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„Le Corsaire“ mit einmaligen Debuts

Davide Dato (Conrad), Nikisha Fogo (Médora): Ein großartiges Debut.

Einzigartig. "Le Corsaire" glänzt in der 30., für diese Saison auch letzten, Vorstellung von Manuel Legris Choreografie des romantischen Balletts mit Debuts in nahezu allen Solorollen. Einzig Ioanna Avraam hat der Rolle der Zulméa schon oftmals Gestalt gegeben. Die beiden Ersten Solotänzerinnen Nikisha Fogo als Médora und Natascha Mair als Gulnare reißen das Publikum ebenso zu Beifallsstürmen hin wie Davide Dato als Conrad und Tristan Ridel als Lanquedem. Sveva Gargiulo und Madison Young tanzen als bezaubernde Odalisken zum ersten Mal. Heldenhaft ist Arne Vandervelde als Birbanto für Masayu Kimoto eingesprungen.

Ein animiertes Publikum macht die Vorstellung nahezu zur circensischen Gala. Davide Dato, nach Birbanto und Lanquedem brilliert er auch als Conrad. Nach jedem Hüpfer wird applaudiert. So richtig heinein zieht ohnehin die einfache Handlung nicht, auch die Musik kann unter dem Dirigenten Valery Ovsyanikov nicht so romantisch aufblühen. Also hält man sich an die fulminanten Sprünge der Männer, die Variationen der Damen und die Pas de deux von Zulméa und Birbanto, Conrad und Médora.

Davide Dato, Erster Solotänzer, kann nun „Le Corsaire“ alleine mit den Damen tanzen. Sowohl als Birbanto wie auch als Lanquedem brilliert er, und hat nun mit der Titelrolle den Gesamtsieg errungen. Keine seiner vielen eindrucksvoll interpretierten Rollen, in die sich Dato nicht einfühlen kann, der er nicht eine persönliche Note verleiht. Mit Bühnenpräsenz und exzellenter Technik, Sprungkraft und Charisma ist der junge Italiener längst zum Liebling des Publikums avanciert.

Nikisha Fogo, die nach der Premiere von Manuel Legris zweiter Choreografie, Nikisha Fogo als Médora, einfach perfekt.dem Ballett „Sylvia“, für ihr Debut als Sylvia zur Ersten Solotänzerin ernannt worden ist, zeigt als Médora im ersten Akt von „Le Corsaire“ noch etwas steife Zurückhaltung. Im zweiten Akt, mit den beiden zentralen Pas de deux war das Lampenfieber gesunken, die ihr eigene Energie durchströmt den Körper und sie brilliert mit federnden Sprüngen und zierlichen Schritten auf Spitze. Im Adagio-Pas de deux ist sie eine hingebungsvolle, anschmiegsame Médora. Diese lässt über ihren neuen Liebhaber nichts kommen, fast wütend beschützt sie ihn vor dem verräterischen Birbanto, entreißt dem das Messer, ritzt ihn nicht nur, er soll ordentlich bluten. Das tut er dann auch, selbst wenn wir es nicht sehen können.

Perfekt präsentiert Tristan Ridel als Lanquedem dem Pascha und vielen Gaffern die geraubte Gulnare. Tristan Ridel beeindruckt mit seinem Debut als LanquedemRidel, seit 2012 im Corps de ballet, ist in kleineren Solorollen, etwa Eros in „Sylvia“, immer wieder aufgefallen, doch als bösartiger Sklavenhändler Lanquedem hat er mich wirklich überrascht. Der zart wirkende Tänzer entwickelt eine frappierende Sprungkraft und vergisst auch nicht, wen er darzustellen hat, einen richtig fiesen Sklaventreiber und Frauenräuber. Er darf sich nicht nur über den Applaus freuen, sondern auch über den Förderpreis des Ballettclubs, mit dem er Anfang Juni geehrt wird.

Natascha Mair ist eine hinreißende, temperamentvolle Gulnare und begeistert mit exakter, Natascha Mair (Gulnare), entzückendes Solo im animierten Garten. blitzschneller Beinarbeit. Als Solistinnen im Traum des Pascha, der einen tanzenden Blumengarten (Gelegenheit für den Auftritt der Elevinnen der Ballettakademie) sieht, zeigen beide Tänzerinnen perfekte Technik und anmutige Bewegungen. Das möchte ich auch über das Trio der Odalisken sagen. Nina Tonoli trippelt, springt und dreht mit Sveva Gargiulo und Madison Young (Rollendebut für beide) zu Adolphe Adams Musik aus seinem für den russischen Zaren komponierten Seeräuberballett „L’Écumeur de mer“.

Temperamentvoll und zierlich: Die  Odalisken Sveva Gargiulo, Madison Young, Nina Tonoli.  Danach, wenn der animierte Garten samt Ballerinen und Girlanden entschwunden ist, wird aufgeräumt. Man wartet auf den spektakulären Schiffsuntergang und auch dass man den Protagonisten sowie dem tapferen Ensemble, das ja immer wieder und wieder parat sein muss, kräftig applaudieren darf. Dieser, für heuer letzte „Corsaire“ war ein glänzendes Fest.
Wer noch nicht genug hat von der romantischen Geschichte nach einem Gedicht von Lord Byron (1788–1824), muss bis Dezember warten. Ab 21. Dezember 2019 steht das kaum für Kinder geeignete Ballett wieder im Programm des Staatsballetts. Vielleicht haben die Verantwortlichen in der Volksoper ein Einsehen und lassen den erfolgreichen „Peter Pan“ zu Weihnachten samt Wendy und Tinker Bell ins Nimmerland fliegen.

Manuel Legris: „Le Corsaire“, Choreografie nach Marius Petipa und anderen. Bühnenbild und Kostüme: Luisa Spinatelli; Licht: Marion Hewlett. Musik: Adolphe Adam und viele andere. Dirigent: Valery Ovsyanikov. Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Fotos: Ashley Taylor. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor