVI., debütierte sie als dem späteren König von Frankreich verschacherte österreichische Prinzessin. Alternativ waren auch Schatten, Schicksal, Maria Theresia und der Namenlose besetzt. Jakob Feyferlik, darf sich mit seinem vierten Auftritt als Ludwig XVI. schon als Routinier fühlen.

Nina Tonoli, Jakob Feyferlik (Madame Elisabeth, Ludwig) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Mair und Feyferlik sind tatsächlich ein bezauberndes Paar, nicht nur technisch auf hohem Niveau, erzählen sie in Gestik und Mimik auch die so heiter beginnende und so schrecklich endende Geschichte. Besonders wenn Ludwig und Antoinette, wie im Wald verlorene Kinder, am Rand des Geschehens sitzen, zeigen sowohl Mair wie auch Feyferlik eine reiche Palette von Gefühlen, die die ständig wechselnden Emotionen der beiden aus der Vergangenheit geholten Königskinder auch im Publikum spürbar machen. Nina Tonoli holt aus ihrer Rolle als Schwester und Freundin, Trösterin und Ordnerin mit Anmut heraus, was in ihr steckt. Vor allem im zweiten Akt, dem düsteren, zeigen die drei jungen Tänzer_innen, was sie können. James Stephens als Der Namenlose © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Geglänzt haben im Großen und Ganzen sämtliche auftretenden Mitglieder des Wiener Staatsballetts. Dass das hohe technische Niveau eine Überraschung ist, kann nicht mehr gesagt werden, es längst Usus. Laura Nistor, Tänzerin im Corps, ist eine aparte Maria Theresia, nicht weiter auffallend.

Francesco Costa, ein kräftiger Tänzer, der durch hohe Sprünge und wirbelnde Drehungen beeindruckt, ist als Schicksal weniger unerbittlich als verhandlungsbereit. Costa mag die Exaktheit der Geschwindigkeit geopfert haben, so wirkt seine Interpretation etwas vernebelt. Seine Partnerin, Nikisha Fogo; Halbsolistin in vorderster Reihe, zeigt die nötige Strenge und Unabänderlichkeit – ein Schatten nur, stets präsent doch nicht mehr als ein Spiegel. Nikisha Fogo, Frencesco Costa: Schatten und Schicksal. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Fogo wurde 2013 gemeinsam mit Suzan Opperman und James Stephens (beide im Corps de Ballet) an der Royal Ballet School graduiert, frisch gebacken sind sie alle drei in Wien engagiert worden und beweisen, dass Ballettchef Manuel Legris, ein gutes Gespür für aufstrebende Talente hat.

Kamil Pavelka: Axel von Fersen (mit Natascha Mair) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Bereits als Corps-Tänzer macht Stephens immer wieder auffallend gute Figur und kann auch mit seinem Debüt als Der Namenlose (Partner der Maria Theresia) durch Technik und Ausdruck überzeugen. Glänzend war diesmal auch Kamil Pavelka, ein verlässlicher Corps-Tänzer, der gerne kleine Solorollen gestaltet, in seiner Interpretation des Axel von Fersen, Liebhaber der Marie Antoinette. Die Liebesszenen machen zwar den König unglücklich, bringen aber ein wenig Licht und Wärme in ins trotz allem Prunk düstere Leben.

Zu guter Letzt und der Ordnung halber: Zum ersten Mal mischt sich Elena Bottaro im Tutu oder schwarzem Anzug unter die Hofgesellschaft samt Revolutionären.

Der Jubel am Ende der vierten Vorstellung dieser gelungenen Neufassung war so groß als wärs eine Premiere. Die Mischung aus technischer Perfektion und Frische der Jugend hat auch das Publikum in der Volksoper begeistert. Ohne Gehüstel harrte es gebannt bis zum abschließenden Jubel aus.

Patrick De Bana: „Marie Antoinette“ (Neufassung 2015/2016), 23. Mai 2016 mit zahlreichen Rollendebüts. 
Weitere Vorstellungen in der Volksoper: 16., 21., 27. Juni.