Geschrieben von Ditta Rudle .
Im Sommer wird der Journalist und Buchautor Takis Würger 40 Jahre alt und kann auf einen beachtlichen Preissegen zurückblicken. Seine Arbeit als Reporter des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sind ebenso ausgezeichnet worden wie seine literarischen Produkte. Der Journalistenjob hängt seit 2020 auf dem Nagel, Würger widmet sich dem Schreiben von Romanen. Der jüngste, Für Polina, ist ein Märchen für Erwachsene. Würger glaubt an die alles heilende Liebe, auch an das Lichtlein, das am Ende jeden Tunnels leuchtet und erzählt von der Macht der Musik.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Die niederländische Autorin Jente Posthuma berichtet so beiläufig wie humorvoll, so emotional wie lakonisch über Verlust, Einsamkeit und nicht enden wollende Trauer. Woran ich lieber nicht denke(Waar ik liever niet aan denk), Posthumas zweiter Roman, ist ein außergewöhnlicher Text, der viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren bietet.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Traurig und zugleich überaus witizig ist Christina Hesselholdts neuer Roman Til Lyden af sin egen tromme / Zum Klang seiner eigenen Trommel. In der deutschen Übersetzung heißt das köstliche Buch Venezianisches Idyll.Erzählt wird von Schwester und Bruder, die beide nicht so tun, wie die Eltern verlangen. Gustava, die Schwester, hat von allem genug und will sterben. Mikael, der Bruder, will sie retten. Die Berichte der Geschwister ergänzt ein selbstbewusster Erzähler. Präsent ist auch Gustav von Aschenbach aus Thomas Manns Novelle Der Tod in Venedig.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Lucy Barton wird von ihrem Ex-Mann überredet, ihre Wohnung in New York zu verlassen und mit ihm nach Maine ans Meer zu reisen. In der Großstadt wüte ein Virus, meint er, die Ansteckungsgefahr sei zu groß. Am Meer heißt der neue Roman der renommierten amerikanischen Autorin Elizabeth Strout.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Zaza Burchuladze, 50, ist ein georgischer Schriftsteller, der aus politischen Gründen mit seiner Familie nach Berlin emigriert ist. Er schreibt weiterhin auf Georgisch, Sybilla Heinze hat die atemlos hervorgesprudelte Philippika übersetzt. Allerdings richtet sich diese Tirade nicht gegen eine Person oder konkrete Missstände, sondern erzählt vom Verlust der Heimat, von Verzweiflung und immer wieder auch vom Schreiben. Wie ein Karussell dreht sich die Rede Zazas, also offenbar des Autors selbst, ständig im Kreis, kommt zu keinem Ende und fängt doch wieder von vorne an. Dieser Zaza ist beredt und gebildet, belesen und unglücklich.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Mit dem 5. Band der Abenteuer der Privatermittler Sam Berger und Molly Blom beendet der schwedische Bestsellerautor Arne Dahl die Serie. Vielleicht ist es der Abschiedsschmerz, der den Ton gegenüber den vorangehenden Bänden etwas gemildert hat. Doch wie in allen seiner Kriminalromane nimmt Arne Dahl auch in „Null gleich eins“ keinerlei Rücksicht auf der Leser:innen Schlafbedürfnis. Das Tempo steigert sich von Abschnitt zu Abschnitt, zum Atemholen gibt es kaum eine Chance.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Zufälliges Zusammentreffen bedeutet nichts anderes als zufälliges Zusammentreffen. Koinzidenz eben, nicht Zusammenhang, keine Ursache mit Wirkung. Dass mir gerade jetzt, nach der Lektüre des „Tell“ von Joachim B. Schmidt, dieses Buch in die Hände gesprungen ist, ist also lediglich einem zufälligen Blick auf den Stapel der Ungelesenen zu verdanken. Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass „Tell“ und „Junge mit schwarzem Hahn“ von Stefanie vor Schulte ungefähr in derselben Epoche spielen, als einige wenige geherrscht haben und viele hungrig und schmerzerfüllt auf dem trockenen Boden gekrochen sind. Auch der schnörkellose, harte, manchmal sogar kurzatmige Stil ähneln einander.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Spyderling ist eine Figur, die es gar nicht gibt, oder der (die, das?) Spyderling versteckt sich einfach und falls er sich am Telefon meldet, so ist das nur ein Hirngespinst der erzählenden Person. Diese nennt sich Daytona Sepulveda und entwirft Brettspiele, was anscheinend in der Zeit, in der der Text des Jungautors Sascha Macht spielt, hoch in Mode ist. Der unsichtbare Spyderling hat die Elite der Spieleentwerfer und -entwerferinnen in sein riesiges Anwesen in Moldawien (im Buch Moldau genannt) eingeladen. Und dort hängen die Auserwählten nun herum und warten. Nicht auf Godot, aber auf Spyderling, der ebenso wenig erscheint wie der von Samuel Beckett erdachte Unsichtbare.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Aufruhr unter den Naturwissenschaftlern, Archäolog:innen und Anthropolog:innen müssen sich mit „Einer neuen Geschichte der Menschheit“ auseinandersetzen. David Graeber, ein Publizist und Kulturanthropologe, und der Archäologe David Wengrow wittern Morgendämmerung und haben unter dem Titel „The Dawn of Everything. A New History of Humantiy“ ein dickes Buch verfasst, in dem sie beweisen, dass die Geschichte der Menschheit umgeschrieben werden muss. Die akribische Recherche samt aufregender Beweisführung ist von einem Dreierteam eilig übersetzt worden und Ende Jänner im renommierten Verlag Klett-Cotta mit dem Titel „Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit“ erschienen.
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Geschrieben von Ditta Rudle .
Zwischen Natur und Kunst, Ironie und ernsthaften Missionierungsversuchen, zwischen Spruchweisheiten und erdiger Erotik pendelt Thomas Sautners neuer Roman mit dem irritierenden Titel: „Die Erfindung der Welt.“ Irritierend, weil die Welt ja schon da ist und nicht erst erfunden werden muss, sie kann bestenfalls vermessen werden, aber diesen Titel hat bereits Daniel Kehlmann beansprucht. Und bei ihm ist auch drinnen, was draufsteht.
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