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Bekannte Gestalten, Gemischte Beziehungen

Im vergangenen Jahr ist der amerikanische Schriftsteller John Irving 80 Jahre alt geworden, hat einen neuen Roman fertiggestellt, worüber er in ungezählten Interviews bereitwillig Auskunft erteilt. So erfahren seine Leserinnen, dass er vermutet, Der letzte Sessellift sei sein letzter Roman und, dass er für dessen Fertigstellung sechs Jahre benötigt hat.

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Erwachsenwerden ist auch für Hexen schmerzhaft

Eine Überraschung: Zita, eine junge Waise, die als Dienstmädchen ihr Leben verdient, erfährt, dass sie ein Schloss geerbt hat. Blackbird Castle gehört einer Familie Brydgeborn, so ist auch Zitas Familienname. Doch sie wird ihre Familie nicht wiedersehen, sie ist die Letzte dieser Dynastie, einer einst mächtigen Dynastie von Hexen. Die letzten Hexen von Blackbird Castle vereint Fantasie und Magie und handelt vom Erwachsenwerden eines naiven Mädchens, verpackt in gothic Fantasy.

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Für die Progressiven ist er ein lebender Skandal

Alain Finkielkraut, geboren 1949, wettert gegen den Feminismus, die Cancel Culture, gegen die Moralprotze und die Dauerempörten. Ohnehin schon lange, doch nun ist seine Essay-Sammlung „Vom Ende der Literatur. Die neue moralische Unordnung“, im Original mit dem Titel „L’après littérature“ 2021 erschienen, und man kann zustimmen oder sich empören, kalt lässt der französische Philosoph kaum jemanden. Finkielkraut, Sohn eines polnisch-jüdischen Lederwarenhändlers, der das KZ Auschwitz überlebt hat, liest sich vergnüglich, er will ein großes (natürlich vor allem französisches) Publikum erreichen und verzichtet auf die elitäre Sprache vieler seiner Kollegen / Kolleginnen. 

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Den Tod vor Augen, die Seligkeit im Herzen

Gestern einen Museumsbesuch absolviert und heute schon vergessen, was ich da gesehen habe. Wichtig war’s wohl nicht. Es braucht nicht einmal 500 Stunden, um auch den Namen des Malers zu vergessen. Ob man in 500 Jahren noch von ihm sprechen wird? Von Hugo van der Goes tut man es, zumindest in Brügge und in Berlin und auch zu Hause, wenn der Zwei-Kg-Band aus dem Regal genommen wird, um sich blätternd und staunend ins imaginäre Museum zu begeben. 

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Mit den Ahnen sprechen bis der Schmerz nachlässt

Die Tatsache, dass auch traumatisierende Erfahrungen, Gewalt, Schmerzen, Krieg, an die Nachfahren weitergegeben werden, ist für Ulduz Ahmadzadeh und die ATASH عطش contemporary dance company Anlass, eine Begegnung mit Großeltern und Eltern zu veranstalten. Ancestor’s Banquetheißt die Tanz-Performance im brut, die sich mit dem Erbe, das Kinder und Enkel von einer Kriegsgeneration übernehmen müssen, beschäftigt.

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Doppelter Fall aus der Zeit

Johann Sebastian Bachs Clavier Ubungbestehend in einer ARIA mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal mit 2 Manuale, bekannt unter dem nicht vom Komponisten geprägten Namen Goldberg-Variationen gibt der letzten Ballettpremiere in dieser Saison den Titel. Der Schweizer Choreograf Heinz Spoerli hat sein Ballett zu Bachs barockem Werk 1993 in die lange Reihe der Goldberg-Choreografien, von denen eine der jüngsten Anne Teresa De Keersmaekers Solo ist, gestellt. Das Wiener Staatsballett reiht das Werk nun in sein Repertoire.

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Die Toten gehen nicht, weil sie das Leben lieben

Ayanna Lloyd Banwo, 1980 in Trinidad geboren, hat bisher vor allem Kurzgeschichten veröffentlicht. Doch nun macht sie mit ihrem ersten Roman Furore: „Als wir Vögel waren“ ist der vielversprechende Titel einer Geschichte, die so farbig, so musikalisch und so sonnenwarm ist wie die Heimat der Autorin. Lloyd Banwo erzählt eine Liebesgeschichte, eine Gespenstergeschichte, eine politische Geschichte, eine Geschichte vom Tod als Teil vom Leben. 

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Kein Hafen ist sicher, die KI findet dich überall

Ein Thriller, so intelligent wie spannend, so gut erfunden wie aktuell. Anthony McCarten hat mit „Going Zero“ die besten Chancen, der literarische Hit des Jahres zu werden. Eine neu entwickelte Spionagesoftware soll im Test beweisen, dass jede Person aufgespürt werden kann, in welchem Loch auf der Welt auch immer sie sich versteckt. Zehn Testpersonen wurden ausgewählt, um die Allmacht von Fusion zu beweisen. Für den Entwickler Cy Baxter von „Fusion“ gilt, wenn alle Zehn innerhalb von 30 Tagen enttarnt werden, wird er Milliardär sein und auch mächtig.

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Die Gemütlichkeit des Bären oder den Reiz des Bösen

Das wird spannend: Sharon Eyal, Damien Jalet, Crystal Pite, Hofesh Shechter, Bobbi Jene Smith, Sasha Waltz zeigen in der kommenden Saison, 2023/24, zeitgenössischen Tanz. Nein, ach nein, nicht in Wien. Sie alle und noch einige mehr zeigen ihre Werke in Sankt Pölten. Aktuell, aufregend, möglicherweise auch manche Erwartung enttäuschend. Das neue Programm des Wiener Staatsballetts wird kaum jemanden enttäuschen. Bequem darf man sich zurücklehnen und den warmen Regen genießen. Nichts stört, nichts regt auf, nichts regt an. Alte Meister, die das Ballett im 20. Jahrhundert geprägt und erneuert haben, die man immer wieder gerne sieht. Die jungen Meister:innen fehlen, um zu sehen, was die umtreibt, wende man sich gen Sankt Pölten.

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Marco Goecke, Remedium gegen Langeweile

Der dreiteilige Ballettabend mit dem Titel „Im siebten Himmel“ birgt das Highlight zweier Saisonen: Marco Goeckes für das Wiener Staatsballett geschaffene Ballett „Fly Paper Bird“. Die Uraufführung war am 14. November 2021. Seitdem wurde „Fly Paper Bird“ siebenmal gezeigt, eine 9. und letzte Aufführung zeigt das Staatsballett am 13. April 2023. Danach gibt es mit der einzigen Premiere in der zweiten Halbzeit dieser Saison nur noch zwei Werke aus den Archiven Alter Meister.

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