Von Ali Smith kann ich nicht genug bekommen. Ihre Geschichten sind aufregend und verwirrend, absurd und poetisch und oft mit einer kräftigen Prise Humor gewürzt. Zwölf davon, von der Autorin für die Originalausgabe 2003 selbst ausgewählt, sind als Taschenbuch erschienen. Wenn der Band ins Wasser fällt oder mit Sand paniert wird, macht das nichts. Nur liegen lassen sollte man diese ohne großen Aufwand einher kommenden kleinen Kostbarkeiten nicht. Da könnte man sie nicht mehr zum Wiederlesen hervorholen.
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Halbzeit für die Produktion des Choreografen und Tänzers Alexander Gottfarb, die seit 27. Jänner 2018 während der üblichen Geschäftszeiten hinter den großen Fenstern eines aufgelassenen Geschäftslokals in der Wiener Neustiftgasse stattfindet. In „Negotiations“ tanzen Tänzerinnen und Tänzer ohne Unterlass, die Türen stehen (zumindest jetzt, im Sommer) offen, man kann kommen und bleiben, so lange man will. Man darf gehen und wiederkommen, wann man will. Ein faszinierendes Unterfangen.
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Das französisch / österreichische Kollektiv Superamas hat das bei den Wiener Festwochen im Museumsquartier uraufgeführte Stück „Chekhov Fast & Furious“ mit jungen Menschen aus Wien, Amiens und Maubeuge (Frankreich) und Reykjavik erarbeitet. Chekhov (Tschechov) und sein Drama „Onkel Wanja“ dienen dabei nur als Vehikel, um über das Theater und das persönliche Befinden zu plaudern. Ein Palaver mit Bewegung, von jungen Beteiligten für junge Zuschauer*innen gestaltet. Der passende Ort der Aufführung wäre der Dschungel Wien, Theaterhaus für Kinder und Jugendliche, gewesen. Ich fand mich im Museumsquartier deplatziert.
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Elena Bottaro, Halbsolistin des Wiener Staatsaballetts, erhielt heuer den alljährlich vom Ballettclub Wiener Staatsoper & Volksoper gestifteten Förderpreis für junge Tänzer*innen. Ballettchef Manuel Legris lobte die junge sensible Tänzerin und meinte, sie hätte sein Herz berührt. Lange vortanzen musste die Absolventin der Scuola di Ballo del Teatro alla Scala nicht, Legris engagierte sie vom Fleck weg. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Adele Fiocchi und Sveva Gargiulo (ebenfalls in Mailand ausgebildet) wurde Bottaro 2017 zur Halbsolistin ernannt.
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Der volle Titel der Aufführung der Ballettakademie der Wiener Staatsoper, „Der Zauberlehrling und seine Freunde“ ist leicht irreführend. Denn diese „Freunde“ sind viele kleine Nummern, die gemeinsam einen Galaabend der Studierenden ergeben. Das kleine Ballett nach der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfang Goethe zur Musik von Paul Ducas ist nur ein Teil der Aufführung. Die Vorstellung, vor allem von Großeltern und Eltern der Auftretenden und am Vormittag von Schulklassen gut besucht, verlief ohne Pannen.
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Viel kann nicht schiefgehen, wenn ein renommierter Autor seinen Roman zu einem Drehbuch verarbeitet und zugleich bei der Drehortsuche berät. Ian McEwan hat nicht immer Lust dazu, doch wenn er denken muss: „Wenn ich es nicht mache, dann macht es ein anderer“, dann setzt er sich an den Schreibtisch. Für den Roman „Am Strand“ („On Chesil Beach, 2007), der Momentaufnahme einer Hochzeitsnacht, entstand so ein kongeniales Drehbuch, das Regisseur Dominic Cooke feinfühlig in Szene gesetzt hat.
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Der Tänzer und Choreograf Boris Charmatz schickt 23 Tänzer*innen auf die Bühne, um 10000 Gesten zu zeigen. Jede und jeder hat ihr / sein eigenes Gestenrepertoire, keine Geste darf sich wiederholen. Vom Publikum ist die Behauptung nicht zu verifizieren, weiß es doch nicht einmal, was Charmatz genau unter einer Geste versteht. So bevölkern die 23 Mitwirkenden, in unterschiedliche Kostüme gekleidet oder halb bis dreiviertel nackt, die Bühne und spulen ihr Vokabular ab. Das ist anfangs spannend, mitunter einschläfernd, für manche Zuschauer*innen hinreißend, für andere unwichtig.
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Die erfolgreiche norwegische Autorin Linn Ullmann schreibt über ihre Eltern, nennt sie aber nicht beim Namen. „Der Vater“ oder „Papa“ und „die Mutter“ sind nicht nur die Schauspielerin Liv Ullmann und der Theater- und Filmregisseur Ingmar Bergman, Linns Eltern, sondern zwei Menschen mit denen „das Mädchen“ aufgewachsen ist, die der Autorin Gelegenheit geben, über das Leben, das Erinnern, das Altern und auch das Schreiben nachzudenken. Ullmann hat einen vielschichtigen Roman vorgelegt, in dem sie von ihrer Kindheit und den letzten Wochen des Vaters in eindrucksvollen Bildern erzählt.
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Der evangelische Pastor Gábor Sztehlo (1909–1974) ist der Mittelpunkt einer Performance, die eine wahre Geschichte erzählt. Unter der Leitung von Tanja Witzmann hat ihr Team (Verein Auf Grund) und der dritte Jahrgang des diverCITYLAB mit „Gaudiopolis“ die Budapester Kinderrepublik wieder erstehen lassen. Die neun jugendlichen Darsteller*innen schlüpfen in die Haut von Zeitzeug*innen und nützen die Räume und den Hof des Volkskundemuseums in Wien, um zu berichten, was damals geschehen ist. Die Uraufführung der ambulanten Performance war durch die Anwesenheit von Mitwirkenden von Gaudiopolis, die teils lachend, teils mit Tränen in den Augen ihre eigene Geschichte neu erlebt haben, intensiv und berührend.
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Das Festspielhaus St. Pölten präsentierte mit dem Stück „Pixel“ der französischen Compagnie Kaefig die letzte Arbeit der Reihe Tanz/Ballett der Saison 17/18. Unter der künstlerischen Leitung des 1973 als Sohn algerischer Einwanderer in Lyon geborenen Choreographen Mourad Merzouki war eine faszinierende Kombination aus Hip-Hop, Street Dance, zeitgenössischem Tanz, Zirkus und einer Video-Installation zu erleben, die die Grenzen zwischen Wirklichkeit und virtuellen Realitäten verwischte.
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