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Impulstanz – Claudia Bosse: Weltmuseum

Claudia Bosse: Arbeit im Weltmuseum © Karolina Miernik

Das Genre der theorielastigen Performance dominiert dieses Jahr das ImpulsTanz Festival, das selbst sehr konzeptdominiert daher kommt. Da muss der Wiener Aktionismus wiederbelebt werden, damit Künstler_innen im Mumok auftreten können. Oder das kurz vor der Renovierung stehende Weltmuseum darf nicht einfach nur ein Spielort sein, nein, es muss gleich jedes Stück irgendeine inhaltliche Auseinandersetzung mit Bestand und Ausrichtung des Hauses bieten.

So auch „a second step to ideal paradise“ von Claudia Bosse / Theatercombinat. Beschrieben ist die Performance im Programmtext als „installative Arbeit von Claudia Bosse, die begehbare Erzählungen in einem Ensemble von sechs Räumen entlang der Themen sammeln, Sammlung und kulturelle Projektion; Territorium und Aneignung; Ideologie und Terror; Erotik und Anthropologie; Fetisch, Ritual und andere Gesellschaften herstellt“.
Die Performance besteht nun darin, dass in den Räumen jede Menge Zeug herumliegt und hängt, das mit den Besuchern in Interaktion treten soll, die zusätzlich noch aus Lautsprechern mit Texten in Englisch und Deutsch sowie Geräuschen berieselt werden. Aus den Museumsbeständen stammen antike Fotografien, Dokumente oder ausgestopfte Tieren, und dazu gibt es zahlreiche, vom Theatercombinat selbst angefertigte Objekte. Irgendwie geht es um eine Auseinandersetzung mit der ethnographischen Sammlung.

Das alles wird dann, wie man den Programmtext weiterlesend erfährt unter dem Titel „a third step to ideal paradise“ zur „Partitur für eine choreographierte Performance“. Die spielt sich so ab: alle Besucher sammeln sich auf einer Tribüne in der Halle des Museums und nehmen dort Platz. Dann wird man einzeln aufgerufen, um sich einer der vier Gruppen anzuschließen, die getrennt voneinander durch die relativ engen Räume geführt werden.
Damit daraus eine Choreographie werden kann, bedarf es noch sich bewegender Akteure. So kommen in die sprechende Installation die Performer dazu, in jedem Raum eine/einer. Sie agieren, sprechen Texte, robben am Boden, bewegen sich nach ihnen allein bekannten Mustern. So verhält es sich in jedem Raum, in dem man sich ewig lang aufhalten muss, bis man in den nächsten gebracht wird. Dorthin geht es durch finstere Zimmer, so dass man sich in einer Fahrt mit der Grottenbahn im Wiener Prater wähnt, wenn man vom Dunklen wieder ins gleißende Geflimmer der kitschigen Stanniolinstallationen kommt. Performerinnen in der Installaion

Natürlich ist alles sehr gescheit, was da so verhandelt wird, Terrorismus und IS und Gewalt und Ideologie und Sexismus und Ausbeutung und all das. Aber warum das performativ thematisiert wird, erschließt sich nicht, es fehlt leider jede Theatralität und Sinnlichkeit. Diese entsteht doch nicht einfach durch Klassifikation als Theater!
Und dann hat man all diese verkopften Aktivitäten in den letzten Jahrzehnten doch schon mehrfach, und oft besser, gesehen. Abgesehen davon, dass Tanz bei ImpulsTanz heuer obsolet zu sein scheint. Aber es geht doch um den Körper, um den Body! Diese Begriffe fallen auch ständig in der Performance.

Nein, so einfach ist das nicht. Es entsteht auch keine Choreographie durch die bloße Behauptung, dass das nun eine sei. Leider ist diese Performance nur langweilig, vor allem, wenn man an die zuvor gesehene Aufführung von Florentina Holzinger und Vincent Riebeek denkt, die in all ihrem Eklektizismus und ihrer Vordergründigkeit doch wenigstens den Body in realiter eingesetzt haben.

Claudia Bosse / theatercombinat: „a third step to IDEAL PARADISE“, Performance in der Installation „a second stept to IDEAL PARADISE“,  Weltmuseum im Rahmen von ImPulsTanz 2015.