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Parasol: Elizabeth Ward entert das Tanzarchiv

Als wollten sie eine Barkasse einholen, ziehen fünf junge Frauen an unsichtbaren Seilen. Die Tänzerinnen sind keine Matrosinnen, die Taue, an denen sie zerren, die sie loslassen und neu verbinden, führen in die Tanzvergangenheit. In der Choreografie A rolling hitch erforscht Elizabeth Ward mit der Tanzgruppe Parasol, was vom europäischen Tanzerbe geblieben ist. Nach drei Monaten Forschungs- und Probezeit war Premiere in der Halle G im Museumsquartier.

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Elina Lautamäki: Wundervolle Zeitverschwendung

Seit mehr als zehn Jahren belebt die finnische Sängerin und Musikpädagogin Elina Lautamäki die Performanceszene. Meist mit anderen in der Gruppe, doch wagt sie sich auch allein auf die Bühne. Was für eine wunderbare Zeitverschwendung / what a wunderful waste of timenennt sie ihre Performance, die sie ein Jahr nach der Premiere im Ateliertheater für zwei Abende wieder aufgenommen hat.

 

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Frans & Oleg: ein ernsthaftes, komisches Paar

Was ist Heimat? Wo sind wir zu Hause? Wo fühlen wir uns zu Hause? Mit der Performance Feeling of Home suchen Frans Poelstra und Oleg Soulimenko nach einer Definition von Heimat und Zuhause. Als Artisten in Residence haben sie dem heimatlichen Gefühl 2023 auf der Bühne in Leipzig nachgespürt. Am 27. 11. hat die heftig akklamierte Premiere im WuK stattgefunden.

Heute Abend Zirkus! Oleg Soulimenko und Frans Poelstra, Artisten in Residenz,  werben in Leipzig für Performance. Oleg & Frans oder Frans & Oleg, das klingt wie Laurel & Hardy (auf Deutsch billig und banal Dick & Doof genannt) oder Flanders and Swann, doch eigentlich sind die genannten Herren old fashion. Das Pingpong der Wörter gibt es nicht mehr, wäre zwischen Oleg & Frans auch ziemlich schwierig. Sie erzählen lieber Geschichten und spielen Fußball, werfen sich vielleicht auch eine Frisbeescheibe zu, als schwarz-weiß (dünn-dick, gut-böse …)-Duo aufzutreten ist nicht ihr Anliegen. Frans Poelstra und Oleg Soulimenko an der Arbeit. Oliver Stotz im Hintergrund. Poelstra und Soulimenko sind kein festes, aber ein fantastisches Bühnenpaar. Sie sind komisch, auch wenn (oder weil) sie keine Witze erzählen. Sie verbergen den Ernst geschickt unter fröhlichem Esprit und vor allem – und das ist außergewöhnlich in der ausgetrockneten Performanceszene – sprühen sie vor Charme und Spielfreude. Wenn ich „Oleg & Frans“ denke (noch einmal, damit kein falscher Eindruck entsteht: Das Duo gibt es nicht, es ist meine Konstruktion, pure Fantasie), fallen mir Walter Matthau und Jack Lemmon ein, The Odd Couple, das seltsame Paar, in der Filmkomödie von Gene Saks 1968, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Neil Simon. Frans Poelstra leistet Hilfestellung, damit Oleg Soulimenko souverän den Akkubohrer schwingen kann. Frans Poelstra leister Hilfe, wenn Oleg Sulimenki souverän den Akkubohrer schwingt.
Pardon für die Vergleiche, sie sind fehl am Platz, denn Oleg Soulimenko und Frans Poelstra sind einzigartig, allein oder im Doppel. In ihrem aufwändig gestalteten Stück (wie immer baut Oleg als begnadeter Heimwerker die Bühne als Teil der Vorstellung auf) träumen sie sich zurück in die Kindheit und nach vor in eine neue Heimat. Die ist, das wird schnell klar, auf der Bühne. Ob diese in einer windschiefen Pawlatschen aufgebaut is oder im Gelände einer aufgelassenen Spinnerei in Leipzig. „Residenz“ nennt das Schauspiel Leipzig seine Dependance in der alten Baumwollspinnerei, einem von Kultureinrichtungen genutzten Gelände, ähnlich der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Wien, die nach dem Umbau zum Kulturgelände unter „Brotfabrik Wien“ firmiert. In goldenen Hosen machen die Zwei ihre eigene Musik. Die Skulptur ist fertig gebaut. Die beiden Künstler sind keinesfalls „alte weiße Männer“, wie es im WuK-Programm zu lesen ist. Sie sind jung, fesch und in allen Hautfarben, auch wenn Poelstra, mit 70 der Ältere und Soulimenko, mit 64 der Jüngere, eine Brücke benötigen, um sich miteinander zu verständigen.  
Oleg Soulimenko kommt aus „einem sehr großen, weit entfernen Land, in das er nicht mehr zurückkann“ und wohl auch nicht mehr zurückwill. Frans Poelstra, in den Niederlanden geboren, spricht nicht Russisch, doch weil seine Muttersprache dem Deutschen ziemlich nahe ist, tut er sich damit leicht.
Soulimenko mit Gitarre hinter dem Spiegel, links Poelstra ohne Gitarre. Doch die Wörter sind nur ein Teil der Performance, sie machen Musik, mit Instrumenten, die sie nicht beherrschen, singen, obwohl kein Opernhaus sie engagieren würde; schaffen eine Skulptur, auch wenn keine Galerie sie ausstellen wird. Sie schwenken fantasievolle Fahnen und bauen fantastische Skulpturen, zeigen Bilder aus ihrer Kindheit, und es ist egal, ob sie echt oder erdacht sind. Sie unterhalten das Publikum multimedial, auf vielfältige Weise und regen es heimlich zum Nachdenken an.
Wenn sie sich in ihre goldenen Hosen zwängen, Oleg mit, Frans ohne Bauch, und die Hemden ausziehen, dann erinnern sie an die Zeiten, in denen nackte Haut auf der Bühne ein Tabu war.Rollentausch: Jetzt ist Poelstra der Gitarrist, Soulimenko bläst in den Gartenschlauch. In diesem Jahrhundert treten Tänzerinnen und Performerinnen scharenweise im Nacktkostüm auf. Das Nackerpatzl ist Usus geworden. Die Liste der Länder mit Zensur, wo Nacktheit auch im künstlerischen Kontext geahndet wird, ist recht lang.
Lässig und entspannt lassen die beiden Darsteller ihre durchdachte Show wie zufällig improvisiert aussehen. Doch, wie unter den komischen Dialogen, der fröhlichen Poesie und dem zärtlichen Humor jede Menge Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit versteckt ist, sind hinter dem geordneten Chaos und der scheinbaren Achtlosigkeit professionelle Arbeit, Engagement und die Lust am Spielen zu finden. Das Gefühl von Heimat, von Zuhause spüren Frans & Oleg, wenn sie auf der Bühne tanzen, singen, musizieren und plaudern.
Am Ende soll ein Konzert entstehen und dazu braucht das Doppel Hilfe. Der Komponist, Musiker und Zusammenarbeiter (Eigendefinition) Oliver Stotz erweitert das  Duo zum Trio. Und wenn das Licht ausgeht, brandet die Begeisterung hoch.

The Feeling of Home,27., 28. November 2024, WuK.
Konzept, Performance, Music: Oleg Soulimenko, Frans Poelstra, mit Unterstützung von Oliver Stotz
Fotos: © Susann Friedrich

Abgestaubt: Wissenschaft und Wischenschaft

Nach Erkundungsspaziergängen in unterschiedlichen Gehäusen bespielt das kreative Kollektiv spitzwegerich wieder einmal eine konventionelle Bühne und zeigen, dass sie Weltsich mit Staub befassen können, ohne staubig zu werden. Staub … a little mindblow hat am 28.11. im Theater am Werk Premiere gehabt.

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Arachne, die Spinnerin und das www

Der Verein zur Rettung der Dinge mit Peter Ketturkat und Karin Bayerle ist wieder im Dschungel Wien zu Gast und lädt zu einem Tauchgang in die griechische Mythologie ein. Von Arachne, der Weberin, wird erzählt, die Athene verärgert, und vom Hirten Paris, der den Göttinnen den Schönheitspreis verweigert, den goldenen Apfel Helena zuschupft und damit den Trojanischen Krieg auslöst. Arachneoder vom Anfang des World Wide Webist für Kinder ab 10 ebenso geeignet wie für Erwachsene.

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In die Sonne schauen

Die Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich widmet sich in ihrer jüngsten Performance dem strahlenden Himmelskörper, der Sonne. Die Uraufführung hat im Herbst im Festspielhaus St. Pölten stattgefunden, zweimal hat Uhlich Sonne im Dezember im Volkstheater gezeigt. Bis ins MuseumsQuartier war nach 80 prallen, aufwühlenden Minuten im ausverkauften Haus der Jubel zu hören.

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Das Meer hinter ihm, die Heimat vor ihm

21 Metronome ticken auf der weiß ausgeschlagenen Bühne und geben dem Theater-Publikum Zeit, über Odysseus, den Heimkehrer, zu sinnieren. Joachim Schloemer hat mit dem Ensemble des TAG diese Heimkehr des Kriegshelden inszeniert und choreografiert und zeigt den Heroen des Trojanischen Krieges aus neuen Perspektiven. Die Uraufführung des bewegten Theaterstückes Odyssee – Eine Heimkehr ist am 13.12. an der Gumpendorferstraße mit heftigem Applaus bedankt worden.

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Schatten an der Wand, Monster unter dem Bett

Mit Humor kann die Furcht vor drohenden Schatten, dunklen Räumen, seltsamen Geräuschen und auch die Angst vor dem Leben bekämpft werden. Als fulminantes Tanztheater mit Livemusik zeigt VRUM Performing Arts Collective, dass man sich mutig gegen die Angst stellen kann. Die Premiere von Das Leben macht mir keine Angst, ein Theaterabenteuer der besonderen Art, ist am 8.12. von einem begeisterten Publikum im Dschungel lautstark bejubelt worden. Zu Recht!

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Das Spiegelcabinet des Dr. Haring

Ein Spiel mit Buchstaben und Wörtern steht zu Beginn des neuen Zyklus der Company Liquid Loft / Chris Haring, L.I.F.E. Im Rahmen des ImPulsTanz Festivals ’23 war der erste Teil zu sehen: L.I.F.E. ist mit living in funny eternity entschlüsselt worden.  Der zweite Teil hat am 30. 11. im Tanzquartier Premiere gehabt: lost in freaky evolution lautet diesmal der Code. Luke Baio, Dong Uk Kim, Dante Murillo, Anna Maria Nowak und Hannah Timbrell spielen mit spiegelnden Matten und den Livekameras.

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Aurora fällt aus allen rosa Wolken

Es war einmal. So beginnt die Geschichte von der schlafenden Schönen, dem Dornröschen, die vor langer Zeit erzählt worden ist. Doch Aurora lebt heute und ist ein Teenager wie viele andere. Der Choreograf Andrey Kaydanovskiy erzählt mit dem Ensemble von TanzLinz ein altes Märchen als aktuelle Geschichte. Die Musik zum Ballett stammt wie zum 1890 uraufgeführten Ballett von Marius Petipa von Peter I. Tschaikowsky, mit einer dezenten Ergänzung durch elektronischen Klänge. Nach der Uraufführung des neuen Balletts am 23. Dezember ist nicht nur die höchst lebendige Aurora bejubelt worden. Auch das gesamte Ensemble, der Choreograf und das Bruckner Orchester unter Marc Reibel durften sich glücklich für den freudigen Applaus bedanken. 

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