Modern Chimeras“ tummeln sich beim ImPulsTanz Festival im Odeon. Chris Haring und das von ihm geleitete Ensemble Liquid Loft tarnen und täuschen, werden zu nie gesehenen Wesen, Schimären eben. Dazu braucht es eine Menge Kostüme und Stoffe und ein dementsprechendes An- und Ausziehen, Ein- und Auswickeln samt Rein- und Raus-Gerenne. Das ermüdet etwas, die 60 angegebenen Minuten dehnen sich.

Akram Khan warnt vor dem klimatischen Kollaps und fordert Respekt für die Natur. Als Tänzer hat er begonnen, jetzt will er vor allem Choreograf und Regisseur sein, als Solist will er nicht mehr auf der Bühne stehen. Für seine neue Tanz-Show hat er Rudyard Kiplings Erzählung von Mowgli, der im Regenwald von Wölfen aufgezogen wird, als Basis gewählt und trendig aktualisiert. Die Klimakrise steht im Zentrum. Mit großartigen Tänzer:innen, einer filmtauglichen Musik und künstlerischen Animationen kann er im Burgtheater das Publikum des ImPulsTanz Festival begeistern.

Transformation, Verwandlung ist beim diesjährigen ImPulsTanz Festival mehrfach das Thema. Die in Berlin und Budapest lebende ungarische Tänzerin Boglárka Börcsök hat die Kunst der Verwandlung im Körper gespeichert. In „Figuring Age“ porträtiert sie im Mumok drei ungarische Tänzerinnen, Pionierinnen des Freien Tanzes in Ungarn. Irén Preisich, Éva E. Kovács und Ágnes Robozt waren alle drei an die 100 Jahre alt, tanzen konnten sie nicht mehr, Andreas Bolm hat ihren eingeschränkten Alltag zu Hause gefilmt.

Akemi Takeya, eine der Säulen des heimischen freien Tanzes und der Performance, wollte als Kind Sängerin werden. Das ist nicht gelungen, doch die Stimme als Ausdrucksmöglichkeit begleitet sie seit sie auf der Bühne steht. In ihrer jüngsten Arbeit, „Schrei X8“, stellt sie die Stimme, den Schrei, „als Urform der Kommunikation“, in den Mittelpunkt.

Die belgische Needcompany, das ist die Familie Lauwers: Vater Jan, der Regisseur, Mutter Grace Ellen Barkey, die Choreografin und die beiden erwachsenen Kinder, Romy Louise und Victor. Sie stehen als Familie auf der Bühne, sind sie selbst und spielen zugleich ihre Rollen, vermischen Privates mit Öffentlichem, reden über den Krieg und die Liebe, über Gewalt und Sex, über den Tod und die Unsterblichkeit der Kunst.

Wolken segeln auf der Videowand über einen grauen Himmel, die Geräusche einer Sturmflut drohen Unheil an. Im Dämmerlicht erscheinen nach und nach sechs Tänzerinnen in dunkelblauen Hosen und farbigen Sneakers, mit bloßem Oberköper. Im Akademietheater zeigt Mathilde Monnier mit "Records", was Pandemie und Lockdowns in die Körper eingeschrieben haben. Wie genau Monnier auch die Gefühle des Publikums trifft, zeigt die angespannte Stille ebenso wie das aufflammende kurze Gelächter und die Begeisterung die sich abschließend Luft macht.

Im Rahmen von [8:tension] waren zwei Arbeiten zu sehen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Tänzerin, Choreografin und bildende Künstlerin Sara Lanner hat gemeinsam mit Costas Kekis „Mining Minds“ im Kasino am Schwarzenbergplatz gezeigt; Susanne Songi Griem war im Schauspielhaus mit dem Musiker Pete Prison IV und Agnes Bakucz Canário mit „Fisch und Schwan in Negligé“ auf der Bühne.

Rosas heißt Anne Teresa De Keersmaekers Compagnie, gewidmet ist die neue Arbeit, „Mystery Sonatas“, zur gleichnamigen Komposition von Heinrich Ignaz Franz Biber fünf kämpferischen Frauen mit Namen Rosa: Rosa Bonheur, Rosa Luxemburg, Rosa Parks, Rosa Vergaelen und Rosa, die 15-jährige Klimaaktivistin, die bei den Überschwemmungen in Belgien im Jahr 2021 ums Leben gekommen ist. So weit so schön – 90 Minuten lang. Weniger schön ist, dass das Publikum bestraft wird, indem es weitere 45 Minuten (also fast zweieinnhalb Stunden insgesamt) im Dämmerlicht ausharren muss. Die Erschöpfung der doppelten Konzentration auf Tanz und Musik macht sich auch im wenig animierten Premieren-Applaus hörbar.

Flora Fabbri war eine italienische Tänzerin im 19. Jahrhundert. Wie Marie Taglioni oder Carlotta Grisi war sie berühmt für ihren Spitzentanz als feenhaftes Wesen. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen hat sich ihr Ruhm keine 100 Jahre gehalten. Mit der Biografie will der Schweizer Tänzer Thierry L. Jaquemet Flora Fabbri wieder in die Tanzgeschichte einreihen.

Igor Zapravdin, der Maestro, feiert sein Jubiläum als Ballettkorrepetitor und Pianist beim Wiener Staatsballett (davor Ballett der Wiener Staatsoper). Das Publikum feiert mit und klatscht sich die Hände wund. Es hat doch noch eine Gala zum Saisonabschluss bekommen. Gastsolist:innen und Solist:innen des Wiener Staatsballetts ehren den Jubilar mit Pas de deux und Solis, mit klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz. In den oberen Etagen des Staatsballetts hat man dieses außergewöhnliche Jubiläum nicht zur Kenntnis genommen. Für den Maestro, sein Helfer:innen-Team und die Tänzer:innen: Bravo zum ersten.

Mit seiner Lecture-Performance beschreitet der französische Choreograf Jérôme Bel neue Wege, er widmet sich dem Tanz, ganz speziell dem der Begründerin des Bühnentanzes ohne Spitzenschuh und Tutu, der Amerikanerin in Paris, Isadora Duncan. Die der legendären Tänzerin von Bel im Rahmen vin ImPulsTanz im MuTh gewidmete Stunde ist durch Elisabeth Schwartz, Duncan-Tänzerin der 3. Generation, nicht nur lehrreich, sondern auch überaus vergnüglich geworden. Selbst für jene, für die Isadora Duncan mehr als eine Legende ist.

Wie es weitergehen soll, überlegt der Schweizer Choreograf und Tänzer Thomas Hauert und nennt nach 20 Jahren Bühnenpräsenz sein jüngstes Tanztheater: „How to proceed“. Antwort gibt es keine, aber eine wunderbar leichte, witzige Aufführung, deren Sinn und Ziel sich dem Publikum erst nach genauem Hinsehen erschließen. Fröhlich und zufrieden haben die Zuseher:innen am Sonntagabend (27.7.) nach einer entspannenden Stunde das Akademietheater verlassen.

Der Tanzhistorikerin Andrea Amort ist es ein Anliegen, die Geschichte der Wiener Tanzmoderne aus dem Archiv heraus zu holen und auf der Bühne erlebbar zu machen. Für die von ihr 2019 kuratierte Ausstellung im Theatermuseum „Kosmos Wiener Tanzmoderne“ hat sie eine Reihe von jungen Tänzerinnen versammelt, die sich mit der reichen Fülle der Wiener Tanzmoderne auseinandergesetzt , Werke einstudieren, auf ihre Weise interpretiert haben, und sich auch zu eigenen Choreografien inspirieren gelassen haben. Ein Großteil dieses Begleitprogramms der Ausstellung ist im Rahmen von ImPulsTanz am 25. Juli im MuTh gezeigt worden.

Auch im deutschen Sprachraum hat Tayari Jones Roman "Das zweitbeste Leben" gute Rezensionen und viele interessierte Leserinnen gefunden. Nach diesem Erfolg veröffentlicht der Arche Literaturverlag auch Jones 2002 erschienen ersten Roman. „Leaving Atlanta“ / „Das Jahr, in dem wir verschwanden“ spiegelt die Welt halbwüchsiger Mädchen und Buben vor einem realen Hintergrund, den Kindermorden von Atlanta. Durch eine Serie von niemals richtig aufgeklärten Morden sind zwischen 1979 und 1981 etwa 30 afroamerikanische Kinder, vor allem Buben, verschwunden. Manche wurden tot gefunden, doch nicht alle.

Bilder der Auflösung. Die Grande Dame der französischen Choreografie, Maguy Marin, kennt keine Kompromisse, läuft nicht dem Publikum nach, folgt keinem Trend, sondern sagt, spröde und rau, was sie zu sagen hat, zeigt, wie es um die Welt steht: „Umwelt“, ein Tanztheater, das sie 2004 mit 53 geschaffen hat, und von Jahr zu Jahr aktueller wird. In einer Neuproduktion hat „Umwelt“ im ImPulsTanz Festival am 22. Juli im Volkstheater Premiere gehabt.

Mit zwei Stücken war Choreograf Guilherme Botelho mit seiner Compagnie Alias im Rahmen des ImPulsTanz Festivals im Akademietheater zu Gast. Botelho hat bereits 2011 mIt seiner Schweizer Compagnie und „Sideways Rain“ das Publikum im Tanzquartier verblüfft. Zusätzlich war diesmal auch das 2018 entstandene Pendant „Normal“ zu sehen. Das Publikum hat leicht verwirrt gewirkt, sich aber schließlich zu lautem Jubel entschlossen.

Eine Tänzerin, eine Pianistin, die auf einem historischen Bösendorfer-Flügel die Tasten anschlägt: „Piano Works Debussy“ wird von Lisbeth Gruwez und Claire Chevallier auf die Bühne des MuTh gezaubert. Premiere war im Rahmen von ImPulsTanz am 21. Juli.

Immer wieder verschoben, ist „Cascade“, die jüngste Choreografie von Meg Stuart endlich als Uraufführung im Rahmen des ImPulsTanz Festivals zu sehen. Ein fulminantes Stück zur Zeit, über die Zeit, über Unsicherheit, Offenheit und Solidarität. Ein perfektes Zusammenspiel der bewegten Körper mit der Musik von Brendan Dougherty und dem Bühnen- und Lichtdesign von Philippe Quesne. Erwartungsgemäß ist die Uraufführung im Volkstheater am 17. Juli lautstark bejubelt worden.

Mit ihren Monumenten will die Tänzerin und Choreografin Eszter Salamon eine Verbindung zwischen der Geschichte und dem Tanz herstellen, schließlich ist auch Tanz, ob auf der Bühne oder im Ballsaal, ein Teil der Geschichte. Im Monument 0.6 gedenkt Salamon mit ihrem Team der Mumien von Palermo, die im Kapuzinerkloster von Palermo im 16. Jahrhundert überraschend gefunden worden sind. Mit acht Tänzer:innen hat sie dieses, noch vor Corona entstandene Monument, bei den Festwochen gezeigt.

Die letzte Vorstellung der Saison im Dschungel geriet zum Fest. Ohne Maskenzwang durfte das ausverkaufte, großartige Gastspiel aus der Schweiz genossen werden. Tabea Martin hat die Coreografie „Forever“ gezeigt, dabei wird mit dem Tod und um ihn herum das Leben getanzt. Mit anhaltendem Jubel wurde der Vorstellung Lob gespendet. Lob und Applaus hat auch die künstlerische Leiterin des Dschungel, Corinne Eckenstein, samt ihrem Team für unermüdliche Arbeit und Energie erhalten.

Der französische Schriftsteller Patrick Modiano begibt sich wieder in den Palast der Erinnerungen, nimmt die Leserin an der Hand und führt sie durch Paris. Denn die Stadt an der Seine mit ihren Straßen und Gassen, Parks und Cafés ist nahezu immer Zentrum seiner Romane. Auch im jüngsten mit dem Titel „Unsichtbare Tinte“ ist es ein junger Mann, wieder einmal heißt er Jean, der versucht, seine flüchtigen Erinnerungen einzufangen, die um eine verschwundene Frau kreisen.

Tanz und Performance zusammengerafft in einem achttägigen Festival. Pelzverkehr findet heuer im September zum fünften Mal statt, Aufführungsorte sind das Stadttheater Klagenfurt und das theaterHALLE11. 35 Vorstellungen, mit örtlichen Künstler*innen und Gästen aus Österreich, Italien und Slowenien warten auf lokale und zugereiste Tanzbegeisterte aller Altersgruppen. Intendantin Ingrid Türk-Chlapek und ihr Team haben heuer ein repräsentables Programm zusammengestellt: 19. bis 26. September 2020.

Die französisch-tunesische Regisseurin Manele Labidi Labbé, wie sie mit vollem Namen heißt, zeigt mit ihrem ersten Spielfilm, wie charmant, witzig eine Komödie sein kein, ohne im flachen Wasser zu plantschen. Die Therapeutin Selma will nach ihrem Studium in Paris in ihrer alten Heimat eine Praxis eröffnen, doch sie wird keineswegs mit offenen Armen empfangen. Manele Labidi zeigt im Film „Auf der Couch in Tunis“ die private Odyssee von Selma und zugleich auch eine gespaltene Gesellschaft auf der Suche nach ihrer Position und ihrem Selbstbewusstsein.

Performance Brunch, Kunst und Kulinarik am Vormittag, ist ein bestens eingeführtes Format, in dem sich geistiges mit leiblichen Wohl paaren. Die Künstlerinnen (mitunter sind auch Künstler auf der Bühne zu sehen) widmen sich dem Themenkreis um „Heimat“, „Tradition“ und „Brauchtum“ und bearbeiten ihn aus heutiger Sicht auf ihre ganz spezielle Weise. Der nächste Performance Brunch widmet sich den Wurzeln, wie der Titel, der laut gesprochen sich sofort erklärt, „Wuazl“ verspricht. Die kommenden Veranstaltungen finden am 5. und 6. September im Volkskundemuseum statt.

Tayari Jones, geboren 1970 in Atlanta, Georgia, ist eine preisgekrönte Romanautorin. Als Barack Obama ihren jüngsten Roman „An American Marriage / In guten wie in schlechten Tagen“ 2018 auf seine Leseliste gesetzt hat, schnellten die Verkaufszahlen rapide in die Höhe. Der jetzt übersetzte Roman über zwei Familien, die ein Geheimnis teilen, in dessen Mittelpunkt zwei Mädchen heranwachsen, ist schon 2011 erschienen und spielt, wie alle Romane Jones, in Atlanta, wo BPoC (Black and People of Colour) die Mehrheit sind. Geheimnisse gebären Lügen, die Granate muss irgendwann gezündet werden. Das Desaster ist programmiert.

Die Regisseurin dreht durch und hechtet vom Schiff ins Tyrrhenische Meer, schwimmt zurück zum Vulkan Stromboli, wo die Filmcrew stationiert ist. Doch es ist nicht Justine Triet, die Regisseurin des Films „Sibyl“, die durchs Meer pflügt, sondern Mika, die im Film im Film Regie führt und so schwache Nerven hat wie die Hauptdarstellerin, die mit ihrer Therapeutin angereist ist, doch auch die hat einen Nervenzusammenbruch und reist ab. Ist‘s eine Komödie oder eine Tragödie? Eine Farce oder ein Drama? Eine eindeutige Antwort fällt schwer.

Geheimnisvolle, fremdartige Wesen sehen uns an, und wir fühlen, dass wir sie kennen, zu uns gehören. Den geisterhaften Chor unterschiedlicher Androide hat der singapurische Künstler Ho Tzu Nyen digital geschaffen und zu einem bewegten Chor zusammengestellt und aufgezeichnet. Die Videoanimation ist das beständige Relikt eines Festivals, das nie stattgefunden hat, der Wiener Festwochen. Noch bis 30. September ist diese großartige Arbeit in der Kärntnertorpassage zu sehen. Eintritt frei. Es lohnt sich, zu bremsen, zu verweilen, und sich einfangen zu lassen.

Drei junge Tänzer und eine Tänzerin haben sich mit der Schönheit des Körpers in Bewegung auseinandergesetzt. Die Young Sharks sind die Nachwuchsformation der Company Hungry Sharks unter Valentin Alfery. Im Zelt auf der Zirkuswiese bringen Melissa Schuppe, Timo Bouter, Leon Bernhofer und Valentin Pezzei gemeinsam und mit Solos Leonardo da Vincis Vitruvianischen Menschen zum Tanzen. Der Titel, „1.618“, ist die irrationale Zahl in der Berechnung des Goldenen Schnitts.

Nach der Ehekomödie „Moglie e Marito“ versucht sich Regisseur Simone Godano wieder mit einer Komödie. In „Croce e delizia“ (sehr locker übersetzt „Freud und Leid“,) deutsch ziemlich nichtssagend „Amore al dente – Ein fast gewöhnlicher Sommer“) prallen zwei unterschiedliche Familien aufeinander, die den Sommerurlaub unter einem Dach verbringen. Die Konflikte sind vorprogrammiert, zumal nur die beiden Großväter, Kunsthändler Tony und der Fischer Carlo, wissen, warum das Gartenhaus der feudalen Villa an Fremde vermietet worden ist. Etwas schale Sommerkost, ohne Überraschungen, doch voll mit Klischees.

Ein erster Blick auf die Stationen einer Reise, die ein Jahr dauern soll und eigentlich erst im Oktober beginnt. Doch die Einladung des Wiener Kultursommers animierte Regisseur und Chef des TheaterArche, dem Publikum einen Vorgeschmack auf die Abenteuer eines Odysseus von heute zu geben. Die abwechslungsreiche Stunde auf der Pawlatschen in Penzing hat gezeigt, dass die Gefahren einer Reise die gleichen sind, sie werden nur anders genannt. Und, Mann bleibt Mann, Penelope ist wieder mal allein zu Hause.

Bald 60 Jahre ist es her, dass Max sein Wolfskostüm angezogen und die Mutter auf die Palme getrieben hat. Er ist ohne Essen ins Bett geschickt worden. Was dann passiert ist, erfahren Kinder und Eltern auf der ganzen Welt immer wieder von neuem. Die Rede ist von Maurice Sendaks wunderbarem Buch „Wo die wilden Kerle wohnen“. Die englische Originalausgabe, „Where the Wilde Things Are“ ist 1963 erschienen, 1967 hat Diogenes die gelungene Übersetzung ins Deutsche von Claudia Schmölders herausgebracht und seitdem immer wieder neu aufgelegt.
Max und die Wilden Kerle sind unsterblich.

Stillstand gibt es bei ImPulsTanz nicht. Auch wenn das vierwöchige Festival heuer nicht stattfinden kann, wird getanzt. Auf der Wiese, auf dem Bretterboden und der Matte. Vom 9. Juli bis 30. August finden an sieben öffentlichen Plätzen 296 Gratis-Workshops mit 90 Dozent*innen statt. Für alle Altersgruppen und jedes Niveau. „Die größte Public Moves-Ausgabe aller Zeiten, powere d by AK Wien“, jubelt ImPulsTanz-Intendant Karl Regensburger.

Regisseur und Drehbuchautor Marios Piperides erzählt die charmante Geschichte des Zyprioten Yiannis, der die geteilte Insel verlassen will, um seine Chancen als Musiker zu verbessern. Doch ohne seinen Hund Jimi kann er nicht abreisen. Der aber hat alle Grenzzäune ignoriert und ist im türkisch kontrollierten Norden gelandet. Als illegaler Einwanderer kann er nicht legal zurück. Schmuggeln ist die einzige Möglichkeit.

Mit seinem Ausstatter Juliano Dornelles hat der brasilianische Regisseur und Drehbuchautor Kleber Mendonça Filho seinen jüngsten Film, „Bacurau“, verwirklicht. Nach „Aquarius“, 2016, beschäftigt er sich wieder mit den Zuständen in Brasilien. Diesmal aber nicht konkret und eindeutig, sondern, alle Genres negierend, metaphorisch mit einem Fiction-Western oder Banditen-Thriller oder einer Heimat-Dystopie oder einem Grusel-Mystery-Märchen oder alles gemeinsam. Spannend, beklemmend, komisch und auf der Großleinwand im Wiener Gartenbaukino auch besonders schön.

Der Tänzer, Performer und Stimmakrobat Frank Willens versucht sich erstmals als Choreograph. Gemeinsam mit vier Tänzer*innen möchte er gute Stimmung verbreiten. Diesen strahlende Optimismus („Radiant Optimism“) verbreitet er auf Einladung von ImPulsTanz im Kasino am Schwarzenbergplatz. Ein unterhaltsamer Abend ist ihm mit seinem choreografischen Debut jedenfalls gelungen.

Auch wenn die belgische Tänzerin und Choreografin Lisbeth Gruwez nicht selbst auf der Bühne steht, sind ihre Vorstellungen außergewöhnlich. Die aktuell im Rahmen von ImPulsTanz im Akademietheater gezeigte, "The Sea Within", magisch und mitreißend. Voetvolk, Fußvolk, nennt sie ihre Compagnie, die sie gemeinsam mit dem Komponisten und Musiker Maarten Van Cauwenberghe 2007 gegründet hat. Auf der Bühne bewegen sich diesmal elf exzeptionelle Tänzerinnen als Solistinnen und als kompaktes Kollektiv. Ein faszinierendes Erlebnis. Eine Stunde lang kein Husten, kein Rascheln, keine leuchtenden Displays, das Auditorium ist verzaubert.

Am Samstag, den 27. Juli 2019 ist Johann Kresnik im 80. Lebensjahr verstorben.

Mit seinem choreografischen Theater "Macbeth" ist am 11. Juli 2019 das ImPulsTanz Festival eröffnet worden. Johann Kresnik war anwesend, hat sich für den Applaus bedankt und  das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien entgegengenommen.

 

Der Tod ist groß.

Wir sind die Seinen

lachenden Munds.

Wenn wir uns

mitten im Leben meinen,

wagt er zu weinen

mitten in uns.

Rainer Maria Rilke

Raw Practice“ ist der Subtitel einer Arbeit aus der Serie „o. T.“ des Tänzers und Choreografen Ian Kaler. Mit Planningtorock alias Jam Rostron hat er als „raue Übung“ eine strukturierte Jam Session entwickelt, in der die Bewegungen von der Musik dirigiert werden und die Musik den Bewegungen folgt. Das 2017 entstandene kompakte Stück zeigt ImPulsTanz im Untergeschoß des Leopoldmuseums.

Akemi Takeya hat ihr Solo „ZZ“ von 2003 zerlegt und neu zusammengesetzt, indem sie mit ihren künstlerischen Mitarbeitern die in 15 Jahren gewonnenen Möglichkeiten nutzen. Sound und Lichtdesign sind neu, die Performerin ist es ebenfalls. „ZZremix“ ist im Rahmen von ImPulsTanz im Odeon uraufgeführt worden.

Das von Ismael Ivo geleitete Ballet von São Paulo zeigt bei ImPulsTanz „Um Jeito de Corpo“, eine Choreografie von Morena Nascimento. Ein buntes, akrobatisches Ballett mit 30 dynamischen Tänzer*innen. Um die Show richig beurteilen zu können, müsste ich mehr wissen über die Tanztradition an der Oper von São Paulo. Das Pulikum im Burgtheater war jedenfalls begeistert und holte die Tänzer*innen samt ihrem künstlerischen Leiter, Ismael Ivo, mehrmals vor den Vorhang.

Dimitri Chamblas & Boris Charmatz sind wieder einmal mit dem Klassiker „A bras le corps“, was so viel heißt wie „An die Waffen Körper“, in Wien. Man kann dieses Duo nicht oft genug sehen. Es hat sich im Lauf der Jahre verändert, ist leichter und fast fröhlich geworden. Seit der Entwicklung der halbstündigen Demonstration ist nahezu ein Vierteljahrhundert vergangen, das Stück hat sich mit den Tänzern verändert. Im Keller des Leopold Museums wirkte die Vorstellung besonders intensiv und intim.

Heißer Sommer am Lavastrand, heiße Liebe, Meeresrauschen und fröhlicher Tanz: „Masurca Fogo“, vor mehr als 20 Jahren von Pina Bausch mit ihrem Ensemble einstudiert, ist das Richtige für ein Sommerfestival, wie das von ImPulsTanz. Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ist auch in Wien, im ausverkauften Burgtheater, mit Jubel überschüttet worden.

Der filmbegeisterte Choreograf Michael Laub bringt 200 Filmschnipsel auf die Bühne und lässt die zehn Darsteller*innen seines Ensembles Remote Control plappern, singen und tanzen. Zwei Stunden dauert es, bis das Puzzle zu einem bunten Bild aus Life-Auftritten, Original-Soundtrack und Videoclips zusammengesetzt ist. Das in Berlin im vergangenen Juni uraufgeführte Theater-Musik-Tanzstück war im Rahmen von ImPulsTanz im Akademietheater in Wien zu sehen. Leichte Unterhaltung, zur Freude des Publikums.

Der Körper im Reagenzglas. Doris Uhlich ist konsequent, der Körper ist der Mittelpunkt ihrer Vorstellungen und Choreografien. Nicht nur physisch als Medium und Tanzkörper, auch gedanklich als Thema, um das sie kreist, „die Philosophie des Fleisches“. Auch in „Tank“, ein im März dieses Jahres im Tanzhaus NRW uraufgeführtes Solo, ist der Körper, eingeschlossen in einen gläsernen Zylinder, reales und gedachtes Zentrum. Im Rahmen von ImPulsTanz hat die Wiener Premiere im Odeon stattgefunden.

Fulminante Eröffnung des ImPulsTanz Festivals: Tanzlin.z zeigt Johann Kresniks choreografisches Theater „Macbeth“. Bei der Wiener Premiere im Volkstheater waren sowohl Choreograf Johann Kresnik wie auch der Maler Gottfried Helnwein, dessen Bühnenbild neu gebaut worden ist, und der Komponist Kurt Schwertsik anwesend.

Auf einem Hausboot in Amsterdam geben sich vier Menschen der Musik hin. Sie spielen Quartett. Ein Kind ist auch auf dem Boot, als ein Exsträfling die Gruppe überfällt, sie mit dem Messer bedroht und verletzt. Die Polizei trifft ein, der Verbrecher wird verhaftet, scheinbar ist alles wieder in Ordnung. In ihrem Roman „Denn es will Abend werden“, erzählt Anna Enquist, dass nichts mehr in Ordnung ist. Die Frauen und Männer sind schwer traumatisiert, und jede(r) versucht, alleine damit zurechtzukommen.

Fünf junge Burschen wollen eine Party feiern. Einer kommt zu spät, und der ihn mit dem Auto abholen soll, hat einen tödlichen Unfall. Jahre später muss die Frage beantwortet werden, ob der Unfall ein bedauernswerter Zufall,  Selbstmord oder gar ein Mord war. Ein Krimi mit dem Zweifel als Kommissar und dem Gewissen als Richter.

Blutige Rache. Bei einem Treffen der Fürsten, beleidigt Gouverneur Morono den Fürsten Enya Hagan. Dieser zieht sein Schwert. Zur Strafe muss Hangan Seppuku, den rituellen Selbstmord, verüben. Seine Krieger, die Samurai, sind nun herrenlos, müssen als Ronin, umherwandelnde Personen, ihr Leben fristen. Doch sie schwören Rache, töten Morono und stoßen sich dann selbst das Schwert in die Seite. 47 Ronin sterben im Schnee durch Seppuku. „The Kabuki“, Herzstück des Repertoires, hat das Tokyo Ballet zu Saisonschluss in der Wiener Staatsoper gezeigt.

Die von Walter Gropius nach dem 1. Weltkrieg gegründete und erbaute Kunstschule „Bauhaus“ und das damals völlig neue Konzept, vor allem Oskar Schlemmers außergewöhnliche Ideen zum Bühnentanz lassen den Pianisten Amir Ahmadi und die Tänzerinnen Paula Dominici, Anna Possarnig, Maria Shurkal nicht mehr los. Nach der Produktion „Bauhaus Tanz“ im Herbst 2017 haben sie Ende Juli 2018 im Brick-5 „Bauhaus tanzt II“ gezeigt.

Mit seiner Kunstfigur PRICE entwirft der 1986 in Rio de Janeiro geborene und in Zürich lebende Performance-Künstler und Sänger Mathias Ringgenberg eine queere, von den sozialen Medien und der Übermacht des Internets und der Bilder geprägte, verstörte und verunsicherte Person nicht bestimmbaren Geschlechts und undefinierter Herkunft. Seine Performance „Where Do You Wanna Go Today“, die im Rahmen von [8:tension] des ImPulsTanz Festivals 2018  im mumok aufgeführt worden ist , zeichnet mit Gesang, viel gesprochenem Text und Musik das Bild einer kalten Gesellschaft, in der Empathie und Liebe nur als Ziel von Sehnsüchten existieren.

Kontemplation mit einer Bahre aus den Krematorien des KZ Mauthausen im Zentrum der Bühne.
Die kanadische Performance-Künstlerin Clara Furey präsentiert mit ihrem Stück „When Even The“, das inspiriert ist vom gleichnamigen Gedicht des Musikers und Poeten Leonard Cohen, eine meditative Arbeit, die, als österreichische Erstaufführung, gezeigt im 3. Untergeschoß des mumok, durch ihre kraftvolle Ruhe, mit einer gar nicht vordergründigen Harmonie aus Skulptur, Körperlichkeit und Klang bewegt. Die von Heimrad Bäcker geschaffene Skulptur aus der ständigen mumok-Sammlung, eine leicht verformte metallisch-rostig-verbrannte Bahre aus den Krematorien des KZ Mauthausen, bildet das optische, emotionale und Deutungs-Zentrum dieser Performance.

Spitz stechen ihre Brustwarzen in den Bühnenhimmel. Clara Furey hat (horribile dictu) schöne Brüste, dass sie diese herzeigt, mit nacktem Oberkörper agiert, ist mehr als recht und billig. Gesicht hat sie keines, denn solange ich ihrer Performance „When Even The“ während des ImPulsTanz Festivals zusehe, fallen die dunklen Haare davor, manchmal bedeckt sie Augen und Mund auch mit den Händen oder Armen. Bald wähne ich mich in der Kirche, das Kino im Keller des mumok ist kühl, das ritual heilig. Ich schaue Clara Furey und ihrerm Solo: "When Even The" zu.

Mit einem Einblick in das offene Laboratorium zeigten Meg Stuart und Mark Tompkins im Arsenal, was sie mit ihren Freunden und Kolleginnen in dieser Woche so getan haben. Mit der nur lose strukturierten Performance wird als „urban Lab“ fortgesetzt, was als „rural Lab“ 2016 in dem kleinen französischen Dorf Arbecey begann, nämlich Material für ein Buch über Real Time Composition zu sammeln, das die amerikanischen Performance-Künstler Meg Stuart und Mark Tompkins gemeinsam schreiben wollen. "Serious Fun" nennt das Team die Einladung ins Labor, das so ernsthaft wie unterhaltsam ist. Für die Arbeitenden und die Teilnehmer*innen des ImPulsTanz Festivals 2018.

Kirill Kourlaev, bis 2016 Erster Solotänzer des Wiener Staatsballetts und nun Schuldirektor und Produktionsmanager, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Weltstars aus ganz Europa nach Wien zu holen, um sie in einer Tanz Gala dem Publikum vorzustellen. Der Erfolg der ersten Weltstar Gala 2017 hat ihn und seine Frau Olga Esina, Erste Solotänzerin des Wiener Staatsballetts, ermutigt, heuer zwei Gala-Abende zu veranstalten. Die Weltstar Gala 2018 findet am 13. und 14. Oktober im Volkstheater statt.

Die ruandische Künstlerin, mit britischem Pass in Frankreich lebend, widmet ihre neue Performance den Kindern, die nach dem Völkermord in Ruanda nach einer Vergewaltigung geboren sind. Ein Jahr nach der Uraufführung im Festival von Avignon zeigen Munyaneza und ihr Team „Unwanted“ im Rahmen von ImPulsTanz im Odeon.

Mit 30 Miniaturen aus 40 Jahren choreographischen Schaffens der großen kanadischen Künstlerin Marie Chouinard präsentiert das ImPulsTanz Festival im Volkstheater eine Retrospektive, die einen Einblick in ein einzigartiges Werk ermöglicht, das in seiner Vielseitigkeit und Originalität seinesgleichen sucht. Wem Marie Chouinard bisher noch nicht bekannt war, der wurde mit Sicherheit neugierig auf ihre abendfüllenden Arbeiten gemacht, doch auch wer sie  bereits kennt – seit 1988 ist die Chouinard als Tänzerin und Choreografin regelmässig im ImPulsTanz Festival vertreten –, hat Neues entdecken können. Einige der kurzen Stücke hat sie aus den Skizzenbüchern heraus eigens für diese Performance zu tänzerischem Leben erweckt.

Bodyparkour – ein neuer Begriff im Tanzlexikon. Der Choreograf, Tänzer und Workshopleiter Ákos Hargitay hat die Verbindung aus Body (Körper) und Parkour geschaffen, um den von ihm entwickelten Tanzstil zu definieren. Bodyparkour ist die Grundlage seiner Choreografien; Bodyparkour dient als Basis seiner Workshops, die er für Jung und Alt anbietet, auf der Matte oder im Metallgerüst The Cube; im geschlossenen Raum oder unter offenem Himmel, bei Sonnenschein und, gewürzt mit besonders viel Spaß, auch im Regen.

Auf dem Wiener Heldenplatz, einem so beladenen Ort, zu Füßen des Altans, von dem Adolf Hitler am 15. März 1938 den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich verkündete, zeigten 16 PerformerInnen unterschiedlichen Alters und verschiedener Hautfarbe mittels einer „Somatischen Demonstration“, wie mit Geschichte und der Gestaltung zukünftigen Zusammenlebens umgegangen werden kann. „ iChoreography – Conversations; A Somatic Demonstration“ nennen die beiden Choreografinnen / Performerinnen, Valerie Oberleithner und Magdalena Chowaniec, ihre Arbeit für das ImPulsTanz Festival 2018. Es ist die Fortführung und Weiterentwicklung einer partizipativen Performance, die die beiden Künstlerinnen im März 2018 unter dem Titel „iChoreography Kurort, – eine Therapie Performance“ mit fünf Teenagern im WUK veranstaltet haben.

Einer der produktivsten und erfolgreichsten Autoren Italiens hat auch mit 93 Jahren nichts von seiner Fantasie und Erzählfreude verloren. Mit seinem neuen Roman, „Jagd nach einem Schatten“, vermischt Andrea Camilleri historische Tastsachen mit seiner Vorstellungskraft, erzählt vom undurchsichtigen Leben des Samuel Ben Nissim Abul Farag, und erfindet, was nicht bewiesen werden kann. Er verfolgt einen Schatten.

Dreifach ist der in Berlin lebende Künstler aus Singapur Choy Ka Fai bei ImPulsTanz 2018 vertreten. Die hintergründigen Performances „Dance Clinic“ und „UnBearable Darkness“ spielen mit der, mitunter unverlässlichen, Technik, mit Wissenschaftsgläubigkeit und Kultfiguren. Die Ausstellung „The Wind that Cuts the Body“, wie die Vorstellungen, im Odeon zu sehen, dokumentiert Choy Ka Fais Auseinandersetzung mit Butô und Tatsumi Hijikata, einem der Gründer des Ankoku Butô („Tanz der Düsternis“). Bei Choy Ka Fai gilt aber immer der schöne italienische Satz: „Se non è vero, è ben trovato.“ Heute würde man sagen: Sind es keine Fakten, so ist es beste Fiction.“

Im Rahmen von [8:tension] / ImPulsTanz Festival zeigt die junge Choreografin Ofelia Jarl Ortega im mumok mit der Tänzerin Alexandra Tveit „B. B.“ eine Performance mit Musik und Lichteffekten. Ironie oder Sarkasmus oder einfach nur Emanzipationsprozesse in der Disco?

In den Museumsräumen des mumok hat die junge österreichische Choreografin Karin Pauer ihre neue Arbeit five hundred thousand years of movement präsentiert. Die Einladung im Rahmen der Reihe [8:tension] des internationalen Tanzfestivals ImPulsTanz 2018, dessen Stipendiatin Pauer bereits 2009 (danceWeb) und 2012 (TURBO Residency) war, ist logisch, die räumliche Entscheidung für die klimatisch tiefgekühlten Kellerräume des Museums moderner Kunst im Wiener Museumsquartier weniger.

ImPulsTanz hin, Festival und Party her – auch in der restlichen Welt wird getanzt. So lässt sich das Studio Fugu nicht nehmen, der Fortsetzung des erfolgreichen Abends „Bauhaus tanzt“ die zwei letzten Abende im Juli 2018 zu widmen. Am 30. und 31. Juli 2018. Aufführungsort ist das Brick5, wo jungen Künstler*innnen aller Sparten und ihren Projekten Unterstützung und auch Aufführungsräume geboten werden. Im Brick5 finden ncht nur Tanzperformances statt, ob Konzert oder Theater, Ausstellungen oder Filmvorführung – im Brick5 hat alles Platz und findet auch das richtige Publikum.

Die sechs Cellosuiten von Johan Sebastian Bach sind Ausgangspunkt für die jüngste Choreografie von Anne Teresa De Keersmaeker. Die flämische Choreografin hat sich dabei mit dem kanadischen Meistercellisten Jean-Guhien Queyras zusammengetan, um Musik sichtbar zu machen. Bei der Ruhrtriennale 2017 uraufgeführt, hat sich das unschlagbare Trio Bach – Queyras – De Keersmaeker blitzartig an vorderste Stelle sämtlicher Hitlisten geschoben. Nach gut 40 Vorstellungen ist die Tournee nun in Wien gelandet. Für das ImPulsTanz Festival 2018 ist ausnahmsweise das Burgtheater geöffnet worden, und was sich sehen lassen will, hat zwei Stunden mehr oder weniger wach ausgeharrt, um danach pflichtschuldig den erwarteten Applaus zu spenden.

„Néant / Leere“ ist ein Stück der Fülle, bei dem gelacht werden muss und geweint werden darf, das einen Kasperl und ein Kind, eine kreischende Frau mit Bart und einen kleinen, zartknochigen Mann, der im magischen Licht wie ein Röntgenbild wirkt, zeigt. „Néant“ ist ein Solo des kanadischen Tänzers und Choreografen Dave St. Pierre, mit dem er im Odeon das ImPulsTanz Festival 2018 eröffnet hat. Nicht alle Zuschauer*innen konnten die abwechslungsreiche Show genießen.

Louise Lecavalier eröffnet mit dem Stück „Battleground“ die Tanzwerkstatt Europa 2018. Die Kanadierin Louise Lecavalier – weißblonde Ikone und Frontfrau von Edouard Locks Kompanie LaLaLa Human Steps – sprengte die physischen Gesetze des zeitgenössischen Tanzes mit einer bis heute ihresgleichen suchenden Technik, atemberaubender Präzision und explosiver Dynamik. Doch die Tanzwerkstatt Europa lockt das tanzinteressierte Publikum zwischen 1. und 11. August 2018  auch noch mit anderen Stars des zeitgenössischen Tanzes.

Ludwig van Beethoven hat es dem Choreografen John Neumeier angetan. Für die 44. Hamburger Ballett-Tage hat er dem Komponisten einen ganzen Abend gewidmet. Nach der Uraufführung am 24. Juni 2018 war am 6. Juli 2018 die 3. Aufführung von „Beethoven Projek"t zu sehen. Neumeier hat den Abend in zwei Teile zerlegt, und ließ seine exzellente Compagnie im zweiten zur 3. Sinfonie in Es-Dur, der „Eroica“, tanzen. Dadurch ist “Beethoven-Projekt“, Neumeier beließ den Arbeitstitel dann als Gesamttitel seiner Kreation, fast zu einem Wiener Abend geworden. Hat doch Beethoven die „Eroica“, die Heroische Sinfonie, in Wien, in einer Privataufführung im Palais Lobkowitz, erstmals vorgestellt.

Von der „unverwirklichbaren Liebe“ erzählt John Neumeier in seiner 1976 entstandenen Interpretation des Ballettklassikers „Schwanensee“. Auch mehr als 40 Jahre danach hat die Erzählung vom unglücklichen König, der seine Lieben – zur Kunst und zu einem Mann – nicht ausleben darf, immer noch ihre Gültigkeit, lässt staunen, rührt ans Herz. Es sind Menschen von heute, die Neumeier auf die Ballettbühne bringt. Im Rahmen der Hamburger Balletttage 2018 konnte das minutenlang geradezu tobende Publikum das wieder feststellen.

Bei den von John Neumeier zu Saisonabschluss alljährlich veranstalteten Balletttagen ist jedes Mal auch eine Gastcompagnie zu sehen. 2018 ist es das kanadische Nationalballett aus Toronto, das mit drei unterschiedlichen zeitgenössischen Choreografien das Publikum begeistert.

Nur noch kurze Zeit, bis 6. August, ist die eindrucksvolle Schau der Bilder des slowenischen Künstlers Zoran Mušič (1909–2005) im Leopold Museum zu sehen. Eine eindrucksvolle Ausstellung, die nicht versäumt werden darf.  Nicht allein wegen Mušičs Erinnerungen an die Wochen im Konzentrationslager Dachau, die ihn nie mehr losgelassen haben. Auch die menschenleeren Landschaften, der Karst, eine versteinerte Wüste, die knorrigen Bäume ohne Blätter, und am Ende die blicklosen Porträts, von seiner Frau und ihm selbst, erzählen vom Leben, Fühlen und Sehen des Malers.

Andrea Camilleri ist im deutschsprachigen Raum vor allem durch den von ihm erdachten und längst auch zu TV-Ehren gelangten Commissario Montalbano aus dem sizilianischen Nest Vigata bekannt geworden. In seiner Heimat Italien wird der Sizilianer für seinen Sprachwitz und auch als Autor von Drehbüchern und feinsinnigen Romanen geschätzt. Obwohl es im jüngsten um die verschwundene Ehefrau eines renommierten Dichters geht, ist „Berühr mich nicht“ kein Krimi, eher das Porträt einer Frau auf dem Weg zu sich selbst.

Wenn es bei den Salzburger Festspielen 2017 einen Regenten gibt, dann ist es der südafrikanische Künstler William Kentridge. Durch die Salzburger Innenstadt zu spazieren und dem gut proportionierten, freundlichen Herrn nicht zu begegnen, ist fast unmöglich. Zumindest auf das „Wozzek“–Plakat stößt man allerorten. Die Oper von Alban Berg wird von Kentridge inszeniert. Zwischen den Proben hat er sich der Ausstellung seines Œvres im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg und im angeschlossenen Rupertinum am Max-Reinhardt-Platz gewidmet. Er weiß, wie die Videowände und Lautsprecher aufgestellt werden müssen, wo die Zeichnungen und Druckgrafiken hängen und die Filme präsentiert werden sollen. „Thick Time“ bietet einen eindrucksvollen Blick auf das umfangreiche, magische, aufrüttelnde und auch humorvolle Werk des heute 62jährigen.

Gemeinsam mit dem Tänzer und Choreografen Salva Sanchis hat die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker 2005 das Meisterwerk des 1967 verstorbenen amerikanischen Saxophonisten John Coltrane, „A Love Supreme“, durch Tanz dekoriert. Ein Quartett macht Musik, ein anderes zeigt sie mit dem Körper. Dieses knapp einstündige Ballett, im Entstehungsjahr auch im ImPulsTanz Festival gezeigt, haben De Keersmaeker und Sanchis neu überarbeitet. Es tanzen nicht mehr zwei Paare, sondern vier Männer – voll Energie und Virtuosität, jeder für sich und alle gemeinsam. Die Aufführung im Volkstheater wurde mit Begeisterung quittiert. Ob der Jubel der Musik oder der Choreographie gilt, ist nicht festzustellen. Ganz sicher jedoch gilt er den vier Tänzern.

Die argentinische Tänzerin und Choreografin Cecilia Bengolea ist immer für eine Überraschung gut. Sie liebt den Spitzentanz, fremde Tanzformen und eine Mischung von allem mit allem und hat auch nichts gegen pure Unterhaltung. Das war bei „Dub Love“ so und bei „Twerk“. Beide Stücke, 2014 und 2013 im ImPulsTanz Festival gezeigt, hat sie gemeinsam mit dem französischen Tänzer François Chaignaud erarbeitet. Auch ihr 2016 erstmals gezeigtes Stück „DFS“ ist im Dialog mit Chaignaud entstanden. Wer sich nicht mit Beckmessers Kreide vor die Schultafel setzt, sondern unverkrampft das zwanglose stilistisch kaum einzuordnende Geschehen auf der Bühne genießt, erlebt einen unterhaltsamen Abend mit sieben exzellenten Tänzer_innen.

Krieg ist schrecklich, unerträglich, tödlich. Das macht schon die Eingangsmusik klar, der Kriegslärm kann durch Ohrstöpsel gedämpft werden. Es ist eben nicht Krieg, sondern eine Vorführung. Zwar nennen sie Amanda Piña & Daniel Zimmermann „War (Ein Kriegstanz)“ und erzählen auch vom Krieg, vom Ersten und vom Zweiten Weltkrieg und vom heutigen globalen Weltkrieg, doch nicht Kriegsberichte sind das Ziel der Performance im Volkstheater, sondern die Tänze und Gesänge, mit welchen die Künstler_innen und die Bewohner_innen Polynesiens davon erzählen. Ein getanztes Manifest gegen die Zerteilung von Kunst in zeitgenössische versus traditionelle.

Eine Grätsche über nahezu 100 Jahre wagt die Tänzerin / Choreografin Akemi Takeya mit ihrer „Lemonismus“-Serie. In ihren Performances verbindet sie die kunsthistorischen europäischen „Ismen“ mit ihrem eigenen „Zitronismus“, dem Lemonismus. Mit lebendiger Bühnenpräsenz, der Schönheit der Bewegungen und ruhiger Selbstsicherheit gelingt es Takeya im Leopold Museum,  ihr Publikum zu erreichen und eine Atmosphäre zu schaffen, in deren Mittelpunkt der Körper agiert. Auch ohne ihren Gedankengängen im Detail folgen zu können, ist das Publikum begeistert.

Der spanische Tänzer und Choreograf, Absolvent des 1. Jahrgangs von P.A.R.T.S und langjähriger Co-Choreograf von Anne Teresa de Keersmaeker, interessiert sich besonders für die Beziehung von Tanz und Musik. Darum geht es auch in seinem jüngsten, in Brüssel uraufgeführten, feinen Tanzstück „Radical Light“. Zu experimenteller Elektronik und Minimal Techno Duos Discodesafinado geben sich eine Tänzerin und vier Tänzer, der Choreograf mittendrin, dem pulsierenden Rhythmus und dem sanft schwingenden Mikrosound hin. Das Publikum im Akademietheater war begeistert.

Dennis Lehane, den amerikanischen Autor tiefschwarzer Kriminalromane, kann man immer wieder lesen. So macht es richtig Freude, dass ein früher Thriller aus der Kenzie / Gennaro Reihe neu übersetzt und wieder aufgelegt worden ist. Es ist eine abgründige Geschichte, in der Rache nur eines der Motive ist. Im Zentrum des Romans aber steht das Böse, die pure Mordlust, die Freude daran, anderen Schmerzen zuzufügen. Nicht nur Geschichtenbücher, auch Geschichtsbücher könnten davon berichten.

41 Grafiken von Alfred Kubin sind zurzeit im Leopold Museum zu sehen. An sich schon eine Sensation – die letzten großen Kubin-Ausstellungen gedachten seiner 50 Jahre nach seinem Tod 1959. Doch wirklich außergewöhnlich wird diese Revue durch den Autor Radek Knapp. Er hat die Tuschzeichnungen ausgewählt und erzählt eine Geschichte dazu. Bild für Bild, Kapitel für Kapitel, schlicht, melancholisch, märchenhaft.

Friedrich Dönhoff, der sich mit Biografien, vor allem mit der seiner Großtante Marion Gräfin Dönhoff, einen Namen gemacht hat, findet auch Freude und Geschmack am Schreiben von Kriminalromanen. So ist sein sympathischer Hamburger Ermittler, Sebastian Fink, bereits zum vierten Mal unterwegs, um eine Serie von Morden in seiner Heimatstadt aufzuklären, die scheinbar in keinem Zusammenhang stehen.

Die Tanzpädagoginnen und Choreografinnen Barbara Ebner und Daniela-Katrin Strobl haben es sich mit ihren Produktionen zur Aufgabe gemacht, unterschiedliche und auch neue Zielgruppen anzusprechen, um diese mit Tanz in Berührung zu bringen. Unter dem Vereinsnamen Choreía (χορεία / Tanz) haben sie im Vorjahr mit Erfolg das generationsübergreifende Tanzstück „Hin und weg“ gezeigt und waren in diesem Jahr mit „amor hereos“ im Theater Brett präsent. Entstanden ist das Tanztheater-Stück im Austausch mit Mädchen- und Frauenzentren im Rahmen der fiveseasons Frühlingsresidenz.

Das abendfüllende Ballett„Nijinsky“ hat John Neumeier dem legendären polnisch-russischen Tänzer und Choreografen Vaslaw Nijinsky gewidmet. Bei den 43. Ballett-Tagen in Hamburg stand es zum 135. Mal seit der Premiere im Programmkalender. Ein aufwühlender, ein wenig chaotischer, doch überaus dramatischer Abend. Allerdings – die erwarteten Hochrufe bleiben aus, die Aufnahme durch das deutlich minimierte Publikum – G20 sei’s geklagt! – ist geteilt. Sogar ein einzelnes Buh ist zu hören. Zu verwirrend, zu schwul, zu historisch ungenau ist als Begründung für die ungewöhnliche Zurückhaltung der Applausspenderinnen zu hören. Einig sind sich jedoch die treuen Neumeier-Fans, dass auf höchstem Niveau hervorragend getanzt und gespielt worden ist.

Zwei Welten, einander fremd, oben die Menschen, unten die Wasserwesen, der Dichter dazwischen. Er gehört zu den einen nicht und nicht zu den anderen. Das Ballett „Die kleine Meerjungfrau“ hat John Neumeier zu des Märchenerzählers Hans Christian Andersen 200. Geburtstag mit dem Königlich Dänischen Ballett geschaffen und 2005 in Kopenhagen uraufgeführt. Zwei Jahre später hat auch das Hamburg Ballett das zauberhafte Tanz-Theaterstück ins Repertoire aufgenommen. Auch bei den Balletttagen 2017 erzählt und betrachtet der Dichter die Nixen und Matrosen, die smarten Offiziere und die Kreuzfahrtgäste samt dem Prinzen mit der  Prinzessin.  Zur Musik von Lera Auerbach tanzen sie die gar traurige Geschichte von der einseitigen Liebe der kleinen Meerjungfrau und ihrem heroischen Verzicht.

Mit seiner neuesten Kreation, „Anna Karenina – Inspiriert von Leo Tolstoi", eröffnete John Neumeier die 43. Hamburger Ballett-Tage. Auch in der Folgevorstellung zeigt sich das Publikum hingerissen, holt den Choreografen immer wieder vor den Vorhang. Strahlend genießt er die mit Bravorufen demonstrierte Liebe. Mit nicht enden wollenden Ovationen werden auch Anna Laudere (Titelrolle) und Edvin Revazov (Wronski) bedacht. Und auch sämtliche anderen Darsteller_innen werden lautstark gefeiert.

Die von Ballettchef Manuel Legris eingeführte alljährliche, Rudolf Nurejew gewidmete, Gala ist seit sieben Jahren immer wieder ein Großereignis zum Abschluss der Saison. Ein Rückblick auf die Arbeit der Compagnie, ein Defilée der Solistinnen, Solisten und des gesamten Corps, aufgeputzt durch Gäste. Diese erfreuen das Publikum und machen die Kolleginnen in Wien sicher: Sie brauchen den Vergleich nicht zu scheuen. Manuel Legris hat die Wiener Compagnie in harter Arbeit an die Spitze trainiert.

Der preisgekrönte spanische Regisseur Carlos Saura (84) lädt zu einer musikalischen Reise quer durch die Argentinische Folklore ein. Wirbelnde Röcke, hypnotisierende Rhythmen, betörende Melodien machen diese Dokumentation zu einem im ganzen Körper spürbaren Erlebnis. Mitreißend, faszinierend und überaus erotisierend. Auch wenn es im Gesang oft um Armut, Verlust und Tod geht, im Tanz geht es immer um die Liebe.

Sina Saberi, 28, gebürtig aus Teheran, Teilnehmer des DancWEB Scholarship Pogramms für zeitgenössischen Tanz und Performance, hat mit Barbara Freitag über die Situation des Tanzes im Iran und seine spezielle Biographie gesprochen. Das danceWEB Scholarship Programme bietet alljährlich mehr als 60 Tänzer_innen und Nachwuchschoreograf_ innen aus rund 40 Ländern ein Stipendium für alle Workshops, Researchprojekte und Performances im Rahmen von ImPulsTanz, sowie ein zusätzliches Mentoring durch einen Artistic Coach. 2016 betreut der Tänzer, Choreograf und bildende Künstler Tino Sehgal die 31 Teilnehmer_innen aus 31 Ländern.

Frank Willens, vielfach talentierter Bühnenkünstler und Peter Stamer, Performer und Regisseur, bringen einen Text von Friedrich Nietzsche zum Tanzen. Vom ImPulsTanz Festival eingeladen, wird das Solo „On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense“ im mumok gezeigt. Willens verzichtet auf den Applaus, entschwindet, während das Publikum noch die Bilder der Ausstellung „Painting 02“ betrachtet, auf die Willens zum Abschluss hingewiesen hat.

Die Lieblingskinder der Wiener Tanz- und Performanceszene brachten in erweiterter Runde ihre neue Show „Body + Freedom“ im Rahmen von ImPulsTanz zur Uraufführung. Jedenfalls an diesem Abend im Odeon ohne penetrierende Riesendildos, dafür mit Publikumsbeteiligung, Arsch-Lasershow, rosa Luftballons und blutrünstigem Driller-Killer.

Mit zwei Performances geht das ImPulsTanz Festival in die Oper. Ein ganzer Opernabend im Akademietheater, ein Fragment als perfekte Performance aus Geste und Gesang im mumok. Jule Flierl nimmt für ihre „Operation Orpheus“ Christoph Willibald Glucks barocke Oper „Orfeo e Euridice“ als Basis ihrer Variation; Ivo Dimchev zeigt mit „Operville“ seine Vorstellung von Oper heute – oder morgen. Flierls nur halb so langes Solos, schlägt Dimchevs wenig aufregende Show à trois, durch Klugheit des Gedankens, Intensität der Gesten, Schönheit des Gesangs.

Großer Jubel im Volkstheater, wo Samantha van Wissen und Boštjan den Pas de deux „Verklärte Nacht“ von Anne Teresa De Keersmaeker tanzen. Romantik in kaltem Licht: Musik Arnold Schönberg nach einem Gedicht von Richard Dehmel. Die Produktion von Rosas (De Keersmaekers Ensemble) fällt im Grund genommen aus dem Rahmen des ImPulsTanz Festivals, das gerne dem Anti-Tanz frönt. „Verklärte Nacht“ ist reiner Tanz, schwebend, fließend, narrativ, expressiv, emotional und erotisch. Hinreißend.

Im Dunklen präsentiert der großartige Tänzer aus Brasilien, Thiago Granato, sein erstes Solo in der Serie [8:tension] im Rahmen des ImPulsTanz Festivals im Schauspielhaus. Durch die Zusammenarbeit mit Jefta van Dinther, Mathilde Monnier oder Xavier Le Roy hat er bereits Bekanntheit erlangt. Seine im Dunklen horteten Schätze wurden begeistert empfangen.

Simon Mayer hat mit seinem Team eine besondere Version für Sehbehinderte des Erfolgsstückes „Sons of Sissy“ erarbeitet. Im Rahmen von ImPulsTanz hat er mit Patric Redl, Matteo Haitzmann und Manuel Wagner das Spezialangebot von „Sons of Sissy“ (für Sehbehinderte und Sehende) im Odeon gezeigt. Wie immer und überall konnte das Quartett auch diesmal das Publikum begeistern.

Der Performer und Choreograf Michikazu Matsune zeigt im Rahmen des ImPulsTanz Festivals im Leopold Museum „Matratzen Stücke“. Das kann man so oder so lesen, als Stücke von oder auch über Matratzen. Jedenfalls beschäftigt sich Matsune mit dem, was so auf Matratzen geschieht: schlafen, träumen, lieben, sterben.. Zwei Performerinnen und zwei Performer sind keineswegs einschläfernd und auch das Publikum hat wenig Gelegenheit zu träumen.

Der spanische Tänzer Israel Galván versetzt mit der genialen Kreation „Fla.Co.Men“ das Publikum in Wallung und lässt die Mauern jedes Theaters erzittern. Im Rahmen von ImPulsTanz zeigt er das Solo im Volkstheater. Atemlose Stille während der fulminanten Darbietung und tosender Applaus an deren fröhlichem Ende. Das Titel-Anagramm ist leicht zu entschlüsseln: Galván ist Flamenco, Flamenco auf der Bühne, das ist Galván.

Der Direktor des Hamburg Balletts hat das romantische Ballett „Giselle“ zur Musik von Adolph Adam neu geschaffen indem er traditionelle Teile (Jean Coralli, Jules Perrot und Marius Petipa) mit neuen Ideen gemischt hat. Bei den 42. Ballett-Tagen hat er das Publikum mit der gelungen Mischung aus seiner eigenen und traditioneller Tanzsprache im luftig-leichten Bühnenbild und ebensolchen Kostümen von Yannis Kokkos zu frenetischem Beifall hingerissen. Alina Cojocaru tanzt als Gast die Titelrolle, ihr Partner ist der junge Ukrainer Alexandr Trusch.

Die „Choreografische Phantasien über Eleonora Duse“, uraufgeführt im Dezember 2015, bildeten einen der Höhepunkt der 42. Hamburger Ballett-Tage in der Staatsoper. Anders als bei der Premiere, als die Publikumsreaktionen recht unterschiedlich waren, wurde „Duse“ im Juli begeistert aufgenommen. Alessandra Ferri, für die Neumeier das Ballett kreiert hat, ist, wenn auch ohne Worte, die große Tragödin, ist die Duse.

Seit mehr als 40 Jahren erfreut John Neumeier mit seinem Hamburg Ballett das Publikum, vornehmlich Hamburgerinnen, mit den sommerlichen Ballett-Tagen. Eine feine Gelegenheit Schätze aus dem Repertoire zu zeigen, das Neumeier pflegt und immer wieder auffrischt, Neues zu präsentieren und Gäste und mitunter auch Gastcompagnien einzuladen.

Das Tanz-Festival widmete sein diesjähriges Opening der französischen Choreographin Maguy Marin mit ihrem Stück „BiT“. Mit wummernden Technobeats und in ständiger Bewegung begeisterte und verstörte die Compagnie das Publikum im Wiener Volkstheater gleichermaßen. ImPulsTanz erwies mit der Programmierung dieses Stückes am 14. Juli auch dem französischen Nationalfeiertag seine Reverenz, nicht ahnend, wie schrecklich dieser gleichzeitig in Nizza ausfallen würde.

Stefan Slupetzky, gleichermaßen Autor wie Musiker, hat durch seine lebensnahen, ganz und gar wienerischen Kriminalromane und deren Hauptperson, den Lemming, die große Masse der Leserinnen und auch Preise erobert. In seiner Werkliste stehen auch Kinderbücher, ebenfalls mehrfach prämiert, und Theaterstücke. Neuerdings ist auch ein Generationenroman zu lesen, basierend auf des Autors eigener Familiengeschichte.

Vladimir Vertlib, geboren in Russland und als Fünfjähriger mit seiner Familie aus Leningrad emigriert, schafft es immer wieder mit seinen satirischen Romanen aktuelle Themen auf unterhaltsame Weise anzusprechen. Hauptperson im jüngsten Roman ist die Titelfigur, Lucia Binar, eine 83jährige Lehrerin, die sich nicht alles gefallen lassen will.

Mit dem hochenergetischen Stück "Boom Bodies" der gefeierten Choreographin Doris Uhlich ging die diesjährige Sommerszene Salzburg (21. Juni bis 2. Juli 2016) ins Finale: 14 nationale und internationale Tanz- und Theaterproduktionen, darunter neun Österreich-Premieren, machten die Stadt zur Weltbühne. Die rund 6.000 Besucherinnen und Besucher zeigten sich begeistert, vor allem von der umjubelten Eröffnungspremiere Gala von Jérôme Bel, die 20 Salzburgerinnen und Salzburger zu einem Tanzfest der Individualität auf die Bühne brachte.

Mit fünf Tänzer/innen zeigt der ungarischer Tänzer und Choreograf im Odeon „Hinoki“, ein rasantes, kraftvolles Stück, das die Gruppe bis zur Erschöpfung fordert. Als ehemaliger Tänzer von Ultima Vez / Wim Vandekeybus, geschult von Martin Schläpfer und Ohad Naharin ist Mészáros eigentlich über die Reihe [8:tension] Young Choreographers’ Series längst hinausgewachsen. „Hinoki“ ist seine vierte Choreografie.

Mit einer aufwändigen, präzisen und liebevollen Arbeit zeigen nadaproductions (Amanda Piña & Daniel Zimmermann) „Four remarks on the history of dance“ im Kasino am Schwarzenbergplatz. Die Choreografien konzentrieren sich auf rituelle Tänze, die nicht der Unterhaltung eines Publikums dienen. Es ist dies der erste Teil einer Sammlung „vom Aussterben bedrohter Bewegungen“.

Im Weltmuseum tanzen und spielen Superamas und Gäste einen „Willkommensakt“. Es scheint als wären ausgestellte Figuren aus Afrika, Asien und Amerika lebendig geworden, um eine „Geschichte der Gewalt“ zu zeigen. Eine abwechslungsreiche, unterhaltsame Performance, die den prächtigen überdachten Innenhof des Weltmuseums zur Arena macht und auch die marmornen Treppen und Emporen nützt.

450 Jahre ist die Wiener Spanische Hofreitschule alt, ein Jubiläumsgeschenk ist angebracht. Die Leiterin der Reitschule (der Hof ist ja vor bald 100 Jahren abgedankt) Elisabeth Gürtler, der dem Pferdesport und der Hippologie verschriebene Journalist Arnim Basche und der international renommierte Fotograf René van Bakel haben sich zusammen getan, um dieses Geschenk herstellen. In einen schonenden Schuber verpackt, liegt es in der Edition Lammerhuber für jeglichen Gabentisch bereit.

Neue Spielorte locken neues Publikum an. Nicht nur im Off-Theater werden die oft unbequemen Sitzreihen verlassen, wird die vierte Wand niedergerissen. Das ImPulsTanz Festival hält es da nicht anders. Immer schon. Wenn aber diese neuen Orte nicht mit Bedacht gewählt werden, dann ist der Bär in Dienst genommen und der ist bekanntlich als Arbeitstier untauglich.

Saskia Hölbling kämpft mit Requisiten und einem Partner, den zweiten weidet sie aus. „Assemblage Humain“ ist ein Solo mit Puppen, aufgeführt im Rahmen von ImPulsTanz im Schauspielhaus. Ein „relatives Solo“ nennt Hölbling ihre Performance, die von grausig und unheimlich zu einem fröhlich bunten Tanz wechselt.

Lemonism x Actionism“ nennt die Choreografin und Tänzerin Akemi Takeya ihre Arbeit im Rahmen der ImPulsTanz Serie „Redefining Action(ism). Die Performances finden im mumok, inmitten der Ausstellung „Mein Körper ist das Ereignis – Wiener Aktionismus und internationale Performance“ statt. Takeya hat sich intensiv mit dem Aktionismus beschäftigt und adaptiert, variiert und wiederholt dessen Strategien, konfrontiert sie auch mit ihrem eigenen „Lemonismus“.

Im Malersaal der Bundestheater im Arsenal zeigt Elio Gervasi „White Horn“ , eine veränderte, erweiterte, verbesserte Choreografie, die seine Company im Dezember 2014 im Odeon uraufgeführt hat. Sechs Tänzerinnen bewegen sich vereinzelt und gemeinsam durch dien riesigen, verglasten Raum, werden nach außen gedrängt und wieder herein genommen. Purer gemeinsamer Tanz der Individuene

Barbara Kraus schließt die Augen und sieht das Unsichtbare. Allein auf der weiß ausgelegten Bühne des Schauspielhauses scheint sie in Trance zu geraten und auch ihr Publikum in Trance zu versetzen. "close my eyes and see", eine Uraufführung im Rahmen von ImPulsTanz, ist eine beeindruckende Performance. Kraus weiß das Publikum zu fesseln und bei aller Ernsthaftigkeit auch zu unterhalten. 

Die Tänzerin / Choreografin Alix Eynaudi hat ihr 2012 im Tanzquartier uraufgeführtes Duo „Monique“ für das ImPulsTanz Festival als  Museumseinlage adaptiert. Zwischen den Filmleinwänden im mumok, Teil der Ausstellung über den Wiener Aktionismus, tanzt sie mit Mark Lorimer in stummem Einverständnis eine geheimnisvolle Choreografie.

Oleg Soulimenko besuchte die Schamanen im sibirischen Burjatien und teilt seine Erfahrungen mit dem Publikum. Die Performance „Meet the Shaman“ ist ein beeindruckendes individuelles Ritual, aufbauend auf  Elementen schamanistischer Praktiken.

Huggy Bears ist ein neues Förderprogramm, das das Kollektiv Superamas ins Leben gerufen hat.

Huggy Bears ist vor allem ein Beratungsinstrument, das auf die Entwicklung von künstlerischen Prozessen abzielt. Die erste Phase von „Huggy Bears“ beginnt 2016/17.

Ab 2018 plant Superamas  die Ausweitung des Projekts, indem das eigene  internationale Netzwerk einbezogen wird.

Projektvorschläge aus dem Bereich Performing Arts können bis 15. Oktober 2015 eingereicht werden.
Genaue Information über Hugo Bears sind auf der Website von Superamas zu finden.

Mit der Demontage der Stühle im Zuschauerraum hat im Volksthater die geplante Generalsanierung begonnen. Der Einbau einer neuen Tribüne sowie neuer Theatersessel sollen ab Herbst 2015 für das Publikum mehr Sicht- und Sitzkomfort sowie bessere Akustik bringen.
Damit eine Zuschauertribüne sowie neue Theatersessel am Rang eingebaut werden können, muss der Zuschauerraum zunächst komplett leer geräumt werden. Alle alten, zum Teil bereits sehr verschlissenen Sessel werden abgeschraubt und ausgebaut.  
Insgesamt dauern die Arbeiten voraussichtlich etwa sechs Wochen.

Die Kosten für die Umbaumaßnahmen belaufen sich auf ca. 1,2 Millionen Euro, die zum Teil auch aus den Einnahmen der laufenden Spendenkampagne finanziert werden

Wenn aus der Zitrone Blut fließt und der Herd der magischen Köchin im Museum angefeuert wird, ist ganz Wien in Bewegung: Das ImPulsTanz Festival Tanz Festival hat die Fahnen gehisst, den Vorhang hochgezogen und die Türen geöffnet. Diese nicht nur von Theaterhäusern und gläsernen Zelten im Arsenal-Gelände sondern auch von Museen. Dort wird die performative Kunst mit der bildenden kommunizieren.

Der Schweizer Peter Theiler soll neuer Intendant der Sächsischen Staatsoper Dresden werden.

Er wechselt vom Staatstheater Nürnberg, wo er derzeit als Staatsintendant tätig ist, in die sächsische Landeshauptstadt.  Der 59-Jährige wird sein Amt mit der Spielzeit 2018/2019 antreten. Theiler hat in vielen Theatern und Opern der Schweiz, Frankreichs und Deutschland in verschiedenen Funktionen gearbeitet – viele Jahre davon auch als Intendant.

 

Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, ist mit dem Roman „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ bekannt und berühmt geworden. Ein Bestseller, der die anderen, wichtigen Romane Høegs in den Hintergrund gedrängt hat. Zu Unrecht. Mit seinem jüngsten Werk, „Der Susan Effekt“, landet er wieder auf der Krimicouch und auch der noble Hanser-Verlag kann sich den Hinweis „Pageturner“ nicht verkneifen. Doch das fiebrige Seitenumblättern, um endlich den Ausgang zu finden, macht schließlich noch kein lesenswertes Buch.